Paderborns polnische Partnerstadt Przemysl nach Raketeneinschlag in Sorge

Paderborn/Przemysl. Sie ist eine echte Schönheit, die polnische Stadt Przemysl. Der Partnerort von Paderborn, mit rund 1.000 Jahren eine der ältesten Städte in Polen, liegt am Fluss San, malerisch eingebettet in das Karpatenvorland und gilt mit zahlreichen historischen Bauten als touristisches Highlight. Doch von dieser Unbeschwertheit sind die gut 60.000 Einwohner seit Monaten weit entfernt. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine fordert Przemysl in besonderem Maße heraus. Denn die Stadt liegt nur rund sieben Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Der jüngste Raketeneinschlag auf polnisches Gebiet, bei dem am Dienstag zwei Menschen starben, hat die Situation für die gesamte Grenzregion noch einmal verschärft. "Dies ist keine gewöhnliche Situation", zitiert Kamil Krukiewicz, Sprecher der Stadt Przemysl, den Stadtpräsidenten Wojciech Bakun auf Anfrage dieser Redaktion. Niemand, so sehe es der Stadtpräsident, könne angesichts dieser Vorgänge beruhigt sein. Viele Städte in der Region hätten Krisenstäbe einberufen und überlegten nun, wie sie mit der neuen Situation umgehen. Einstweilen habe sich die grundlegende Situation in Przemysl nicht wesentlich geändert, erläutert Krukiewicz. Natürlich würde der Raketeneinschlag in der Bevölkerung diskutiert. Man müsse aber auch bedenken, dass jener Ort rund 150 Kilometer von Przemysl entfernt liege. "Es gibt keinen Grund zur Panik für die Einwohner von Przemysl", betont der Stadtsprecher. Paderborns Bürgermeister drückt Mitgefühl aus Polizei und Grenztruppen arbeiteten seit Beginn des Krieges und gewährleisteten ein Maximum an Sicherheit für die Stadt und ihre Bewohner, so der Sprecher weiter. Man versuche zudem, unnötige Stellungnahmen seitens der Stadt zu vermeiden. Diese könnten missinterpretiert werden und so in den sozialen Netzwerken zu Fake News führen, die dort ohnehin in großer Zahl verbreitet würden, so der Stadtpräsident. Stattdessen verlasse man sich auf offizielle Erklärungen der übergeordneten staatlichen Instanzen, die für die Sicherheit zuständig seien. Paderborns Bürgermeister Michael Dreier (CDU) zeigt sich von den jüngsten Ereignissen tief beeindruckt. "Ich bin geschockt von dieser Entwicklung und trauere mit den Opfern und ihren Angehörigen", erklärte das Stadtoberhaupt auf Anfrage dieser Redaktion. Man stehe in engem Kontakt zur Partnerstadt Przemysl. Bei einem Besuch dort im April habe er die große Hilfsbereitschaft für die vielen ukrainischen Flüchtlinge gespürt. "Wir unterstützen unsere polnischen Freunde mit Spenden und Gütern, damit sie diese Situation meistern. So wie sie uns auch spontan geholfen haben, als im Mai der Tornado große Schäden in Paderborn angerichtet hatte", erklärte Dreier weiter. Die Hilfe aus Paderborn lobt auch Janusz Bugaj, Präsident des Freundeskreises Paderborn/Przemysl, der aus Paderborn enge Kontakte zur Partnerstadt hält. Gleichwohl bereitet ihm die aktuelle Situation Sorgen. "Das hat Schrecken und Angst verbreitet", beschreibt Bugaj die Lage vor Ort. Panik in der Bevölkerung nehme er allerdings ebenfalls nicht wahr. Auch Bugaj verweist darauf, dass es stabile Strukturen gebe, die sich sowohl um die Sicherheit der Menschen vor Ort als auch um die Betreuung der vielen Flüchtlinge kümmerten. "Alles tun, um diesen Krieg so schnell wie möglich zu beenden" "Bis zu 50.000 Flüchtlinge pro Tag strandeten dort", sagt Bugaj. Der Bahnhof von Przemysl sei eine wichtige Station zwischen der Ukraine und Polen. "Die Logistik, die der Stadtpräsident mit seinem Team entwickelt hat, war gut." Alle Geflüchteten seien registriert und gut versorgt worden, niemand sei auf der Strecke geblieben, so der Mediziner im Gespräch mit dieser Redaktion. Zurzeit kämen etwa 2.000 Flüchtlinge pro Tag aus der Ukraine in Przemysl an. "Jeder weiß, wo er sich melden muss." Dennoch hat Bugaj natürlich nur einen großen Wunsch: "Wir müssen alles unternehmen, um diesen schrecklichen Krieg so schnell wie möglich zu beenden." Millionen Menschen seien bislang vor den russischen Angriffen Richtung Westen geflüchtet, davon kam gut eine Million bislang in Deutschland an. Bis zu vier Millionen Flüchtlinge habe Polen seit Kriegsbeginn aufgenommen. Diese Massenflucht erinnere an den Zweiten Weltkrieg. Der Freundeskreis unterstütze alle Bemühungen für ein rasches Kriegsende. "Jede Initiative ist wichtig", appelliert Bugaj.

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