Energiekrise und Personalmangel: Jetzt reagieren auch Bäckereien in OWL

Die Bäckerei-Kette Stinges mit Sitz am Niederrhein hat mit ihrer Ankündigung 117 Filialen in Zukunft an Sonn- und Feiertagen zu schließen für Schlagzeilen gesorgt. Die steigenden Kosten für Gas und Strom, akuter Personalmangel und die Mehrbelastung wegen der Corona-Lage haben zu dieser Entwicklung geführt. Auch in OWL klagen Bäckereien über diese Probleme - mit Folgen für die Kunden. Stinges ist einer der größten Arbeitgeber am Niederrhein. Die mehr als 850 Angestellten hätten zahlreiche Überstunden in der Corona-Pandemie und der seit zweieinhalb Jahren angespannten Personalsituation angehäuft. "Viele von ihnen mussten immer wieder für ihre Kollegen und Kolleginnen einspringen und waren überlastet", sagten Inhaber und Geschäftsführer Willi und Leo Stinges der "Rheinischen Post". Auch die Energiekrise trifft die Betriebe hart. Die Bäckerei-Kette "Olsson", die insbesondere im Bielefelder Stadtgebiet vertreten ist, überlegt derzeit, ihre Öffnungszeiten zu verkürzen. Noch ist allerdings nichts konkret: "Derzeit haben wir bis 18.30 Uhr geöffnet. Weil der Kundenstrom gegen Abend sowieso abnimmt, denken wir derzeit darüber nach, eine Stunde früher die Türen zu schließen" erklärte Jörg Olsson, der das Familienunternehmen mit seinen Kindern führt. Auch seien als Reaktion auf die steigenden Gaspreise bereits Sparmaßnahmen beschlossen worden. Seine Filialen am Sonntag zu schließen, komme allerdings nicht in Frage. "Das ist unser umsatzstärkster Tag und würde auch für unsere Mitarbeitenden große Verluste bedeuten", weist er auf die Sonn- und Feiertagszuschläge hin. Benedikt Goeken, der Filialen der gleichnamigen Bäckerei in Paderborn betreibt, sieht Energiesparen als ein Thema, "das alle Branchen trifft, nicht nur uns". Seine Bäckerei passt die Öffnungszeiten abends individuell an. "Wir gucken dabei, wie die Frequenzen in den einzelnen Filialen sind", so Goeken. "Bei den Vorkassen-Standorten möchten wir spätestens um 19 Uhr schließen." Konditorei stellt Betrieb für eine Woche ein Diese Standorte, in Supermarkt-Gebäuden integriert, sind eine Besonderheit. "In Vorkassen-Zonen müssen wir oft bis 20 oder 21 Uhr geöffnet haben", erklärt Goeken. Das sei Vorgabe der Marktbetreiber. Infolge der Energiekrise hätten nun zum Beispiel Rewe und Combi ausnahmsweise erlaubt, das Bäckerei-Geschäft zu schließen, während der Supermarkt-Betrieb noch weiter läuft. Von dieser Maßnahme berichtet auch Bernd Austerschmidt, Inhaber der gleichnamigen Delbrücker Backstube mit mehreren Filialen in der Region. "Dort, wo es geht, reduzieren wir die Öffnungszeiten leicht, aber nicht flächendeckend", so Austerschmidt. Gänzlich schließen muss in dieser Woche der Betrieb von Jörg Kraume. Der Chef der gleichnamigen Bielefelder Konditorei muss seinen Cafébetrieb einstellen, weil seine Mitarbeiter ausfallen. &bdquo;In 50 Jahren gab’s das noch nie“, sagt er. Sein Verkaufsteam sei von einer Erkältungswelle erwischt worden, schrieb er am Sonntag auf Facebook. &bdquo;Es tut uns von Herzen weh, aber wir sind einfach zu wenig Leute, um den Betrieb vollumfänglich offen zu halten." Konsumflaute wird spürbar Die Bäckerei-Kette Bertermann, die insbesondere im Kreis Minden-Lübbecke vertreten ist, hatte schon vor der Energiekrise und während der Corona-Pandemie ihre Öffnungszeiten aus wirtschaftlichen und personellen Gründen angepasst. "Bertermann macht seinen Job", sagte der Gesamtverkaufsleiter Alexander Haß gegenüber dieser Redaktion. Einige Bäckereien berichten zudem von einer langsam spürbar werdenden Zurückhaltung beim Konsum von Brötchen. "Die Kunden greifen tendenziell eher zum günstigen Weizenbrötchen statt zum teureren Kürbisbrot", weiß Karsten Lamm, Filialenleiter der gleichnamigen Bäckerei-Kette Lamm und Mitglied der Bäckerei-Innung Bielefeld. "Das Kaufverhalten hat sich verändert. Kunden greifen eher zum Nötigsten wie Brot, Kuchen und Naschkram werden hingegen eher vernachlässigt", ergänzt Marcus Wulffhorst vom Vorstand der Bäckerei-Innung in Bielefeld.

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