Coronavirus kann Plazenta zerstören: Mehr Totgeburten durch Covid-19

Atlanta/Berlin/Bielefeld. Dass eine Infektion mit dem Coronavirus in der Schwangerschaft schwerwiegende Folgen für Mutter und Fötus haben kann, ist seit Langem bekannt. Eine neue Studie zeigt nun erstmals, was nach einer Infektion im Körper einer Schwangeren passieren kann. Demnach sind Totgeburten und Todesfälle nach der Geburt auf Infektionen der Plazenta und nicht des Fötus zurückzuführen, die eine ausreichende Versorgung des Kindes mit Sauerstoff und Nährstoffen verhindert. Das Kind erstickt im Mutterleib oder erleidet so starke Organschäden, dass es nach der Geburt stirbt. Um das Risiko dafür zu verringern, empfehlen Gynäkologen Schwangeren deshalb dringend eine Corona-Schutzimpfung, inklusive Booster. Nach der Untersuchung des US-Centers for Disease Control and Prevention, einer Behörde des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums, kommt es bei 1,3 Prozent der Schwangeren mit Covid-19 zu einer Totgeburt verglichen mit 0,65 Prozent bei nicht infizierten Schwangeren, was ein Anstieg des Risikos um 90 Prozent bedeutet. Nach einer Infektion mit der Delta-Variante kam es sogar vierfach häufiger zu Totgeburten.Plazentas von 64 infizierten Schwangeren untersucht Um herauszufinden, warum das Risiko für Totgeburten bei einer Infektion so stark ansteigt, haben 44 Forscher aus zwölf Ländern die Plazentas von 64 infizierten Schwangeren untersucht, deren Kinder vor oder nach der Geburt gestorben waren. In 30 Fällen konnten die Pathologen auch das verstorbene Kind obduzieren. Alle Mütter hatten sich nach Angaben von Studienleiter David Schwartz mit dem Coronavirus infiziert und waren nicht gegen Covid-19 geimpft, die Erkrankung der Mütter verlief jedoch in allen Fällen moderat. Vom Zeitpunkt der Infektion bis zur Totgeburt vergingen in der Mehrzahl der Fälle laut Schwartz jedoch nicht mehr als zwei Wochen.Das Ergebnis der Untersuchung ist nach Angaben des Studienleiters eindeutig: Bei allen untersuchten Mutterkuchen entdeckten die Forscher mehrere Merkmale für eine Infektion und bei allen verstorbenen Kindern führte Sauerstoffmangel zum Tod, weil das Virus die Plazenta angegriffen hatte. Schwartz bezeichnet das Ergebnis als &bdquo;sehr beängstigend“, da in vielen der untersuchten Fälle über 90 Prozent der Plazenta zerstört waren. Zwar können auch andere Infektionen die Plazenta schädigen, doch eine so konsequente und umfassende Zerstörung habe Schwartz nach eigener Aussage noch nie gesehen.Ob auch Infektionen mit der Omikron-Variante des Coronavirus das Risiko einer Totgeburt erhöhen, kann durch die Studie laut Schwartz nicht geklärt werden, da die Untersuchung vor dem Auftreten der hochinfektiösen Variante durchgeführt wurde. Die untersuchten Fälle stammen aus März 2020 bis September 2021 und betreffen vor allem Infektionen mit der Delta-Variante.Impfungen reduzieren das Risiko für Totgeburten Schwartz und sein Team leiten aus den Studienergebnissen ab, dass Corona-Schutzimpfungen das Risiko für Totgeburten senken können. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) Schwangeren ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel eine Impfung. Auffrischimpfungen werden laut Stiko allen Geimpften, einschließlich schwangeren und stillenden Frauen, mindestens drei Monate nach der letzten Impfung oder nach einer durchgemachten Infektion empfohlen. &bdquo;Schwangere sollten prioritär mit dem Vakzin von Biontech geimpft werden, da die Datenlage am solidesten ist“, heißt es in der Begründung.Angst vor Schäden durch Impfungen für Schwangere oder Ungeborene und Neugeborene müssen Frauen nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) nicht haben, da Nebenwirkungen bei Schwangeren nicht gehäuft auftreten und auch das Risiko für Früh- oder Totgeburten nicht erhöht ist. Anders als bei einer Infektion mit dem Coronavirus. Ungeimpfte Schwangere sterben häufiger als nicht schwangere Frauen im selben Alter &bdquo;Im Vergleich zu Frauen, die nicht schwanger sind, ist das Risiko einer intensivmedizinischen Betreuung sechsfach höher und eine Beatmung mehr als 23 Mal häufiger", erklärt eine DGGG-Sprecherin. Auch die Sterblichkeit sei bei Schwangeren erhöht, insbesondere wenn die werdenden Mütter älter als 35 Jahre alt sind oder an Vorerkrankungen leiden. &bdquo;Im Vergleich zu der altersentsprechend niedrigeren Gesamtmortalität führt Covid-19 bei Schwangeren zu einer bis zu 26-fach erhöhten Sterblichkeit."Auswirkungen kann Covid-19 auch auf die Schwangerschaft haben. &bdquo;Nach einer Infektion besteht ein bis zu 80 Prozent höheres Risiko für eine Frühgeburt. Bei schweren Krankheitsverläufen ist die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt mehr als vier Mal so häufig", sagt eine DGGG-Sprecherin. Zudem steige neben dem Risiko für Totgeburten auch die Gefahr, dass Neugeborene intensivmedizinisch behandelt werden müssen.Viele Schwangere lassen sich impfen Nach anfänglicher Unsicherheit lassen sich nach Angaben des Bielefelder Gynäkologen Rolf Englisch die meisten Schwangeren impfen und auch boostern. &bdquo;Es gibt noch Frauen, die sich lieber nach der Geburt impfen lassen möchten, und vereinzelt auch Impfgegnerinnen, die sich auch von Wissenschaft nicht beeindrucken lassen. Doch es sind zum Glück nur sehr wenige.“ Trotzdem wirbt der Vorsitzende des Berufsverbandes der Frauenärzte in Westfalen-Lippe nach wie vor bei all seinen Patientinnen für die Impfung. &bdquo;Die Impfung ist auch für schwangere und stillende Frauen sicher und wirksam.“

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