Experten fordern frühere Booster-Impfung - geht das in OWL überhaupt?

Bielefeld. Anfangs waren es sechs Monate, jetzt nur noch fünf - die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) hat die Frist der Grundimmunisierung bis zur Verabreichung einer Booster-Impfung verkürzt. Jetzt rät Virologe Christian Drosten in der ARD angesichts der raschen Verbreitung der Omikron-Variante sogar zu noch schnelleren Auffrischungsimpfungen. >>>Update: Booster-Impfung in NRW künftig früher möglich Doch viele Impfstellen in Ostwestfalen-Lippe achten sehr genau auf die Einhaltung der Fristen. Worauf bei den Booster-Fristen zu achten ist und wo in OWL schon vor der Fünfmonatsfrist geimpft wird - ein Überblick. Neben Drosten rät auch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) zu raschen Auffrischungsimpfungen. "Die derzeit verfügbaren Daten sprechen für eine sichere und wirksame Auffrischungsdosis bereits drei Monate nach Abschluss der Grundimmunisierung", sagte der EMA-Direktor für Impfstrategie Marco Cavaleri am Donnerstag. Biontech-Mitgründer Ugur Sahin hat sich ebenfalls für eine Auffrischung bereits ab drei Monaten nach der Zweitimpfung ausgesprochen. Für diese Frist gibt aktuell keine Stiko-Empfehlung. Ein wichtiger Grund gegen frühzeitiges Impfen, findet der Großteil der Ärzte und Impfzentren in OWL. Gesundheitsamt: Abweichungen der Frist nur in Einzelfällen "Wir appellieren an alle Patienten, Ruhe zu bewahren und nicht auf einen sofortigen Impftermin zu pochen. Grundsätzlich halten sich die niedergelassenen Ärzte der Region an die Stiko-Empfehlung, die vorsieht, dass eine Booster-Impfung nach sechs beziehungsweise in medizinisch begründeten Fällen, nach fünf Monaten erfolgen soll", erklärt Daniel Müller, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). In medizinisch begründeten Einzelfällen könne, nach Rücksprache mit dem Arzt, hiervon abgewichen werden. Der Impfschutz verschwinde auch nach sechs Monaten nicht auf Knopfdruck, betont der Sprecher zudem. "Die Praxisteams haben zunächst die Personengruppen im Fokus, die am vulnerabelsten sind und den Schutz der Auffrischungsimpfung vorrangig benötigen", appelliert Dr.Volker Schrage, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender. Dass indivduell über Verkürzungen der Fristen beraten werden muss, bestätigt auch das Gesundheitsamt NRW auf Anfrage von nw.de. Sprecher Carsten Duif betont zudem, dass dies nur in Praxen möglich sei. "Eine weitere Verkürzung des Impfabstandes ist nach ärztlichem Ermessen zurzeit ausschließlich bei niedergelassenen Ärzten möglich." Geltende Fristen in Impfzentren der Region In den Impfzentren der Region wird den Angaben zufolge viel Wert auf die Einhaltung der Frist gelegt. Im Kreis Gütersloh etwa sei eine Booster-Impfung unter keinen Umständen vor der Fünfmonatsfrist möglich, sagt Kreissprecher Jan Focken. "Wir orientieren uns an der Empfehlung der Stiko. Es hat schließlich Gründe, weshalb diese Kommission so entscheidet." >>>> Wo kann ich mich in OWL jetzt impfen lassen? Ähnlich argumentieren auch der Kreis Paderborn und der Kreis Lippe, die sich nach eigenen Angaben, exakt an die Fristen halten würden. "Wir bekommen auch Anfragen von Menschen, die nur noch einige Tage warten müssten. Aber auch in diesen Fällen machen wir keine Ausnahme", heißt es seitens des Kreis Lippe. Die Stadt Bielefeld ermögliche eine Drittimpfung nach fünf Monaten im städtischen Impfzentrum, erklärt Sprecherin Kristina Beermann. "Auch in den Impfstellen des PVM, als beauftragter Partner der Stadt, wird genauso verfahren." Grundsätzlich entscheide aber jeweils der Impfarzt, wann eine Booster-Impfung sinnvoll ist. Bedeutet konkret, dass Einzelfall-Entscheidungen keinesfalls ausgeschlossen sind. Unter Umständen sind also frühzeitige Impfungen möglich. Im Kreis Herford werden Auffrischungsimpfungen ebenfalls ab dem 5.Monat nach Grundimmunisierung verabreicht. Das verkündete kürzlich die Kreisverwaltung. Zuvor hatte der Kreis penibel darauf geachtet, dass Impflinge die Fristen einhalten und schickte daraufhin sogar Menschen mit Terminen wieder nach Hause. Einzig der Kreis Minden-Lübbecke bildet die Ausnahme. "Auf Kreisebene gibt es keine einheitliche Regelung zur Booster-Impfung. Das muss jeder Arzt selbst entscheiden", erklärt eine Sprecherin des Kreises. Man sei sich aber sicher, dass es nicht auf ein bis zwei Wochen ankomme, sodass einige Menschen auch frühzeitig einen Pieks erhalten können. Anke Richter-Scheer, 1.Vorsitzende des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe und Hausärztin in Bad Oeynhausen, erklärt, dass sich die Hausärzte der Region, auch im Mühlenkreis, an die Stiko-Empfehlungen halte und in Einzelfällen individuelle Entscheidungen treffen. Empfehlungen für Unentschlossene Aber was ist nun, wenn die Booster-Impfung im Hinblick auf die Feiertage und das erhöhte Infektionsrisiko schon eher verabreicht werden soll? Ärztin Richter-Scheer empfehle weiter die Orientierung an den Stiko-Empfehlungen. Wer sich allerdings trotzdem schon vorher boostern lassen möchte, sollte darüber im Zweifel mit einem Arzt sprechen. "Wenn die Patienten den Wunsch haben, sich schon vor Ablauf der sechs Monate boostern zu lassen, sollten sie sich proaktiv an ihren Hausarzt wenden und über ihren Wunsch und die Gründe mit ihm sprechen." Derzeit sei die Nachfrage allerdings sehr groß, sodass Patienten etwas Geduld mitbringen müssten. Eine Übersicht der impfenden Arztpraxen in der Region finden Sie auf der Webseite der KVWL.

Meistgelesen