Pflege-Serie Pflegeversicherungen: Welche gibt es und welche braucht man?

Bielefeld. Wenn die Zeit gekommen ist, in der man sich intensiver mit der Pflege im Alter auseinandersetzt, kommt schnell die Frage auf, wie man sich am besten absichert. Und vor allem: Was die einzelnen Versicherungsmodelle überhaupt konkret bedeuten. Ein Überblick. Die Pflegeversicherung wurde am 1. Januar 1995 eingeführt. Es gilt eine umfassende Versicherungspflicht für alle gesetzlich und privat Versicherten. Der Beitragssatz liegt seit 2019 bei 3,05 Prozent des Bruttoeinkommens, bei Kinderlosen bei 3,3 Prozent. Alle, die gesetzlich krankenversichert sind, sind automatisch in der sozialen Pflegeversicherung versichert. Privat Krankenversicherte müssen eine private Pflegeversicherung abschließen. Diese Versicherung stellt für Bedürftige die Möglichkeit dar, selbst zu entscheiden, ob sie das Geld für die Beanspruchung einer professionellen Hilfe nutzen möchten oder dies an pflegende Angehörige als finanzielle Anerkennung bezahlen. Wer ist auf die Versicherung angewiesen? Unsere Gesellschaft wird immer älter. Den Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung zufolge wird in Deutschland die Anzahl älterer Personen (67 Jahre und älter) bis zum Jahr 2040 voraussichtlich auf knapp 21,5 Millionen steigen. Grundsätzlich ist das ein gutes Zeichen. Hat jedoch einen Nachteil. Ab dem 80. Lebensjahr steigt die statistische Wahrscheinlichkeit, auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, rapide an – auf rund 32 Prozent. Bedeutet: Je älter die Bevölkerung, desto höher die Zahl der Pflegebedürftigen. Dem Statistischen Bundesamt zufolge nehmen rund 4,1 Millionen Menschen jeden Monat Leistungen der Pflegeversicherung in Anspruch. Die meisten Leistungsempfänger, knapp über drei Millionen, erhalten ambulante Leistungen. Stationär gepflegt werden rund 818.000 Menschen. Oftmals ist es aber so, dass die verpflichtende Pflegeversicherung die Kosten für die Pflege nicht vollständig abdeckt. Aus diesem Grund besteht die Möglichkeit, zusätzlich Versicherungen abzuschließen. Ein Überblick über mögliche Ergänzungen in der Pflege-Vorsorge. Pflegetagegeldversicherung Zum einen gibt es die Pflegetagegeldversicherung, welche eine zusätzliche monatliche Zahlung darstellt, die nicht zweckgebunden, aber nicht auszahlbar ist. Die Beiträge werden auf Basis zur Verfügung stehender Statistiken über die Eintrittswahrscheinlichkeit der Pflegebedürftigkeit nach derzeitigem Kenntnisstand kalkuliert. Genauer gesagt: Gemeinsam mit der Versicherung wird ein fester Betrag vereinbart, der pro Tag aller Wahrscheinlichkeit nach benötigt wird. Da sich die Lebensbedingungen im Laufe der Zeit allerdings auch verändern können, überprüft das Versicherungsunternehmen den Kenntnisstand regelmäßig. Bei Beanspruchung der Versicherung entscheidet der Pflegegrad letztlich darüber, wie viel von dem vereinbarten Betrag ausgezahlt wird. In der Pflegetagegeldversicherung spielt es keine Rolle, wie die Pflege organisiert wird. Pflegekostenversicherung Weiter gibt es die Pflegekostenversicherung, welche sich in zwei Modelle unterscheiden lässt. Modell eins: Eine prozentuale Aufstockung der gesetzlichen Pflegeleistungen. Modell zwei: Eine halbe beziehungsweise volle Deckung der anfallenden Restkosten, die von der gesetzlichen Pflegeversicherung nicht übernommen werden. Meistens gilt zudem für die volle Deckung eine Jahresobergrenze. Die Beitragshöhe einer Pflegekostenversicherung bemisst sich bei Vertragsabschluss am Alter und Gesundheitszustand des zu Versichernden. Zweckentfremdete Leistungen werden nicht erstattet. Leistungen für die Pflege müssen zunächst ausgelegt werden. Die Rückerstattung erfolgt über einen Rechnungsnachweis. Pflegerentenversicherung Zudem gibt es die Pflegerentenversicherung. Diese bezahlt im Falle eintretender Pflegebedürftigkeit eine lebenslange Pflegerente, die vom Versicherungsnehmer flexibel festgelegt werden kann. Im Prinzip ist diese Versicherung also ein Sparvertrag in Kombination mit einer Versicherung. Je nach Grad der Pflegebedürftigkeit erhält der Versicherte unterschiedlich hohe Leistungen. Hier also die Faustregel: Je höher der Pflegegrad, desto höher der Geldbetrag. Die Leistung ist nicht abhängig davon, ob die pflegebedürftige Person zu Hause oder in einer stationären Pflegeeinrichtung versorgt wird – sie wird zur freien Verfügung ausbezahlt und kann sogar auch für Dinge verwendet werden, die nichts mit der Pflege zutun haben. Diese Versicherung wird nach dem Kapitaldeckungsverfahren angeboten. Bedeutet konkret: Die während der Laufzeit des Versicherungsvertrags aufgebrachten Beiträge des Beitragszahlers werden zusammengefasst und angelegt. Beim Eintritt des Versicherungsfalls wird dann das Vermögen zusammen mit den erwirtschafteten Erträgen als Ablaufleistung in einer Summe ausgeschüttet. Pflege-Bahr Zuletzt gibt es noch den Pflege-Bahr. Beim Pflege-Bahr schießt der Staat 60 Euro im Jahr zur gesetzlichen Pflegeversicherung zu – unabhängig vom Einkommen des Versicherungsnehmers und unabhängig davon, ob er privat oder gesetzlich pflegeversichert ist. Lediglich zehn Euro monatlich muss der Versicherungsnehmer mindestens bezahlen, um je nach Pflegegrad bei Eintritt der Bedürftigkeit zu profitieren. Doch nicht für jede Pflegezusatzversicherung erhalten Versicherte auch die staatliche Förderung. Bahr-Pflegeversicherungen müssen einige gesetzlich vorgeschriebene Bedingungen erfüllen, etwa dass die Höhe der Leistungen bei Versicherungsabschluss nicht höher sein darf als die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung im jeweiligen Pflegegrad. Das Bundesgesundheitsministerium weist in einem Beitrag darauf hin, dass es sinnvoll sein könnte, einen Vertrag mit dynamisierten Leistungen abzuschließen. Das heißt: Kommt es zum Leistungsfall, kann die versicherte Person frei über das Geld verfügen. Noch ein Vorteil, den diese Versicherung hat: Finanziell Hilfebedürftigen muss die Möglichkeit eingeräumt werden, den Vertrag rückwirkend zum Eintritt der Hilfebedürftigkeit zu kündigen oder ruhend zu stellen.

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