Mordfall Frauke Liebs: Der letzte Versuch einer verzweifelten Mutter

Bielefeld. Der Mord an der damals 21-jährigen Schwesternschülerin Frauke Liebs in Paderborn erschütterte 2006 nicht nur OWL - sondern ganz Deutschland. 15 Jahre später herrscht noch immer Ungewissheit. Doch Fraukes Mutter Ingrid Liebs hat nie aufgegeben - und holt jetzt zu einem letzten großen Versuch aus, doch noch für Klarheit in dem Fall zu sorgen. Lesen Sie auch: Frauke Liebs verschwand vor 15 Jahren - was ist mit ihr passiert? Sommer 2006: Weltmeisterschaft. Deutschland trägt das Turnier im eigenen Land aus. Noch heute wird vom "Sommermärchen" gesprochen. Doch für eine Familie spielt das keine Rolle. Es ist Dienstag, 20. Juni vor 15 Jahren. Schweden spielt gegen England - es ist das dritte Spiel der Gruppenphase. Frauke Liebs will mit ihren Freunden die Partie in einem Pub im Zentrum Paderborns schauen. Ihr Mitbewohner soll an diesem Abend wach bleiben, Frauke hat keinen Schlüssel zur gemeinsamen WG, nur wenige Gehminuten vom Pub entfernt. Während des Besuches ist irgendwann der Akku ihres Handys leer. Später - gegen 23 Uhr - macht sich Frauke auf den Weg in ihre Wohnung. Doch sie kommt nie an. Leiche im Wald entdeckt Sie ist verschwunden. Das Merkwürdige: Sie meldet sich immer wieder über ihr Handy bei Angehörigen. Ein paar Monate später herrscht dann traurige Gewissheit: Frauke wurde getötet - ihre Leiche wird in einem Wald bei Lichtenau, etwa 20 Kilometer von Paderborn entfernt, gefunden. Die Polizei ermittelt - doch bis heute ohne Erfolg. Der Täter ist noch immer nicht gefasst. Ingrid Liebs, heute 68 und wohnhaft im Kreis Minden-Lübbecke, hat die Hoffnung nie aufgegeben, den Mörder ihrer Tochter doch noch zu finden. So hat sie eine Website eingerichtet, auf der - auch anonym - Hinweise zum Verschwinden von Frauke gegeben werden können. Ein Unternehmer hat eine hohe Belohnung ausgelobt. RTL produziert Doku Nun ein weiterer Versuch - ein großer, medienwirksamer. Und vielleicht Ingrid Liebs' letzter Versuch? Denn 15 Jahre nach dem Verschwinden widmet sich RTL in einer Dokumentation dem ungelösten Fall. Sie soll laut Ingrid Liebs im November bei der Streaming-Plattform TVnow erscheinen. Zudem sei laut Ingrid Liebs auch eine Podcast-Serie über den Fall geplant. Am Mittwoch saß Ingrid Liebs bereits im Studio von SternTV, beantwortete Moderator Steffen Hallaschka Fragen. "Der letzte Versuch ist noch nicht vorbei", betont Ingrid Liebs später gegenüber nw.de. "Und ich hoffe, dass dieser Versuch erfolgreich ist." Sie wolle versuchen, so viele Menschen wie möglich zu erreichen. "Und vielleicht auch einen Mitwisser, der nach 15 Jahren sein Schweigen nun doch endlich bricht", sagt sie. Welches Geheimnis schlummert in den Akten? Dass das Verbrechen nicht zu den Akten gelegt wurde, betonen Ermittler immer wieder. Für Ingrid Liebs ruht der Fall sowieso nicht. Vor gut einem Jahr hat sie mit ihrem Anwalt Akteneinsicht beantragt - und vor wenigen Monaten tatsächlich bekommen - zumindest in Teilen. Zu dem Inhalt darf sich die Mutter nicht äußern. Nur so viel: "Die Einsicht hat Dinge angestoßen. Ich habe Verbindungen gesucht und zum Teil auch weiterverfolgt", berichtet sie. "Und ich habe Zusammenhänge erkannt, die womöglich weiterführen können." Generell sei einiges aus ihren eigenen Erinnerungen wieder zutage getreten, als sie die Akten lesen konnte. "Vieles, woran ich mich zuvor nicht erinnert habe." Ein Vorteil, denn: "Meine Erinnerungen kann mir auch die Polizei nicht abnehmen." Die Informationen aus der Einsicht seien nun bei den Ermittlern der Mordkommission in Bielefeld. "Und die muss jetzt ermitteln." "Ermittlungen ruhen nicht" Die Polizei in Bielefeld hatte während des Beitrags bei SternTV eine Hinweisnummer eingerichtet. Kamen heiße Tipps? Von der Polizei heißt es dazu, dass nach der Shows - wie zu erwarten - einige Hinweise eingegangen seien. Diese, so ein Sprecher, werden nun geprüft und fließen womöglich in die Ermittlungen ein. So oder so: "Die Ermittlungen ruhen nicht." Ingrid Liebs geht davon aus, dass der medienwirksame Versuch, den Fall wieder ins Rollen zu bringen, helfen wird. Und für deutlich mehr Informationen sorgt - auch über die eingerichtete Website. "Die Polizei ist darauf vorbereitet, dass es wieder mehr Hinweise geben wird."

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