Rechte Strukturen in OWL: Wie Musiker und Medienschaffende agieren

Bielefeld. Ostwestfalen-Lippe bietet verschiedenen rechten und rechtsextremen Gruppen, Parteien oder Personen ein Zuhause. Wir nehmen die Szene genauer unter die Lupe. In mehreren Teilen beleuchtet nw.de das rechte bis extrem rechte Spektrum in der Region - wie zum Beispiel rechte Youtuber oder rechtsextreme Musiker. Von wegen Hinterland Ostwestfalen! In der Region sind gleich mehrere rechte Youtuber aktiv - und der ein oder andere bekannte Szene-Musiker stammt aus dem Norden NRWs. Youtuber, Autor, Rocker Die wohl bekannteste Person aus dem rechten Medienspektrum dürfte Tim K. sein. K. kommt aus Horn-Bad Meinberg (Kreis Lippe) und ist Youtuber. Tim K. ist zudem ehemaliger Polizist und aktuell Chef der Rocker-Gruppe "Brothers MC Salt City". Bei Facebook etwa folgen dem vorbestraften Autor, der mehrere Bücher schrieb, an die 300.000 Menschen. Seine Videos erreichen Klicks im sechsstelligen Bereich. Immer wieder äußert er sich deutlich gegen Flüchtlinge oder die deutsche Politik, getarnt unter dem Deckmantel der Satire. Für Äußerungen gegen die Berliner SPD-Politikerin Sawsan Chebli musste er sich wegen Beleidigung vor Gericht verantworten, wurde aber freigesprochen. Rechtsmittel wurden zuletzt zurückgezogen. Laut NRW-Verfassungsschutz verbreitet K. "fremden- und flüchtlingsfeindliche Äußerungen. Migranten werden als Sündenböcke für sämtliche Probleme Deutschlands verantwortlich gemacht". Zudem, so schrieb es der NRW-Verfassungsschutz vor gut einem Jahr, vetritt Tim K. in seinen Videos immer wieder "das in der rechtsextremistischen Szene verbreitete Narrativ, wonach Deutschland vor einem Kollaps stehe, wenn sich das deutsche Volk nicht wehre". Er selbst bezeichnet sich als Gegner des Merkel-Regimes. Wenige Teilnehmer bei Veranstaltungen Zudem organisierte K. bereits einige Versammlungen, jedoch mit wenigen Teilnehmer. In Paderborn zum Beispiel kamen 2019 etwa 60 Teilnehmer. Mit seinen Rocker-Freunden patrouillierte er vor Jahren in Horn-Bad Meinberg in Kutten - ähnliches hatten die Biker nach den Vorfällen in der Kölner Silvesternacht in der Rheinmetropole während Karneval vor. Von der Bielefelder Polizei heißt es dazu, dass diese Aktionen zwar nicht mit Formen der sogenannten "Bürgerwehren" zu vergleichen sei. Allerdings: Die Aktionen seien "insbesondere aufgrund der erkennbar fremdenfeindlichen Ausrichtung sowie der Gefahr der Auseinandersetzung mit politischen Gegnern regelmäßig Anlass von polizeilichen Maßnahmen". Verschwörungsmythen bei Veranstaltung Mehrfach war er bereits Gast beim Alternativen Kulturkongress in Paderborn, einem Verein, der dem mittlerweile aufgelösten Flügel der AfD zuzurechnen ist. Dabei ist durchaus zu erkennen, dass auch Verschwörungsglauben eine Rolle bei K. spielen. In einem Video, in dem sich der Vorsitzende des Kongresses mit dem Youtuber Tim K. unterhält, diskutieren die beiden über einen "tiefen Staat in Deutschland". Der Verschwörungsglaube des "Deep States" bezeichnet den Gedanken, es existiere ein "Staat im Staat", den eine verdeckte Macht regiere. Ein anderer Youtuber aus der Region, allerdings mit deutlich weniger Reichweite, ist "Aktivist Mann" aus dem Kreis Minden-Lübbecke. Er fiel jüngst vor allem mit Aufnahmen von Corona-Demos auf, unter anderem in Berlin, als Demonstranten den Reichstag stürmen wollten. "Aktivist Mann" war mitten drin. Für Videos traf er bereits einschlägig bekannte Personen, zuletzt den Sänger der rechtsextremen Hooligan-Band "Kategorie C". Auch "Aktivist Mann" hat offenbar eine gewisse Vergangenheit mit dem Alternativen Kulturkongress: Vor einigen Jahren verteilte er deren Flyer. Darüber hinaus nahm er, wie Fotos zeigen, zum Beispiel an einer Solidaritätsdemonstration für die verurteilte Holocaustleurgnerin Ursula Haverbeck teil. Rechtsextremer Rapper aus Gütersloh Und auch in Sachen rechtsextremer Musik ist OWL kein unbeschriebenes Blatt. Allen voran am bekanntesten dürfte Neonazi-Rapper "Makss Damage" (Julian F.) aus Gütersloh sein. Dabei gehörte F. erst ins linke Lager, rappte zum Beispiel über Lenin oder die RAF. Irgendwann kam der Sinneswandel, und er wurde zu dem Aushängeschild des rechtsextremen Raps. "Makss Damage" ist vorbestraft, etwa wegen Volksverhetzung. Seine Texte sind eindeutig rechtsextrem, rassistisch und antisemitisch. F. selbst ist offenbar dem Umfeld der Partei "III. Weg" zu verorten - trat bereits mehrfach bei Veranstaltungen auf. Als wohl typische rechte Musikrichtung ist der Rechtsrock zu nennen. So tauchen zwei Bands aus der Region in einer Liste der Landesregierung zu rechtsextremen Strukturen in NRW auf, zum einen die "Sense of Pride" aus Bielefeld, die sich aber offenbar bereits vor Jahren auflösten. Zum anderen die Band "Sleipnir". Diese hat ihren Ursprung in Gütersloh. Die Band hat es offenbar zu überregionaler Bekanntheit geschafft und spielten zum Teil auf internationaler Bühne, zum Beispiel in Spanien, Italien oder Frankreich. Mit "Christhunt Production" (Leopoldshöhe) ist zudem ein Versandhandel rechtsextremer Produkte in OWL ansässig. Andere Label oder Versandhandel wie "Wewelsburg Records" (früher Bielefeld) und "Z-Versand" (früher Clarholz/Kreis Gütersloh) haben ihren Sitz mittlerweile in andere Bundesländer verlagert.

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