500 Stipendien für Studenten in OWL: Krisenjahr wird zum Rekordjahr

Paderborn. Als das Coronavirus im Frühjahr 2020 auch Deutschland erreicht, rechnet das Team der Stiftung Studienfonds OWL mit dem Schlimmsten. &bdquo;Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Aussichten haben wir befürchtet, dass sich vor allem Unternehmen als Spender zurückziehen und die Suche nach neuen Spendern deutlich schwieriger wird", sagt die stellvertretende Geschäftsführerin Julia Kralemann. Doch es kommt anders: Im Krisenjahr 2020 kann die Stiftung erstmals in ihrer 15-jährigen Geschichte 500 Stipendien in einem Jahr an Studenten in Ostwestfalen-Lippe vergeben. Das Krisenjahr entwickelt sich zum Rekordjahr. Darauf hofft das Team auch in diesem Jahr. Ziel sind mindestens 550 Stipendien, denn die Not vieler Studenten ist groß. Der Studienfonds OWL vergibt an den Universitäten Bielefeld und Paderborn, der Fachhochschule Bielefeld, der Technischen Hochschule OWL sowie der Hochschule für Musik Detmold sogenannte Deutschlandstipendien an Studenten mit herausragenden Leistungen. &bdquo;Wenn die Finanzierung für ein Stipendium in Höhe von 1.800 Euro pro Jahr von privater Seite steht, erhöht der Bund den Betrag auf 3.600 Euro. Jeder Stipendiat erhält so 300 Euro im Monat", erklärt Kralemann. Zudem vergibt die Stiftung Sozialstipendien, die aufgrund finanzieller oder persönlicher Bedürftigkeit vergeben werden. Den Stipendiaten wird monatlich eine Förderrate von jeweils 150 Euro ausgezahlt. &bdquo;Dieser Betrag setzt sich allerdings zu 100 Prozent aus privaten Fördergeldern zusammen. Eine Aufstockung durch Bundesmittel findet nicht statt", sagt Kralemann. Ziel für 2021: Mindestens 550 Stipendien In diesem Jahr soll der Stipendien-Rekord erneut geknackt werden. &bdquo;Unser Ziel sind mindestens 550 Stipendien", kündigt der Vorsitzende des Studienfonds OWL, Jürgen Krahl, an. Denn der Bedarf ist groß, wie die aktuellen Zahlen zeigen. Bis zum Ende der Bewerbungsphase für das Deutschlandstipendium am 5. Mai zählt die Stiftung 1.800 Bewerber. &bdquo;Wir haben jedes Jahr sehr viel mehr Bewerber als Stipendien, doch so groß war das Interesse noch nie." Nach Einschätzung Krahls lässt sich das große Interesse an Stipendien mit der wachsenden Not vieler Studenten aufgrund der Corona-Krise begründen. &bdquo;Es geht um Bildungskarrieren, die aufgrund wegbrechender Nebenjobs gefährdet sind", erklärt der Präsident der Technischen Hochschule OWL. &bdquo;Allein an der TH OWL sind 60 Prozent der Studenten auf einen Nebenjob angewiesen. Da die meisten Jobs in der Gastronomie oder im Einzelhandel jedoch weggebrochen sind, können sich viele Betroffene nicht mal mehr ihr WG-Zimmer leisten." Potenzial für 1.000 Deutschlandstipendien pro Jahr in OWL Trotz dieser großen Not können über den Studienfonds OWL nicht alle Bewerber mit Stipendien unterstützt werden. &bdquo;Doch das Potenzial für doppelt so viele Stipendien besteht, denn der Bund würde für Studenten der fünf staatlichen Hochschulen in OWL fast 1.000 Deutschlandstipendien zur Verfügung stellen", erklärt Krahl. Um dieses Ziel in den nächsten Jahren zu erreichen, ist die Stiftung auf neue Spender angewiesen. &bdquo;Wir hoffen sehr, dass sich weitere Spender finden, die bereit sind in die Zukunft ihrer Region zu investieren, denn viele Studenten, die von außerhalb an die Hochschulen in OWL kommen, bleiben nach dem Studium." An der TH OWL sind es laut Krahl 50 Prozent der Studenten von außerhalb. &bdquo;Diese Entwicklung zeigt, wie wichtig die Nachwuchsförderung auch für Unternehmen ist." Auch Alumni engagieren sich als Förderer Neben vielen Unternehmen, die sich mitunter seit Jahren engagieren, zählen laut Kralemann vor allem Stiftungen zu den großen Spendern, wie die Carina Stiftung, die Goldbeck Stiftung oder die Heinz Nixdorf Stiftung. &bdquo;Engagiert zeigen sich zudem viele Vereine und Rotary Clubs und auch immer mehr Privatspender." Inzwischen engagieren sich auch Alumni der Stiftung mit Spenden. &bdquo;Das ist eine tolle Entwicklung, die unsere Arbeit bestätigt", sagt Kralemann. &bdquo;Viele der ehemaligen Stipendiaten, sie sich bei uns melden, begründen ihr Engagement damit, dass sie etwas zurückgeben möchten, weil sie selber als Studenten stark von der finanziellen und ideellen Förderung profitiert haben." &bdquo;100 Prozent der Spenden kommen bei den Studenten an" Etwas zurückgeben an die nächsten Generationen oder an die Heimatregion, dafür entscheiden sich nach Angaben Kralemanns auch zunehmend Menschen mit einer Nachlassspende. &bdquo;Bei uns melden sich Menschen, die mitunter aus sehr persönlichen Gründen den Studienfonds nach ihrem Ableben unterstützen möchten", erklärt Kralemann. &bdquo;Das Engagement der Spender ist sehr vielfältig und wir sind sehr dankbar, dass sich von Jahr zu Jahr mehr Unternehmen, Vereine, Clubs, Stiftungen und Privatpersonen für eine Spende entscheiden." Insbesondere aktuell in Zeiten so großer Unsicherheit in allen gesellschaftlichen Bereichen. &bdquo;Das beweist, wie wichtig unseren Spendern die Nachwuchsförderung ist, wenn sie auch in Krisenzeiten am Ball bleiben", ergänzt Krahl. Vertrauen spielt dabei nach Einschätzung Kralemanns eine entscheidende Rolle: &bdquo;Jede Spende, unabhängig davon, ob sie für ein Stipendium reicht, kommt zu 100 Prozent bei den Studenten an. Das ist unseren Spendern wichtig."

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