Corona-Impfungen für Kinder ab Sommer: Das sollten Eltern jetzt wissen

Berlin/Bielefeld. Während in den USA bereits Kinder ab zwölf Jahren gegen das Coronavirus geimpft werden, rechnen Experten auch in Europa mit einem baldigen Impfstart. Noch im Mai rechnen sie mit einer Zulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer für Kinder ab zwölf Jahren durch die Europäische Arzneimittel-Agentur, die laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Impfungen von Kindern ab Sommer auch in Deutschland möglich machen soll. Während Politiker schnelle Impfungen großer Teile der Altersgruppe fordern und den Impfstatus als Voraussetzung für den Schulbesuch diskutieren, warnen Kinderärzte und die ständige Impfkommission vor Eile. Eltern stehen nur vor der Frage: Soll ich mein Kind impfen lassen oder nicht? Antworten auf die wichtigsten Fragen: Wann können Kinder in Deutschland gegen das Coronavirus geimpft werden? Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rechnet damit, dass Kinder ab dem zwölften Lebensjahr im Sommer geimpft werden können. Voraussetzung sei die Zulassung des Corona-Impfstoffs von Biontech/Pfizer für Kinder ab zwölf Jahren durch die Europäische Arzneimittel-Agentur. Bereits zugelassen ist der Impfstoff für Jugendliche ab dem 16. Lebensjahr, doch bislang sind sie aufgrund der noch geltenden Priorisierung in der Regel nicht impfberechtigt. Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte in Deutschland (BVKJ) fordert jedoch neben der Zulassung des Impfstoffs möglichst zusätzlich eine Empfehlung der ständigen Impfkommission (Stiko), die jedoch noch dauern kann. Denn nach Angaben von Stiko-Chef Thomas Mertens steht vor einer generellen Impfempfehlung für Kinder &bdquo;eine sehr genaue Prüfung der Daten zu Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit der Impfung". Für Kinder brauche es unbedingt eine eigene Zulassung, da Kinder keine kleinen Erwachsenen seien. Gesetzlich nötig ist eine Stiko-Empfehlung jedoch nicht, wenn die Politik den Impfstoff nach der Zulassung freigibt. &bdquo;So wie bereits beim Einsatz des Corona-Impfstoffs von Astrazenca können Bundesländer Impfstoffe auch entgegen der Stiko-Empfehlung freigeben", erklärt Marcus Heidemann, Vorsitzender des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte in Westfalen-Lippe. &bdquo;Auch Grippe-Schutzimpfungen werden in manchen Bundesländern allen empfohlen, obwohl die Stiko sie nur Risikogruppen empfiehlt." Sollten Kinder gegen das Coronavirus geimpft werden? Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums sollten auch Kinder gegen das Coronavirus geimpft werden, um sie vor einer Infektion und den Folgen zu schützen. Auch die Kinderärzte in Deutschland befürworten Corona-Schutzimpfungen für Kinder, heißt es vom BVKJ. &bdquo;Die Studienergebnisse von Biontech/Pfizer deuten auf eine sehr gute Wirksamkeit und Verträglichkeit bei Kindern hin", erklärt Heidemann. &bdquo;Außerdem haben Kinder das gleiche Recht wie alle anderen Bevölkerungsgruppen, vor Covid-19 und daraus entstehenden Komplikationen geschützt zu werden. Geimpft werden sollten Kinder allerdings nur nach Zulassung des Impfstoffs und möglichst mit Stiko-Empfehlung." Laut dem Bielefelder Kinderarzt gibt es grundsätzlich drei mögliche Gründe für Impfungen bei Kindern: &bdquo;Als Eigenschutz, als Beitrag zur Herdenimmunität oder als Voraussetzung wie für soziale Teilhabe wie dem Schulbesuch." Im Vordergrund sollte nach Angaben des Mediziners stets der Eigenschutz stehen. &bdquo;Kinder erkranken nur in Ausnahmefällen schwer und sterben nur in absoluten Ausnahmefällen an Covid-19. Trotzdem erkranken in seltenen Fällen auch Kinder schwer. Zudem besteht die Gefahr für Langzeitschäden oder Folgeerkrankungen wie das pädiatrische inflammatorische Multisystem-Syndrom", erklärt Heidemann. &bdquo;Für Kinder mit Vorerkrankungen sind Impfungen wichtiger als für gesunde Kinder. Ein Grund für eine Impfung kann aber auch der Schutz kranker Angehöriger sein. In jedem Fall sollte der Entscheidung für eine Impfung ein Gespräch mit dem Arzt vorausgehen." Nach Angaben des Robert-Koch-Intsituts (RKI) mussten bislang etwa 4.500 Kinder in Deutschland nach einer Infektion mit dem Coronavirus im Krankenhaus behandelt werden. 68 Kinder mussten intensivmedizinisch versorgt werden und elf Kinder zwischen 0 und 17 Jahren sind an Covid-19 verstorben. Auch bei Kindern gilt laut RKI, dass das Risiko für schwere Covid-19-Krankheitsverläufe aufgrund von Vorerkrankung steigt. Einen Beitrag zur Herdenimmunität sieht der BVKJ nicht als primäre Aufgabe von Kindern an. Laut Stiko sind Impfungen von Kindern jedoch ein wichtiger Baustein auf dem Weg dort hin, da auch Kinder das Coronavirus weitergeben können. Ist eine Corona-Impfpflicht geplant? Nach Aussage von Bundesgesundheitsminister Spahn ist weder für Kinder noch für andere Bevölkerungsgruppen eine Impfpflicht geplant. Allerdings wird eine Corona-Schutzimpfung als Voraussetzung für die Teilnahme am Präsenzunterricht diskutiert, ähnlich wie bei der Masern-Impfpflicht als Voraussetzung für den Besuch von Kitas und Schulen. Das lehnt der BVKJ jedoch kategorisch ab. &bdquo;Die Entscheidung für oder gegen eine Corona-Schutzimpfung darf auf keinen Fall darüber entscheiden, ob ein Kind in die Schule darf oder nicht", sagt Heidemann. &bdquo;Das Risiko für eine tödliche Masern-Erkrankung ist bei Kindern deutlich höher, als ein tödlicher Covid-19-Krankheitsverlauf." Wo werden Kinder gegen das Coronavirus geimpft? Das steht nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums noch nicht fest. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) fordert ein pragmatisches Vorgehen mit Impfungen in Schulen oder Impfzentren. Das lehnen Ärzte jedoch ab. &bdquo;Wenn sich Eltern für die Impfung ihrer Kinder entscheiden, müssen die Impfungen in den Praxen der vertrauten Kinder- und Jugendärzte oder Hausärzte verabreicht werden", sagt Heidemann. &bdquo;Vor jeder Impfung müssen Eltern und Kinder individuell ärztlich beraten werden können, und zwar am besten von dem Mediziner, der das Kind kennt und seit Jahren behandelt." Können auch Kinder unter zwölf Jahren gegen das Coronavirus geimpft werden? Bislang noch nicht, doch nach Angaben von Biontech-Geschäftsführer Ugur Sahin läuft bereits eine Studie für Kinder unter zwölf Jahren. Im Juli rechnet Sahin mit Ergebnissen für die Altersgruppe zwischen fünf und zwölf Jahren und im September für die Altersgruppe zwischen sechs Monaten und fünf Jahren. Sahin ist zuversichtlich, dass die Impfstoffe auch für Kinder unter zwölf Jahren noch in diesem Jahr zugelassen werden können, weil die bereits vorliegenden Studiendaten für Kinder ab zwölf Jahren zeigen, dass der Impfstoff zu 100 Prozent vor einer Erkrankung schützt und gut verträglich ist. Auch mit Blick auf Impfungen von unter Zwölfjährigen warnen Stiko und Kinderärzte vor zu großer Eile. &bdquo;Kinder unter zwölf Jahre benötigen häufig andere Impfstoffmengen, da ihr Immunsystem anders reagiert, als bei älteren Kindern", erklärt Heidemann. &bdquo;Gute Daten zu Verträglichkeit und Sicherheit gehen bei Kindern immer vor Geschwindigkeit. Wir wollen auch Kinder schützen, aber jederzeit sicher."

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