Hohes Risiko für Schwangere, aber keine Impfung: Das könnte sich bald ändern

Bielefeld/Berlin. Mit der steigenden Zahl schwangerer Covid-19-Patientinnen, die so schwer erkranken, dass sie intensivmedizinisch versorgt werden müssen, wird der Ruf nach Corona-Schutzimpfungen von Schwangeren auch in Deutschland lauter. Während in den USA, Großbritannien, Israel, Belgien und anderen Ländern Schwangere sogar priorisiert Corona-Schutzimpfungen erhalten, hat sich die Ständige Impfkommission für Deutschland zuletzt im April gegen eine generelle Impfung von Schwangeren ausgesprochen. Trotzdem rechnen Frauenärzte bald mit einer Anpassung der Empfehlung. In OWL stehen die Praxen für Impfungen bereit. Das sollten Schwangere jetzt wissen: Wie gefährlich ist das Coronavirus für Schwangere?Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) sowie zehn weiteren gynäkologischen und reproduktionsmedizinischen Fachverbänden in Deutschland kann eine Infektion mit dem Coronavirus zu schweren Krankheitsverläufen bei Schwangeren führen. &bdquo;Im Vergleich zu Frauen, die nicht schwanger sind, ist das Risiko einer intensivmedizinischen Betreuung für Schwangere sechsfach und eine Beatmung mehr als 23 Mal häufiger", erklären die Verbände in ihrer Empfehlung für priorisierte Corona-Schutzimpfungen für Schwangere und Stillende. Auch die Sterblichkeit sei bei Schwangeren nach einer Infektion mit dem Coronavirus erhöht, insbesondere wenn die werdenden Mütter älter als 35 Jahre alt sind oder an Vorerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Adipositas leiden. &bdquo;Im Vergleich zu der altersentsprechend niedrigeren Gesamtmortalität führt Covid-19 bei Schwangeren zu einer bis zu 26-fach erhöhten Sterblichkeit", erklärt eine DGGG-Sprecherin. Zudem steige das Risiko für Erkrankungen während der Schwangerschaft, wie Thrombosen oder Präeklampsie, die Bluthochdruck und andere Symptome verursacht. Auswirkungen kann Covid-19 bei werdenden Müttern auch auf die Schwangerschaft haben. &bdquo;Nach einer Infektion mit dem Coronavirus besteht ein bis zu 80 Prozent höheres Risiko für eine Frühgeburt. Bei schweren Covid-19-Krankheitsverläufen ist die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt mehr als vier Mal so häufig", sagt die Sprecherin. Zudem sei auch das Risiko für Totgeburten erhöht. &bdquo;Im Vergleich zu Neugeborenen von nicht infizierten Müttern müssen Neugeborene von infizierten Müttern drei Mal so häufig intensivmedizinisch versorgt werden." Warum werden Schwangere in Deutschland trotz der Risiken nur in Ausnahmefällen geimpft?Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Schwangeren Corona-Schutzimpfungen, wenn sie an Vorerkrankungen leiden, die das Risiko für einen schweren Covid-19-Krankheitsverlauf erhöhen. Eine generelle Impfempfehlung für Schwangere gibt es nicht. &bdquo;Nach Angaben der Stiko liegen noch zu wenig Daten zur Anwendung der Corona-Impfstoffe vor", erklärt Rolf Englisch, Vorsitzender des Berufsverbandes der Frauenärzte in Westfalen-Lippe. Die Fachverbände in Deutschland empfehlen mit Blick auf Studien aus dem Ausland zu Wirksamkeit und Verträglichkeit von mRNA-Impfstoffen wie von Biontech/Pfizer bei Schwangeren jedoch, ebenso wie die Gesundheitsämter in den USA, Israel, Großbritannien und Belgien, priorisierte Corona-Schutzimpfungen für Schwangere. Englisch rechnet damit, dass sich die Stiko bald erneut mit der Empfehlung für Schwangere beschäftigen muss, wenn die Zahl der Schwangeren, die schwer an Covid-19 erkranken, weiter steigt. &bdquo;Doch solange die Stiko ihre Empfehlung nicht ändert, können wir Frauenärzte Schwangere weiter nur in Ausnahmefällen impfen." Impfen Frauenärzte gegen das Coronavirus?Die niedergelassenen Frauenärzte in NRW impfen, wie die Hausärzte auch, bereits seit fünf Wochen ihre Patientinnen sowie jeweils zwei Kontaktpersonen von Schwangeren gegen das Coronavirus. &bdquo;Auch dabei müssen wir uns weiter an die Priorisierungen halten, was den Impffortschritt zunehmend verlangsamt", erklärt Englisch. &bdquo;Niedergelassene Mediziner bekommen seit Wochen nur sehr begrenzte Mengen an Impfstoff, insbesondere von Biontech/Pfizer. Impfstoff von Astrazeneca erhalten wir auch, allerdings kann der in NRW weiterhin nur an über 60-Jährige verimpft werden und einige der Impfberechtigten lehnen den Impfstoff ab." Englisch fordert deshalb eine zügige Aufgabe der Priorisierung. &bdquo;In unseren Praxen könnten wir dann unsere Patientinnen im normalen Praxisalltag vor der geplanten Untersuchung impfen. Das würde die Impfgeschwindigkeit in Deutschland stark erhöhen und niederschwellige Impfangebote für die breite Bevölkerung ermöglichen. Das nützt allen."

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