Infektion trotz zweiter Impfung möglich - was das für Geimpfte bedeutet

Bielefeld. Zwei Meldungen der vergangenen Woche gegenübergestellt: Am späten Samstagabend lösen Polizei und Ordnungsamt eine Party von angehenden Ärzten und Lehrern in einer Hütte in Köln auf. Die verteidigen sich damit, dass sie geimpft seien. Mitte der Woche dann die Nachricht aus einem Bielefelder Klinikum, dass mehrere der Mitarbeiter trotz der erhaltenen zweiten Impfung positiv getestet wurden. Fühlen sich geimpfte Menschen zu sicher? Oder ist der Impfschutz eine Illusion? Impfung schützt nicht zu 100 Prozent Die Impfung bietet keinen 100-prozentigen Schutz vor einer Infektion mit dem Coronavirus, so das Robert-Koch-Institut (RKI). Die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna würden aber das Risiko zu erkranken nach derzeitigem Kenntnisstand um etwa 95 Prozent senken, Astrazeneca um 80 Prozent. "Bei einer Infektion trotz Impfung ist der Verlauf meist milder oder gänzlich symptomlos", erläutert das RKI, betont aber "es gibt auch schwere Verläufe". Und die, die trotz Impfung erkranken, können dann "auch später unter Long Covid leiden". Long Covid bedeutet Probleme mit der Lunge, neurologische Störungen oder Konzentrationsprobleme. "Der Schutz setzt auch nicht sofort nach der Impfung ein, und einige geimpfte Personen bleiben ungeschützt", so das RKI weiter. Laut der Definition des Instituts gelten Personen am 15. Tag nach der zweiten Impfung (bei Johnson und Johnson nach der ersten) als vollständig geimpft. &bdquo;Wir hatten bislang neun sogenannte Impfdurchbrüche, also festgestellte Infektionen nach einer Impfung", sagt der Bielefelder Krisenstabsleiter Ingo Nürnberger gegenüber nw.de. Dabei sei es in keinem der Fälle zu nennenswerten Erkrankungssymptomen gekommen. Studien weisen auf eine Versagensrate von etwa einem Prozent hin Zwei Forschergruppen haben Infektionsraten in Israel und den USA ausgewertet, um die Frage nach der Wahrscheinlichkeit einer Infektion trotz vollständigem Impfschutz beantworten zu können. Ihre Ergebnisse haben sie jetzt im New England Journal ofMedicine veröffentlicht. In beiden Fällen haben die Forscher die Anzahl der Erkrankungen unter Krankenhauspersonal trotz vollständigem Impfschutz untersucht. Bis zur Impfung hätten sich demnach am Hadassah Hebrew University Medical Center (HHUMC) ähnlich wie in der Bevölkerung um das Krankenhaus in Jerusalem zehn Prozent der Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert. Ab dem 20. Dezember waren 5.297 Angestellte mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer geimpft worden. 21 Tage später erhielten die, die sich in der Zeit nicht mit dem Virus infiziert hatten - 89,9 Prozent - ihre zweite Impfung. Laut den Forschern sanken die Infektionen schon nach der ersten Spritze nach der zweiten Wochen merklich. Nach der zweiten Impfung habe die Infektionswahrscheinlichkeit stark abgenommen. Konkreter beziffern das die Forscher, die das Klinikpersonals der Universitäten von California, San Diego (UCSD) und Los Angeles (UCLA) untersucht haben. Auch dort wurden die Angestellten ab Mitte Dezember mit Biontech/Pfizer geimpft. Zwischen dem 16. Dezember und dem 9. Februar seien dort 36.659 Beschäftigte im Gesundheitswesen mit der ersten Dosis geimpft worden. 379 Personen davon wurden mindestens einen Tag nach der Impfung positiv getestet. 28.184 Mitarbeiter erhielten auch die zweite Dosis. Davon wurden anschließend 37 positiv getestet - 22 innerhalb der ersten Woche nach der zweiten Dosis, acht in der zweiten Woche. Laut der Wissenschaftler lag das Risiko mit vollständigem Impfschutz an dem Coronavirus zu erkranken an der UCSD bei 1,19 und an der UCLA bei 0,97 Prozent. Viele offene Fragen Wie lange der Impfschutz anhält, ist noch unbekannt. Bereits Ende März vermutete Theodor Windhorst, der Leiter des Bielefelder Impfzentrums, im Gespräch mit nw.de, dass das Coronavirus vermutlich weiter unser Leben begleiten wird, weil es einer Influenza (Grippe) ähnlich sei. Das Influenzavirus wandelt sich im Laufe der Zeit, weswegen der Impfstoff jedes Jahr angepasst werden muss und die Impfung nur in der jeweiligen Saison den bestmöglichen Schutz bietet. Auch gegen eine Coronaerkrankung müsse also vermutlich regelmäßig nachgeimpft werden. Ebenso wenig weiß man, ob Geimpfte das Virus noch übertragen können, doch das ist die vielleicht entscheidende Frage für die Pandemie. Laut RKI ist davon auszugehen, dass die, die sich nach der Impfung infiziert haben, weniger Viren ausscheiden. "Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass Menschen nach entsprechender Exposition trotz Impfung symptomatisch oder asymptomatisch infiziert werden können und dabei SARS-CoV-2 ausscheiden." Also kein Schutz vor Ansteckung. Wie sollten sich Geimpfte verhalten? Die Ständige Impfkommission empfiehlt daher, auch nach der Impfung noch auf die Schutzmaßnahmen zu achten. Das heißt: Abstand halten, Maske tragen, Hygieneregeln einhalten und lüften. Auch die Forscher, die die Studie zu der Infektionswahrscheinlichkeit unter den geimpften Mitarbeitern im Gesundheitswesen in Kalifornien durchgeführt haben, betonen die Wichtigkeit dieser Schutzmaßnahmen, von einem täglichen Symptom-Screening und regelmäßigen Tests, bis eine Herdenimmunität erreicht ist. Ob damit das Coronavirus besiegt ist, oder zumindest das Restrisiko gering genug ist, um wieder ein Leben zu führen, wie es vor Corona war, ist die zentrale offene Frage. !function(){"use strict";window.addEventListener("message",(function(a){if(void 0!==a.data["datawrapper-height"])for(var e in a.data["datawrapper-height"]){var t=document.getElementById("datawrapper-chart-"+e)||document.querySelector("iframe[src*='"+e+"']");t&&(t.style.height=a.data["datawrapper-height"][e]+"px")}}))}();

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