Corona-Schutzimpfung für Genesene: Das müssen Betroffene wissen

Berlin/Bielefeld. Mehr als 2,5 Millionen Menschen haben inzwischen allein in Deutschland eine Infektion mit dem Coronavirus überstanden. Nach durchgemachter Infektion entwickeln Genesene Immunität, sie sind also gegen eine erneute Infektion geschützt. Können Betroffene also auf eine Corona-Schutzimpfung verzichten? Das müssen Genesene jetzt wissen: Nein, sagt die Ständige Impfkommission (Stiko), die derzeit davon ausgeht, dass genesene Covid-19-Patienten für mindestens sechs bis acht Monate vor dem Coronavirus geschützt sind. Laut einer Studie der Universität Sheffield in England besitzen Genesene im Durchschnitt einen 80-prozentigen Schutz vor einer erneuten Erkrankung. Aufgrund dieser Immunität, aber auch zur Vermeidung überschießender Nebenwirkungen und in Anbetracht des bestehenden Impfstoffmangels empfiehlt die Stiko Genesenen eine Corona-Schutzimpfung frühestens sechs Monate nach überstandener Infektion. Ein Anspruch auf eine Corona-Schutzimpfung besteht nach Angaben der Bundesregierung grundsätzlich unabhängig von einer bereits überstandenen Infektion. Genesenen reicht eine Corona-Schutzimpfung Zudem reicht nach Angaben der Kommission eine Impfdosis aus. &bdquo;Aufgrund der bestehenden Immunität nach durchgemachter Infektion kommt es durch die einmalige Boosterung durch die Impfung zu einer sehr guten Immunantwort", erklärt ein Sprecher der Stiko. Zu diesem Ergebnis kommen auch die Forscher der Universität Sheffield. Demnach erhöht sich bereits nach einer Impfdosis der Immunschutz von Genesenen deutlich und ist sogar besser, als bei Menschen, die bereits zwei Mal geimpft wurden, aber zuvor nicht mit dem Coronavirus infiziert waren. Eine zweite Impfung empfiehlt die Stiko Genesenen nur in den sehr seltenen Fällen einer erneuten Infektion nach der ersten Impfdosis. Allerdings sollte auch der zweite Piks frühestens sechs Monate nach überstandener Infektion erfolgen. Genesene leiden seltener unter Impfreaktionen Hinweise darauf, dass Genesene Corona-Schutzimpfungen schlechter vertragen als Menschen ohne eigenen Immunschutz, gibt es nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) nicht. Das gelte nicht nur für die Verträglichkeit der Impfung, sondern auch für Wirksamkeit und Sicherheit. Zu Impfreaktionen wie Schmerzen an der Einstichstelle, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen und Fieber kommt es laut RKI bei Genesenen sogar seltener. &bdquo;In den Zulassungsstudien der mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna sind auch Teilnehmer eingeschlossen gewesen, die bereits im Vorfeld eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht hatten", erklärt ein RKI-Sprecher. Wie vor jeder Impfung solle aber auch bei Genesenen vor der Impfung gegen Covid-19 geprüft werden, ob der Gesundheitszustand eine Impfung erlaubt. In den Impfzentren in OWL gelten abweichende Empfehlungen Für die Impfung von Genesenen können nach Angaben der Stiko alle zugelassenen Corona-Impfstoffe verwendet werden, aktuell sind das die Vakzine von Astrazeneca, Biontech/Pfizer, Moderna sowie auch von Johson & Johnson, der nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums ab April auch in Deutschland eingesetzt werden soll. Doch in den Impfzentren in OWL gibt es auch abweichende Empfehlungen. So empfiehlt der Leiter des Impfzentrums Bielefeld, Theodor Windhorst, Genesenen unabhängig vom Alter die Impfung mit mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer oder Moderna und nicht mit Vektor-Impfstoffen von Astrazeneca oder Johnson & Johnson. &bdquo;Für Genesene eignen sich mRNA-Impfstoffe besser, weil die Boosterung schwächer ausfällt als bei Vektor-Impfstoffen." Nach Angaben des Ehrenpräsidenten der Ärztekammer Westfalen-Lippe lassen sich so überschießende Nebenwirkungen eher vermeiden. Im lippischen Impfzentrum empfiehlt Leiter Ludger Böhlen Genesenen zwar die Impfungen mit allen zugelassenen Impfstoffen, abhängig vom Alter, jedoch nicht die Wartezeit von mindestens sechs Monaten. &bdquo;Entlang der Priorisierung impfen wir Genesene auch schon vier Wochen nach überstandener Infektion", erklärt der Internist. &bdquo;Solange nicht klar ist, wie lange die natürliche Immunität vor einer erneuten Infektion mit dem Coronavirus schützt, sollten sich auch Genesene dringend impfen lassen." Die Empfehlung der Stiko, sechs Monate abzuwarten, ist laut Böhlen vor allem auf ökonomische Gründe zurückzuführen, da Impfstoff weiterhin knapp ist in Deutschland.

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