Geimpfte Mediziner kritisieren Fehler beim Impfen

Bielefeld/Höxter. Seit Ende 2020 wird in Deutschland gegen das Coronavirus geimpft. Für die Aufbereitung und Verabreichung der Impfstoffe gibt es klare Vorgaben von den Herstellern, der Ständigen Impfkommission und den Bundesländern. In OWL berichten Bürger jedoch davon, dass Mitarbeiter in Impfzentren den Impfstoff lediglich unter die Haut spritzen wollten, obwohl die Impfstoffe aller Hersteller in den Muskel gespritzt werden müssen, damit sie richtig wirken. Was steckt dahinter? &bdquo;Bei meinem ersten Impftermin in der vergangenen Woche im Impfzentrum, musste ich die medizinische Fachangestellte davon abhalten, dass sie mir den Impfstoff unter die Haut spritzt", erklärt ein Mediziner aus dem Kreis Gütersloh, der anonym bleiben möchte. &bdquo;Die Fachkraft bildete mit ihrer linken Hand eine Hautfalte an meinem Oberarm und wollte mit ihrer rechten Hand die Spritze setzen. Da ich als Mediziner weiß, dass der Impfstoff in den Muskel gespritzt werden muss, habe ich sie gestoppt und um eine intramuskuläre Impfung gebeten." &bdquo;Keine Hautfalte bilden, da der Impfstoff so unter die Haut gespritzt wird" Der Mediziner hält den Fehler der medizinischen Fachangestellten zunächst für einen Einzelfall. &bdquo;Ich erklärte ihr dann das richtige Vorgehen und sah deshalb auch keine Veranlassung für eine Beschwerde. Doch wenige Tage später erzählten mir meine Schwester und mein Schwager von ähnlichen Vorfällen im Impfzentrum des Kreises Lippe." Ähnliches erlebt auch Allgemeinmedizinerin Dagmar Aßmann im Impfzentrum Bielefeld. &bdquo;Das richtige Vorgehen beim Impfen ist wichtig, damit der Impfstoff richtig wirken kann und, damit an der Einstichstelle möglichst wenig Schmerzen entstehen." Medizinische Fachkräfte, die impfen, sollten laut Aßmann die freie Hand auf dem Oberarm des Patienten abstützen und damit die Spritze halten, während mit der anderen Hand der Kolben der Spritze nach unten gedrückt wird. &bdquo;Auf keinen Fall sollte eine Hautfalte gebildet werden, da der Impfstoff dadurch lediglich unter die Haut gespritzt wird." Bestimmte Patienten sollten nach der Impfung die Einstichstelle komprimieren Ein weiteres Problem: &bdquo;Menschen, die bestimmte Medikamente zur Blutverdünnung nehmen, haben ein erhöhtes Risiko für intramuskuläre Blutungen. Als Schutz sollten Betroffene wie ich deshalb nach der Impfung zwei Minuten einen Tupfer auf die Einstichstelle drücken", erklärt Aßmann. &bdquo;Das wusste die Fachkraft, die mich geimpft hat, aber nicht. Sodass für die kurze Pause nach der Impfung weder Zeit noch Raum eingeplant waren." Die Mediziner aus OWL befürchten nun, dass bei dem Personal in Impfzentren Wissenslücken bestehen könnten. &bdquo;Das wäre problematisch, denn Menschen ohne medizinischen Hintergrund merken im Zweifel nicht, dass ihre Impfung nicht korrekt durchgeführt wird", sagt Aßmann. &bdquo;Medizinische Fachkräfte sind erfahren im Umgang mit Impfungen" Grund zur Sorge bestehe für Patienten in Impfzentren jedoch nicht, sagt der Leiter des Impfzentrums im Kreis Höxter, Jens Grothues. &bdquo;Natürlich kann in keinem Impfzentrum jede Impfung geprüft werden. Doch bislang sind mir keine Beschwerden bekannt. Außerdem sind medizinische Fachkräfte im Einsatz, die sehr erfahren im Umgang mit Impfungen sind", erklärt der Allgemeinmediziner aus Beverungen. Zudem seien die Vorgaben zur Aufbereitung und Verabreichung der Corona-Impfstoffe klar vorgegeben. &bdquo;Unabhängig vom Hersteller müssen alle Impfstoffe intramuskulär verabreicht werden." Klare Vorgaben gebe es auch für den Umgang mit Patienten, die bestimmte Medikamente zur Blutverdünnung nehmen, sagt Grothues, der sich auch als dritter Vorsitzender im Hausärzteverband Westfalen-Lippe engagiert. &bdquo;Erfahren wir Ärzte beim Aufklärungsgespräch, dass ein Patient besagte Mittel nimmt, wird das in seiner Akte rot markiert, damit die medizinische Fachkraft, die die Impfung verabreicht, den Patienten nach der Impfung darauf aufmerksam macht, dass die Einstichstelle für zwei Minuten komprimiert werden muss." Dieses Vorgehen sei eingeübt, da aktuell sehr viele Patienten geimpft würden, die Medikamente zur Blutverdünnung nehmen, ergänzt Grothues. &bdquo;Davon sind viele der Über-80-Jährigen betroffen."

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