Das Geschäft mit den FFP2-Masken: Steigende Preise wegen Pflicht?

Bielefeld. Die Nachfrage nach FFP2-Masken steigt und steigt und damit auch ihr Preis - das gilt im Onlinehandel sowie in stationären Apotheken und bei anderen Versorgern. Diese Anbieter bestimmen selbst, wie viel der Kunde für eine Maske bezahlen soll. Durch den Vorstoß Bayerns zur FFP2-Maskenpflicht im Nahverkehr und im Einzelhandel ist die Nachfrage nach diesem Schutz weiter gestiegen. Das bekommt auch Nordrhein-Westfalen bereits zu spüren. Nach Bekanntgabe der Pflicht seien erste Bestellungen aus Süddeutschland eingegangen, sagt Markus Wendler, Inhaber des Hilfsmittelversorgers PVM. Lieferengpässe gebe es deswegen aber nicht. "Wir kommen über die Händler an die Masken und haben uns frühzeitig darum gekümmert. Wir stellen die Versorgung der Einrichtungen sicher", sagt er. Einzig die Feiertage zum chinesischen Neujahrsfest könnten für Probleme sorgen, denn dann stehen die Produktionen dort mehrere Wochen still. "Der ganze Weltmarkt hängt an China", gibt Wendler zu bedenken. Kritik an Vergabeverfahren des Bundes Preislich soll sich bei ihm mindestens bis Ende März nichts ändern. Großkunden bekommen eine Palette mit 14.000 Masken bereits für 1,05 Euro netto das Stück. Auch normale Bürger können bei ihm eine Maske bestellen, 1,62 Euro kostet sie und wird - wenn gewünscht - zuzüglich Versandkosten auch nach Hause geliefert. Denn, so der PVM-Inhaber, die aktuelle Vergabe der kostenlosen FFP2-Masken laufe nicht optimal. Er kritisiert, dass ohnehin schon gefährdete Menschen vor der Apotheke warten müssten und bettlägerige Personen außen vor seien. Zudem sei das Verschicken der Gutscheine, mit denen sechs weitere Masken abgeholt werden können, teuer. Für Masken gibt es, anders als für verschreibungspflichtige Arzneimittel, in Apotheken keine Preisbindung. Deshalb hänge der Preis, zu dem die Apotheken die Masken verkaufen, vom Einkaufspreis ab, heißt es vom Apothekerverband Westfalen-Lippe. So seien im Frühjahr zu Beginn der Pandemie, als die Nachfrage weltweit hochschnellte und Masken ein knappes Gut waren, die Einkaufspreise explodiert. "Die Nachfrage regelt den Preis", sagt auch Apotheker Manfred Kesselmeier aus Paderborn. Doch für ihn stehen andere Aspekte im Vordergrund. Apotheker warnt vor Onlinehandel Durch die Pandemie habe es viele unseriöse Lieferangebote gegeben, sagt er. Diese wären zwar billiger gewesen - dies aber zulasten der Qualität. Und die habe bei den Apothekern höchste Priorität, so Kesselmeier. Denn Apotheker bestellen ihre Waren auf eigene Verantwortung. Da die Liefermöglichkeiten sehr unterschiedlichen seien, sei es ebenso wichtig, dass FFP2-Masken schnell nachgeliefert werden können. Erst an dritter Stelle entscheidet der Einkaufspreis. "Ich warne deshalb davor, die günstigste Maske im Onlinehandel zu kaufen", sagt der Apotheker. Genau dort sind die Preise für die Masken wegen der neuen Regeln in Bayern kurzzeitig in die Höhe getrieben worden. Dabei ist zu beobachten, dass viele Händler nachziehen, wenn ein großer Anbieter die Preise erhöht. Dahinter kann ein Automatismus liegen, muss aber nicht, erklärt Michael Schleusener, Experte für E-Commerce und Marketing von der Hochschule Niederrhein. In der Regel beobachte jeder Anbieter seine Mitbewerber ständig und entscheide strategisch, ob er zum Beispiel der billigste sein will. "Dann haben die Menschen erlebt, dass es etwas kostenlos gibt" "Kleine Beträge tun überproportional weh", weiß Schleusener. "Dagegen machen kleine Gewinne einen Riesenunterschied." Sollte es zu einer bundesweiten Tragepflicht von FFP2-Masken kommen, so spekuliert der Experte, spiele die aktuelle kostenlose Vergabe an gefährdete Menschen eine große Rolle: "Dann haben die Menschen erlebt, dass es etwas kostenlos gibt." Und das würde sie daran hindern, Masken zu hohen Preisen zu kaufen. Viel eher sei dann die Politik gefragt. Ob die Preise in Zukunft weiter steigen, hängt laut den Experten auch davon ab, wie sich die Einkaufspreise entwickeln. Denn die müssten, so der Apothekerverband, dann an die Kunden weitergegeben werden. Michael Schleusener glaubt jedoch nicht, dass diese Entwicklung lange nachhalten wird. Schließlich sei die Pandemie irgendwann auch vorbei.

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