Kinderbetreuung

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Zusätzliche Kinderkrankentage: Viele Fragen, keine Antworten

Weil niemand weiß, wie und wo die bezahlte Freistellung beantragt werden kann, rechnen Schulen und Kitas am Montag mit vollen Notgruppen.

Die Regierung hat Eltern zusätzliche Kinderkrankentage versprochen.  | © Pixabay (Symbolbild)

08.01.2021 | 11.01.2021, 19:35

Ab Montag sind alle Schüler in NRW zuhause und Eltern dringend angewiesen auf die versprochenen zusätzlichen Kinderkrankentage, die von der Regierung beschlossen wurden. Allerdings weiß niemand, wo und wie diese Tage beantragt werden können, geschweige denn, wer sie finanziert. Und so laufen die Drähte bei Kinderärzten und Krankenkassen heiß – das ist aber die völlig falsche Adresse.

„Wir wissen genauso wenig wie die Eltern", sagt Marcus Heidemann, Sprecher des Kinderärzteverbandes Westfalen-Lippe, und appelliert dringlich an Eltern, abzuwarten, bis es eine offizielle gesetzliche Regelung gibt.

Auch im Feld der Krankenkassen liegt der Ball nicht. „Über die Absichtserklärung der Bundesregierung hinaus liegen uns keine weiteren Informationen zu den geplanten Änderungen beim Kinderkrankengeld vor", teilt ein Sprecher des Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen auf Anfrage mit. Allerdings gehe man davon aus, dass die staatliche Maßnahme auch staatlich finanziert werde.

Normales Kinderkrankengeld nutzt nichts

Wann mit einer verlässlichen Rechtsgrundlage zu rechnen ist, bleibt auch am Freitag unklar. Auf Anfrage von nw.de heißt es vom Bundesgesundheitsministerium, dass der Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz eine gesetzliche Änderung im Sozialgesetzbuch erfordere. Diese sei aktuell in Arbeit. „Bis diese in Kraft ist, gilt die alte Regelung zum Kinderkrankengeld", teilt ein Sprecher mit. Die nutzt Eltern für die aktuelle Situation aber gar nichts. „Die Kinderarztpraxen können für gesunde Kinder keine Kinderkrankenbescheinigung ausstellen", so Kinderarztsprecher Heidemann.

Und so stehen Eltern am Wochenende vor den Schulschließungen im Regen. Die Konsequenz für viele dürfte sein, dass sie ihre Kinder am Montag in die Notbetreuungen von Kitas und Schulen geben – genau das Szenario, das angesichts der hohen Infektionszahlen dringend vermieden werden sollte. „Die Politik hat damit das Gegenteil von dem erreicht, was sie empfehlen: Nämlich neue Kontaktgruppen zu verhindern, um die Corona-Pandemie einzudämmen", sagt Nicola Stroop vom Landesverband allein erziehender Mütter und Väter NRW.

Auch Maike Finnern, Landesvorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW kritisiert die fehlende Gesetzesgrundlage. „Das hätte bis Donnerstagmittag geklärt sein müssen, damit Eltern und Arbeitgeber sich verlässlich organisieren können. So bleibt vielen keine andere Wahl, als die Kinder in die Notbetreuung zu schicken."