Corona-Zeiten taugen weder für Partys noch für Karneval

Es ist die große Nachricht vom Anfang der Woche: Der Karneval in Rio, ursprünglich geplant für den 10. bis 17. Februar dieses Jahres, kann nicht in gewohnter Form auf den Straßen stattfinden. Zu groß ist die Angst in der faszinierenden Metropole Brasiliens, dass dieses Ereignis, das im vergangenen Jahr gut zwei Millionen Touristen angelockt hat, zum Superspreader-Event wird. Und das in einem Land, in dem sich bis heute bereits 7,7 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert haben und knapp 230.000 dieser Infektion erlegen sind. Harte Probe für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf Die Absage des Großereignisses steht symbolhaft für den Ernst der Situation in allen Ländern der Welt, die von der Pandemie seit gut zehn Monaten durchgeschüttelt werden. Vom Geist der Ernsthaftigkeit getragen ist auch die Politikerrunde der Kanzlerin und der 16 Länderregierungschefs in Deutschland, die eine Fortsetzung und Verschärfung des aktuellen Lockdowns für die Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik beschlossen hat. Schwer treffen wird alle Familien mit Kindern die Tatsache, dass sich der Unterricht sowie die Betreuung der Jungen und Mädchen im Kita-Alter nun wieder zu großen Teilen auch im privaten Raum wird abspielen müssen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird in Zeiten der Pandemie auf eine ganz besonders harte Prüfung gestellt. Hinzu kommen die Verschärfung der Kontaktbeschränkung auf lediglich noch eine weitere, nicht im Haushalt lebende Person und Einschränkungen der Mobilität. In Kreisen, wo es einen Inzidenzwert von 200 und mehr gibt, sollen sich die Bürger ohne einen triftigen Grund nicht weiter als 15 Kilometer von ihrem Wohnhaus entfernen. Regeln, wie sie bereits der Freistaat Sachsen Mitte Dezember beschlossen hat. Und doch gibt es dort auch heute noch Inzidenzwerte von bis zu 500 wie etwa im Landkreis Meißen. Es ist richtig, Beschränkungen zu verhängen Das mehrt die Kritik der Menschen. Garantieren die neuen Einschränkungen, dass die Infektionszahlen auch wirklich dauerhaft und nachhaltig sinken? Eine Garantie, das wissen wir aus der Erfahrung der vergangenen Monate, dass bestimmte Einzelmaßnahmen alleine einen positiven Effekt bringen, gibt es nicht. Doch es ist richtig, auf vielen Ebenen, von Experten gewissenhaft beraten, Beschränkungen zu verhängen, die im Wesentlichen einem Ziel dienen, das zum Mantra dieser Wochen geworden ist: "Kontakte deutlich minimieren". So steht es auf der Homepage der Bundesregierung. Dieser Grundsatz, kombiniert mit einer Impfkampagne, die nun mit Hochdruck vorangetrieben werden muss, sowie der Einhaltung der allgemeinen Corona-Regeln, es ist der einzig erfolgversprechende Weg hin zu dauerhaft sinkenden Infektionszahlen und vor allem einer Entlastung des Gesundheitssystems. Vor allem aus letzterem Grund sind deshalb auch die Regierungschefs in Ländern wie Sachsen oder Thüringen zu der Auffassung gekommen, dass die Einschränkungen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens notwendig sind, um dieses System nicht an die Grenzen seiner Belastbarkeit zu führen. Sie waren vor noch nicht allzu langer Zeit hier anderer Meinung. Wir müssen noch einige Wochen durchhalten Das alles ist für unser Gemeinwesen eine Herausforderung historischer Dimension. Doch die Alternative, solche Einschränkungen zu früh zu lockern, sie würde unweigerlich ins Desaster führen. Denn noch kann niemand sagen, ob die wesentlich ansteckende Variante des Coronavirus, die aktuell in Großbritannien für großes Leid sorgt, sich auch in Deutschland ausbreiten wird (Einzelfälle gibt es ja bereits). Auch für diesen Fall muss unser Gesundheitssystem möglichst gut gewappnet sein. Hinzu kommt: Ein andauerndes Hin und Her zwischen Lockdownphasen und Lockerungen derselben wäre weiteres Gift für die ohnehin gebeutelte Wirtschaft, deren corona-geschädigten Branchen darauf hoffen, bis zum Sommer wieder gute Erträge erwirtschaften zu können. Noch sind die Todeszahlen durch die Infektion zu hoch und die Intensivstationen der Krankenhäuser zu voll, als dass man bereits ernsthaft über ein auch nur ansatzweise normales gesellschaftliches Leben nachdenken könnte. Wir müssen noch einige Wochen durchhalten. Die Digitalisierung erlaubt es uns in der Zwischenzeit immerhin, die Vereinzelung der Menschen ein wenig aufzubrechen. Allerdings müssen alle Maßnahmen, die in diesen Zeiten Grundrechte einschränken und wirtschaftliche Aktivitäten teilweise unmöglich machen, ständig auf den Prüfstand gestellt werden. Genauso, wie unser eigenes Verhalten. Im Moment ist keine Zeit für Party, das ist die bittere Realität. Und wir können sicher sein: Der Karneval, er wird, wie auch in Rio de Janeiro, im Jahr 2021 nicht Massen auf die Straßen Deutschlands locken dürfen. Stattdessen muss es uns gelingen, mit Disziplin und Solidarität die Infektionszahlen deutlich zu senken. Nur das kann die Basis für bessere Zeiten sein.

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