Überfüllte Wintersport-Gebiete

Winterbergs Bürgermeister fordert Ausflugsverbot, doch NRW lehnt ab

Die Sauerländer Stadt appellierte mehrfach, wegen der Corona-Pandemie auf Besuche zu verzichten. Trotzdem kamen auch am Mittwoch tausende Tagestouristen - viele von ihnen aus OWL.

Ein Skiläufer ging am Dienstag in Winterberg an geparkten Autos vorbei. | © picture alliance/dpa

30.12.2020 | 30.12.2020, 21:58

Winterberg (dpa/nit). Trotz verstärkter Kontrollen und Einschränkungen bei Parkangeboten hat sich der Ansturm von Tagesausflüglern auf das verschneite Winterberg im Sauerland am Mittwoch nur leicht verringert. "Es sind nur etwas weniger als am Dienstag", sagte eine Stadtsprecherin. Die Stadt erneuerte ihre Aufforderung, wegen der Corona-Pandemie auf Besuche zu verzichten.

Winterbergs Bürgermeister Michael Beckmann hat wegen des Besucher-Ansturms der vergangenen Tag nach eigenen Angaben erfolglos versucht, beim Land ein Ausflugsverbot für Tagestouristen zu erwirken. „Das wäre mein Wunsch gewesen, das gab es auch im Sommer in Mecklenburg-Vorpommern", sagte der CDU-Politiker der Rheinischen Post.

„Aus dem Gesundheitsministerium hat man mir aber gesagt, dass das nicht geht. Das gibt die Corona-Schutzverordnung von NRW nicht her", schilderte Beckmann. Die Stadt habe die Möglichkeit, ihre Straßen zu sperren. Das bringe aber nichts, da sich der Verkehr auf den Bundesstraßen staue. „Dazu kommt: Selbst wenn ein Ausflugsverbot rechtlich möglich wäre, würde man es praktisch nicht kontrollieren können. Man müsste dann jedes einzelne Auto anhalten und überprüfen, ob die Insassen aus Winterberg kommen, Verwandte besuchen oder Tagesurlauber sind", so Beckmann.

Konvoi mit tausenden Tagestouristen, vor allem aus OWL

In den vergangenen Tagen und auch am Mittwoch waren zahlreiche Tagesausflügler unter anderem nach Winterberg gekommen. Lange Staus waren eine Folge. Winterberg und auch Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatten dazu aufgerufen, dies nicht zu tun, um große Menschenansammlungen in der Corona-Krise zu vermeiden.

Bei der Anreise zu dem beliebten Wintersportort habe es jedoch auch am Mittwoch wieder zeitweise einen Rückstau auf der Autobahn gegeben, sagte ein Polizeisprecher. Laut Westfalenpost ist am vierten Schneetag ein Konvoi mit tausenden Tagestouristen vor allem aus OWL und dem Ruhrgebiet nach Winterberg gerollt. Zwischenfälle bei den Kontrollen auf Park- oder Maskenverstöße seien aber vorerst nicht gemeldet worden, teilt die Polizei mit.

Mehr Sicherheitskräfte im Einsatz

"Am Morgen dachten wir noch, die Leute sind vernünftig, aber jetzt spitzt es sich schon wieder zu", sagte die Winterberger Tankstellenbetreiberin Annika Dünnebacke am frühen Nachmittag. Wie schon am Vortag habe sie die Toiletten der Tankstelle geschlossen, weil angesichts der Schlangen von Nutzern Abstände und Hygiene nicht mehr zu garantieren seien.

Die Stadt Winterberg hatte am Dienstag wegen des enormen Besucherandrangs eine personelle Verstärkung des Ordnungsamtes, eine deutliche Erhöhung der polizeilichen Einsatzkräfte sowie den Einsatz von Sicherheitsdiensten angekündigt. Die Maskenpflicht wurde auf weitere Gebiete im Stadtgebiet ausgeweitet, und die Parkflächen wurden erheblich eingeschränkt. Webcams der Winterberger Skipisten sind abgestellt worden, um nicht weitere Besucher anzulocken.


❗️Mehr Ordnungsamt-Personal, zusätzliche Sicherheitsdienste, mehr Polizei, weniger Parkflächen, Maskenpflicht in...

Gepostet von Rathaus Winterberg am Dienstag, 29. Dezember 2020

Winterberg kann "keine eigenen Gesetze schaffen"

Auch auf ihrer Internetseite erklärt die Stadt Winterberg, warum sie nicht noch weitergehende Maßnahmen in Betracht zieht. Tagesausflüge seien in NRW nicht verboten, es bestehe auch keine Einschränkung der Reise- und Bewegungsfreiheit innerhalb des Bundeslandes, heißt es dort. "Winterberg kann sich da keine eigenen Gesetze und Regeln schaffen", so die Stadt.

Die Parkkapazitäten nicht nur einzuschränken, sondern die Parkplätze komplett zu schließen, sei keine Lösung. "Weil wir sonst durch das entstehende Wild-Parken ein Verkehrschaos verursachen, das außer Kontrolle geraten würde", heißt es in der Begründung.

"Wird sich nur langsam beruhigen"

Angesichts der konstanten Wetterlage im Wintersportort rechnet die Sprecherin der Wintersport-Arena Sauerland, Susanne Schulten, weiter mit Andrang. "Das wird sich nur langsam beruhigen - eine wirkliche Änderung gibt es wohl erst, wenn der Schnee weg ist oder nach dem Ende der Schulferien", sagte sie.

Appelle kamen auch aus der Städteregion Aachen: Besucher sollten auf Ausflüge an die Pisten in der Eifel verzichten. Die großen Menschenansammlungen erschwerten die Einhaltung von Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen und erhöhten das Risiko einer Ansteckung, hieß es am Mittwoch in einer Erklärung der Städteregion.