Ausflügler unterwegs

So will Winterberg den Besucheransturm eindämmen

Auch am Dienstag wurde der beliebte Wintersportort von Touristen überrannt. Die Stadt reagiert nun mit Maßnahmen.

Fußgänger und Schlittenfahrer sind am Dienstag auf einer Piste in Winterberg unterwegs.  | © Reuters

29.12.2020 | 30.12.2020, 10:48

Winterberg (dpa). Allen Appellen zum Trotz, Winterberg im Sauerland fernzubleiben, haben sich auch am Dienstag erneut zahlreiche Ausflügler auf den Weg in den beliebten Wintersportort gemacht. Die Stadt reagiert nun und will mit einem "massiven Maßnahmenpaket" den wiederholten Ansturm in den Griff bekommen.

Wie die Stadt am Dienstag mitteilte, sind etwa eine personelle Verstärkung des Ordnungsamtes, eine deutliche Erhöhung der polizeilichen Einsatzkräfte sowie der Einsatz von Sicherheitsdiensten geplant. Die Maskenpflicht werde auf weitere Gebiete im Stadtgebiet ausgeweitet. Außerdem sollen die Parkflächen erheblich eingeschränkt werden.

Vor allem aber hofft die Stadtverwaltung, dass sich möglichst viele Ausflügler gar nicht erst auf den Weg nach Winterberg machen. "Wir appellieren, zuhause zu bleiben und Kontakte zu reduzieren", sagte Bürgermeister Michael Beckmann (CDU). "Dies dient uns allen, wenn wir möchten, dass wir möglichst bald schon wieder Winter- und Freizeit-Spaß, Wander- und Bike-Urlaub bei uns in unserer schönen Region erleben möchten."

Wieder staute es sich

Zuvor war es auf der wichtigsten Zufahrtsstraße, der von Norden kommenden Bundesstraße 480, wieder zu Staus gekommen. Das Verkehrsportal des Landes NRW verzeichnete am Dienstagmittag zeitweise mehrere Verkehrsbeeinträchtigungen. In Winterberg selbst waren wie an den Vortagen alle Parkplätze restlos belegt. Eine Stadtsprecherin schätzte, dass in etwa so viele Menschen wie am Montag in die Stadt gekommen waren.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat an die Bürger appelliert, derzeit auf Ausflüge in den beliebten Sauerland-Ort Winterberg zu verzichten. "Große Menschenansammlungen erhöhen das Risiko einer weiteren Ausbreitung der Pandemie", mahnte er am Dienstag in Düsseldorf. "Mein Appell lautet daher: Bleiben Sie zu Hause!"

Laschet: "Bereit, Einsatzkräfte zu schicken"

Das Land unterstütze Winterberg bei allen notwendigen rechtlichen und polizeilichen Maßnahmen, um weitere Tagestouristen von der Anreise abzuhalten, sagte Laschet. "Wir sind bereit, auch kurzfristig mehr Einsatzkräfte zu schicken." Verstöße gegen Corona-Regeln würden konsequent geahndet. "Bei allem Verständnis für ein paar Stunden Auszeit in einer schönen Ferienregion wie dem Sauerland, erst recht in einer schönen Schneelandschaft: Jetzt gilt es, möglichst zu Hause zu bleiben."

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Stadt: "Tu Dir das doch nicht an"

Laut der Stadt Winterberg heiße das Gebot des Tages Kontaktvermeidung. "Wir lieben unsere Berge. Ihr auch. Aber in diesen Zeiten müssen wir diese Liebe ruhen lassen, denn der Ansturm führt zu Stau und zu Menschenaufläufen", erklärte die Stadt weiter. "Verstopfte Straßen, fehlende Parkplätze und viele potenzielle Kontakte. Wer will das schon! Tu Dir das doch nicht an." Die Stadt wies darauf hin, dass es keine Einkehr- oder Aufwärmmöglichkeiten gebe. In der Stadtmitte seien nur die öffentlichen Toiletten geöffnet.

Zahlreiche Tagesausflügler hatten bereits am Sonntag und Montag für ein Verkehrschaos mit überfüllten Parkplätzen und kilometerlangen Staus rund um die 13.000-Einwohner-Stadt gesorgt. Unter den Besuchern waren viele Familien, die zum Schlittenfahren gekommen waren. Am Dienstagnachmittag wollte die Stadt Maßnahmen gegen das Verkehrschaos vorstellen, die ab Mittwoch greifen sollen.

"Es ist die Hölle los"

Neben Winterberg hat jetzt auch die Eifelgemeinde Hellenthal schneehungrige Ausflügler gebeten, nicht mehr zu kommen. "So gerne wir die Gäste grundsätzlich haben, so appellieren wir jetzt an die Rücksichtnahme, möglichst nicht zu kommen", sagte Bürgermeister Rudolf Westerburg am Dienstag. Rund um die Orte Udenbreth und Hollerath seien alle Parkmöglichkeiten belegt, teilte die Gemeinde auf ihrer Internetseite mit. Dienstag sei bereits der vierte Tag in Folge mit einem "extremen Besucheransturm", so Westerburg.

Im Harz stauten sich die Autos in Ausflugsorten ebenfalls kilometerlang. Die Sprecherin des Harzer Tourismusverbandes, Christin Wohlgemuth, sagte, weiter oben sei "die Hölle los". Die Kennzeichen der Autos reichten von Berlin und Potsdam bis Bremen. Ein Sprecher der Polizei Goslar sagte, es sei so voll, dass die Menschen draußen die notwendigen Abstände nicht einhalten könnten.

Corona-Verstöße rund um den Fichtelberg

Während der Weihnachtstage herrschte auch in anderen deutschen Wintersport-Regionen reger Besucherbetrieb. Die sächsische Polizei stellte bei Ausflüglern rund um den Fichtelberg mehr als 100 Verstöße gegen die dort geltenden Corona-Regeln fest. Auch im Schwarzwald kam es zu Menschenansammlungen ohne ausreichende Abstände.

Nach einem starken Andrang in österreichischen Skigebieten haben die dortigen Behörden ihr Sicherheitskonzept verschärft. Dazu gehörten eine weitere Begrenzung der Parkplätze, mehr Platz zum Anstellen und mehr Ordner.