Arbeitsquarantäne: Infiziertes Personal in OWL-Kliniken?

Herford/Berlin. Die Zahl der Covid-19-Patienten in Krankenhäusern in Deutschland steigt gleichzeitig mit der Zahl der Infizierten und Kontaktpersonen, die in Quarantäne müssen. Die Folge: Der Druck auf das Personal in Kliniken steigt. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rechnet mit weiteren Fällen und eröffnet Kliniken in Notfällen eine Möglichkeit, die in vereinzelten Kliniken Deutschlands bereits praktiziert wird: Ärzte und Pfleger auch dann einzusetzen, wenn sie sich mit dem Coronavirus infiziert haben, aber keine Symptome zeigen. Ein Weg, um eine Unterversorgung von Patienten zu verhindern, der jedoch große Risiken birgt. Wie ist die Lage dazu in OWL? Zwei Mitarbeiter des Klinikums Herford erklären im Gespräch mit dieser Zeitung, dass die Personalnot mitunter so groß ist, dass auch infiziertes Personal weiter arbeitet, um die Versorgung der Patienten aufrecht erhalten zu können. Das Klinikum Herford weist diese Aussagen als falsch zurück. &bdquo;Wir setzen kein infiziertes Personal ein", erklärt Marco Kauling, Teil des Krisenstabs im Klinikum Herford. Für Kontaktpersonen kann es Ausnahmen geben Der Mediziner erklärt sich Aussagen der Mitarbeiter mit einer Verwechslung von Infizierten und Kontaktpersonen zu Infizierten. &bdquo;Letztere werden punktuell eingesetzt, aber nur mit Erlaubnis des Gesundheitsamtes." Für Kontaktpersonen kann das zuständige Gesundheitsamt eine Arbeitsquarantäne genehmigen, wenn der Arbeitgeber vorher einen Personalmangel anmeldet. Das bedeutet laut Kauling, dass Kontaktpersonen trotz angeordneter häuslicher Quarantäne zur Arbeit, jedoch sonst nirgendwo hindürfen. &bdquo;Das entscheidet aber nie der Arbeitgeber, sondern ausschließlich das Gesundheitsamt, und zwar für jeden Fall individuell." Corona-Ausbruch bei Tönnies machte die Arbeitsquarantäne bekannt Bekannt wurde die Arbeitsquarantäne in OWL nach dem Corona-Ausbruch bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück. &bdquo;Das ist eine unpopuläre Maßnahme, jedoch in Notfällen für systemkritische Bereiche wichtig. Eine Entscheidung darüber wird aber nie ohne Rücksprache mit den Betroffenen getroffen, es wird also niemand zur Arbeitsquarantäne gezwungen", sagt Kauling. Im Klinikum Herford falle die Resonanz darauf unterschiedlich aus. &bdquo;Viele machen mit, andere lehnen ab." Für Verwirrung sorgt laut Kauling zudem, dass Klinik-Personal nach dem Auslaufen der Quarantäne keinen weiteren Corona-Test benötigt. &bdquo;Betroffene müssen nach der Quarantäne nicht freigetestet werden. Sind sie symptomfrei, endet die Quarantäne. Treten Symptome auf, wird die Quarantäne verlängert." Andere Kliniken in OWL testen nach Quarantäne großzügig Darauf verlassen sich jedoch nicht alle Kliniken in OWL. In den Krankenhäusern der katholischen Hospitalvereinigung Ostwestfalen in Bielefeld, Herford und Rheda-Wiedenbrück wird auch bei Kontaktpersonen großzügig getestet. &bdquo;Erst nach zwei Negativtests kommt der Mitarbeiter in die Arbeitsstätte zurück. Mit diesem Vorgehen haben wir seit Mitte März sehr gute Erfahrungen gemacht und wollen das auch beibehalten. Das Streurisiko ist uns viel zu groß", erklärt Geschäftsführer Georg Rüter. Neben dem Klinikum Herford versichern auch andere große Kliniken in OWL, dass sie bislang kein infiziertes Personal einsetzen mussten, mitunter aber für Kontaktpersonen Arbeitsquarantäne beantragt haben. Das bestätigten auf Anfrage das Klinikum Bielefeld mit den Standorten in Bielefeld und Halle, das Franziskus Hospital Bielefeld, das evangelische Klinikum Bethel, das Mathilden-Hospital Herford, das Sankt Vinzenz Hospital Rheda-Wiedenbrück, die Mühlenkreiskliniken im Kreis Minden-Lübbecke, das Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen sowie das St. Vincenz-Krankenhaus Paderborn. Kliniken treffen seit Monaten Vorbereitungen Dort gilt für infiziertes Klinikpersonal bislang: &bdquo;Das Gesundheitsamt stellt die Covid-19-Erkrankten für den Zeitraum unter Quarantäne, in dem von einer Infektiosität ausgegangen werden muss. Erst nach Ablauf der behördlich angeordneten Quarantäne dürfen die Beschäftigten ihre Tätigkeit wieder aufnehmen", erklärt der Leiter der Hygieneabteilung im Klinikum Bielefeld, Johannes Kleideiter. In OWL ist die Lage also bislang auch ohne infiziertes Personal beherrschbar. Darüber herrscht große Erleichterung: &bdquo;Glücklicherweise waren die Mühlenkreiskliniken bislang noch nicht in der Situation, von dieser Ausnahmeregelung Gebrauch machen zu müssen", erklärt Sprecher Christian Busse. Um das auch künftig zu verhindern, sorgen die Kliniken vor. &bdquo;Bereits im März wurden Mitarbeiter für einen möglichen Einsatz auf der Intensivstation und in den Isolierbereichen geschult. Ihr Einsatz ist derzeit aber noch nicht erforderlich", erklärt der Geschäftsführer des St. Vincenz-Krankenhaus Paderborn, Josef Düllings. Zudem setzen Kliniken auf Unterstützung in der Kollegenschaft. &bdquo;Wir setzen bei unseren Mitarbeitern auf flexible Solidarität. Das bedeutet, dass Arbeitszeiten verlängert werden, denn der Anteil an Teilzeit-Kräften ist mit mehr als 40 Prozent sehr hoch", ergänzt Rüter.

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