Sicher unterwegs in Bus und Bahn: Geht das trotz Corona überhaupt?

Detmold. Die Angst vor einer möglichen Ansteckung mit dem Coronavirus in der Bevölkerung ist groß – vor allem in Bus oder Bahn. Seit Beginn der Pandemie vermeiden deshalb viele Menschen Fahrten im öffentlichen Nahverkehr. Verkehrsunternehmen beteuern deshalb immer wieder, dass der ÖPNV sicher ist. Doch stimmt das auch? Der Detmolder Hygieniker Jens Gieffers erklärt, wie wahrscheinlich Ansteckungen in Bus und Bahn sind und wie man sich davor am besten schützt. &bdquo;Es besteht eine realistische Wahrscheinlichkeit für eine Ansteckung mit dem Coronavirus in Bussen und Bahnen, wenn Hygienemaßnahmen nicht richtig umgesetzt werden", erklärt Jens Gieffers, Chefarzt des Instituts für Mikrobiologie, Hygiene und Laboratoriumsmedizin im Klinikum Lippe. Studien zur Ansteckungsgefahr im ÖPNV gebe es nicht, wohl aber zur Ansteckungsgefahr in Innenräumen, die zeigen, dass Aerosole länger in der Luft bleiben und damit zur Gefahr werden können. &bdquo;Ohne Abstand besteht ein Infektionsrisiko" &bdquo;Busse und Bahnen sind Innenräume, da es in der Regel keinen oder nur einen unzureichenden Luftaustausch gibt", sagt Gieffers. &bdquo;Wenn man dann über einen längeren Zeitraum keinen Abstand zu Mitreisenden halten kann und Passagiere keine oder schlechte Masken tragen, dann besteht die Gefahr sich bei einem Infizierten anzustecken." Wer regelmäßig mit Bus und Bahn unterwegs ist, weiß, dass das Passagieraufkommen seit Beginn der Pandemie deutlich gesunken ist. Mitunter sind ganze Abteilte leer, weshalb Fahrten im ÖPNV auf vielen Strecken deutlich angenehmer geworden sind. Doch auf stark frequentierten Pendlerstrecken oder Schulwegen sind Busse und Bahnen zu Stoßzeiten nach wie vor sehr voll. Durchsagen, die auf das Abstandsgebot hinweisen, klingen wie eine Farce, wenn man bereits weiß, dass der Nebenmann Tsatsiki zum Mittagessen hatte. Doch was bedeutet das für Menschen, die auf Fahrten in solchen Sardinenbüchsen angewiesen sind? &bdquo;Die beste Wahl im ÖPNV sind FFP-2-Masken" &bdquo;Wenn der Abstand zu Mitreisenden nicht eingehalten werden kann, dann kommt es auf die Qualität der Maske an", sagt Gieffers. &bdquo;Tragen ich und auch meine Mitreisenden qualitativ schlechte Masken, die auch noch schlecht sitzen, besteht ein Ansteckungsrisiko." Dieses Risiko lässt sich nach Angaben des Hygienikers jedoch deutlich reduzieren. &bdquo;Die beste Wahl sind in solchen Fällen FFP-2-Masken für Erwachsene und Kinder." Partikelfiltrierende Halbmasken, besser bekannt als FFP-Masken mit den Standards 1, 2 und 3, haben im Vergleich zu Einmal- oder Alltagsmasken eine wissenschaftlich nachgewiesene Schutzwirkung. &bdquo;Eigen- und der Fremdschutz sind nachgewiesen, weshalb das Ansteckungsrisiko schon fast ausgeschlossen werden kann", erklärt Gieffers. Nach Einschätzung des Hygienikers gibt es auch gute Alltagsmasken mit mehreren Lagen und einem guten Sitz. &bdquo;Doch die Qualität variiert sehr stark." Händehygiene ebenso wichtig wie Abstand und Masken Neben Abstand und Maske rät Gieffers im ÖPNV auch zu einer gründlichen Händehygiene. &bdquo;Beim Essen oder Trinken nimmt man auch in Bus oder Bahn mal die Maske ab, dabei sollte man stets darauf achten, dass man nicht mit den Fingern an den Mund greift." Vor allem dann nicht, wenn man sich vorher an einem Haltegurt festhalten musste. &bdquo;Die Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus über Kontaktflächen ist jedoch vergleichsweise gering, weil sich die meisten Menschen aufgrund der Maske deutlich weniger ins Gesicht fassen und damit auch weniger Viren über die Hände an Kontaktflächen verteilen." Während einer normalen Erkältungssaison sind Kontaktflächen ein deutlich größeres Problem. &bdquo;Erkältungsviren können so übertragen werden", sagt Gieffers.

Meistgelesen