Das sind die Rechte und Pflichten von Schülern beim Lernen auf Distanz

Immer wieder werden Beschwerden laut, dass Konzepte fehlen für das Lernen auf Distanz. Ein Bereich ist hier allerdings klar und ausführlich geregelt: die Rechte und Pflichten von Schülern. Sie sind festgehalten in der Zweiten Verordnung zur befristeten Änderung der Ausbildungs- und Prüfungsordnungen. Ihr liegt eins der wichtigsten Rechte von Kindern und Jugendlichen zugrunde: das Recht aller jungen Menschen auf schulische Bildung und individuelle Förderung. Deshalb gilt in NRW derzeit die Vorgabe, dass Präsenzunterricht absoluten Vorrang hat - solange Infektionsschutz und Kapazitäten das zulassen. Erst wenn hier alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind, sollen Schulen auf Unterricht mit räumlicher Distanz ausweichen. Müssen Schüler am Distanzunterricht teilnehmen? Die Antwort auf diese Frage lautet ganz klar: Ja. Oder, wie es in der Verordnung heißt: "Die Schülerinnen und Schüler erfüllen ihre Pflichten aus dem Schulverhältnis im Distanzunterricht im gleichen Maße wie im Präsenzunterricht." Auch hinsichtlich der Unterrichtsverpflichtung der Lehrkräfte und der wöchentlichen Stundenzeit ist der Distanzunterricht dem Präsenzunterricht gleichgestellt. Lediglich Vorerkrankungen, die einen besonders schweren Corona-Verlauf mit sich bringen würden und in Ausnahmefällen besonders schwere Erkrankungen von Angehörigen des selben Haushalts entbinden Schüler in Corona-Zeiten von der Pflicht des Schulbesuchs. So ist es in den Bestimmungen zum Unterricht nach den Herbstferien festgelegt. Das bedeutet: Schüler sind auch verpflichtet, online präsent zu sein, oder auf digitale Anfragen von Lehrern zu antworten. Und Eltern haben dafür zu sorgen, dass ihre Kinder dieser Verpflichtung nachkommen. Müssen Schüler am Distanzunterricht von zuhause aus teilnehmen? Oder gibt es die Möglichkeit, das auch beispielsweise aus einem Kurzurlaub heraus zu tun? In der Verordnung steht nichts davon, dass das verboten ist. Eine Anfrage beim NRW-Schulministerium ergibt aber auch nicht mehr Klarheit. In der Antwort heißt es: "Aus schul- und unterrichtsorganisatorischen Gründen ist eine gute Erreichbarkeit und daher ein ortsnaher Teilnahmeort zu empfehlen. Dies kann auch in der Schule selbst sein, wenn diese zum Beispiel Study Halls für Schülerinnen und Schüler anbieten, die zuhause nicht über die technischen Voraussetzungen für den Distanzunterricht verfügen." Wird Distanzunterricht bewertet? Ja. Die Leistungsbewertung erstreckt sich künftig auch auf die im Distanzunterricht vermittelten Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schüler. Die Leistungen, die Schüler hier erbringen, werden in die Bewertung der Gesamtleistung einbezogen. Auch schriftliche Arbeiten dürfen auf Inhalte des Distanzunterrichts aufbauen. Sie sollen aber, ebenso wie Prüfungen, im Präsenzunterricht stattfinden. Möglich sein sollen künftig aber auch weitere Formen von Leistungsüberprüfungen, die sich für Distanzunterricht eignen. Wie müssen Schulen die Durchführung von Distanzunterricht sicherstellen? Hier sind viele Passagen in der Verordnung schwammig gehalten. Klar ist: Schulleitungen müssen Distanzunterricht offiziell einrichten und darüber Schulkonferenz und Schulaufsichtsbehörde informieren. Sie sind dabei auch berechtigt, nur einzelne Schüler oder einen Teil der Schülerschaft für Distanzunterricht vorzusehen. Darüber hinaus müssen Schulen sicherstellen, dass alle Schüler ein gleichwertiges und chancengerechtes Lernumfeld haben. Müssen Schulen für die Ausstattung sorgen? Schriftlich festgehalten ist in diesem Zusammenhang nur die Bereitstellung von Räumen. Von der Ausstattung mit Endgeräten für digitalen Unterricht, eine wesentliche Voraussetzung für Chancengleichheit, steht in der Verordnung nichts. Auf Anfrage verweist das Schulministerium auf das Paket der Landesregierung zur Förderung von Lehren und Lernen mit digitalen Medien in Höhe von 350 Millionen Euro. Nichtsdestotrotz sind zum Beispiel in OWL erst geringe Mittel aus dem Digitalpakt abgeschöpft. In Bielefeld beispielsweise sind laut GEW-Vorsitzender Maike Finnern erst 4.000 der insgesamt 15.000 benötigten Endgeräte angekommen. Offenbar ist man sich dieser Versorgungslücken beim Land auch so bewusst, dass man sie elegant in die Verordnung zum Distanzunterricht eingebaut hat. So sieht Paragraph 3 zwar vor, dass Distanzunterricht wenn möglich digital erteilt werden soll. Allerdings legt Paragraph 4 direkt im Anschluss fest, dass alles andererseits so organisiert sein muss, dass alle Schüler außerhalb der Schule unbeschadet von Paragraph 3 für Distanzunterricht erreichbar sind. So weit zum rechtlichen Rahmen. Der bei Schülern und Lehrern für Skepsis und Ärger sorgt. Denn in ihren Augen ist eine sachgemäße und faire Bewertung von Distanzunterricht an vielen Stellen überhaupt nicht möglich.

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