Enge Kisten, souveräne Siege und ein Sensationsgewinner

Bielefeld. In der Entscheidungsrunde der nordrhein-westfälischen Kommunalwahlen war der Drops in einigen Städten schnell gelutscht. In Bielefeld hielt sich Oberbürgermeister Pit Clausen klar im Amt. Der SPD-Politiker holte in der Stichwahl 56 Prozent der Stimmen und ließ seinen Herausforderer, den CDU-Ratsfraktionschef Ralf Nettelstroth, mit größerem Abstand hinter sich. Dass Regierungen und Regierende abgewählt werden, um einen politischen Machtwechsel herbeizuführen, ist eine Binse. So liegt der Sensationssieg des Kandidaten Norbert Morkes vom Verein Bürger für Gütersloh (BfGT) maßgeblich an der Unzufriedenheit der Wählerinnen und Wähler mit dem bisherigen Gütersloher Bürgermeister Henning Schulz (CDU). Mit dem Stichwahlergebnis von 58 Prozent habe er "im Traum nicht gerechnet", sagte Morkes, er müsse es nun erst mal sacken lassen. "Vielleicht einfach mal eine Frau" Dem 69-jährigen Eventmanager bleiben nur wenige Wochen bis zur Vereidigung im November. Der Vorsitzende des CDU-Bezirksverbandes Ostwestfalen-Lippe, Ralph Brinkhaus, regional insgesamt zufrieden mit den Wahlergebnissen seiner Partei, zählt die verlorene Bürgermeisterwahl in Gütersloh zu den "Wermutstropfen". Im äußersten Nordosten des Landes haben CDU-Kandidaten dagegen vier von fünf Stichwahlen gewonnen. Als neue Landrätin des Kreises Minden-Lübbecke steht Anna Bölling fest. Die CDU-Bewerberin bekam bei der Stichwahl knapp 64 Prozent. Am Tag nach der Wahl hatte Bölling die weiteste Anreise, als es zum CDU-Landesvorsitzenden und Ministerpräsidenten Armin Laschet nach Düsseldorf ging. Entscheidend gewesen seien "die großen Themen", erklärte sie: Gesundheit und Digitalisierung. "Vielleicht wollten die Menschen im Kreis aber auch einfach mal eine Frau." Übergabe der Amtsgeschäfte Die Landtagsabgeordnete Kirstin Korte hatte als CDU-Kreisvorsitzende die Kandidatin Bölling vorgeschlagen. Sie sagte unserer Redaktion, Bölling vereine "Sympathie, Fachlichkeit und ein besonderes Maß an Einsatzfreude – das haben die Wählerinnen und Wähler gespürt". In der Kurstadt Bad Oeynhausen gab es wieder einmal einen Wechsel. Mit einem Vorsprung von fast 20 Prozent stieß Lars Bökenkröger (CDU) den bisherigen Amtsinhaber Achim Wilmsmeier (SPD) vom Chefsessel des Rathauses. Im Norden des Kreises Herford hatten die Kandidaten vor zwei Wochen noch kaum einen Prozentpunkt auseinander gelegen. So war die Überraschung nun groß, als die SPD-Bewerberin Susanne Rutenkröger mit 55 Prozent vor ihrem Konkurrenten Martin Schuster (CDU) am Ende locker zur neuen Bünder Bürgermeisterin gewählt wurde. Lippische SPD ohne Logo Im kleinsten Landesteil Nordrhein-Westfalens, in Lippe, hatte die SPD vor den Wahlen auf ihren Plakaten weitgehend auf das Parteilogo verzichtet. "Das sollte man nicht zu hoch hängen", sagte der Geschäftsführer des Kreisverbandes, Rainer Brinkmann, in der Wahlnachlese. Den drei Buchstaben werde für die Entscheidung häufig eine allzu große Bedeutung beigemessen. Geschadet hat es jedenfalls nicht, in Lippe hat die SPD alle vier Stichwahlen gewonnen – "in Augustdorf und Horn-Bad Meinberg sogar mit Logo", sagte Brinkmann. Viel wichtiger aber sei die Persönlichkeit der Bewerberinnen und Bewerber. Landrat Axel Lehmann sei im Vergleich zu Konkurrent Jens Gnisa (CDU) der bürgernähere Kandidat gewesen, findet Brinkmann, deshalb habe er sein Landratsamt verteidigen können. Historisches in Lichtenau In der Stadt Höxter gewann mit Daniel Hartmann ein unabhängiger Einzelbewerber die Stichwahl. Er setze sich mit wenigen Stimmen mehr gegen den CDU-Kandidaten Daniel Razat durch, der konstatierte: "Verdammt enge Kiste". Historisches gelang der parteilosen Kandidatin Ute Dülfer in Lichtenau: Die 48-Jährige ist die erste hauptamtliche Bürgermeisterin des Kreises Paderborn. In der einzigen Stichwahl des konservativ geprägten Kreises schlug sie ihren Rivalen Josef Eich (CDU) mit einem satten Ergebnis von 73 Prozent der Stimmen. Überaus hoch auch die Wahlbeteiligung: Sie lag bei 61 Prozent.

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