Nach Brand in Moria

Laschet: NRW zur Aufnahme von bis zu tausend Menschen bereit

Joachim Stamp findet nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos deutliche Worte. Innen- und Außenminister seien bisher untätig geblieben.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). | © picture alliance/dpa

09.09.2020 | 09.09.2020, 15:16

Düsseldorf (dpa/AFP/anwi). Nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos hat der Düsseldorfer Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) die Bereitschaft Nordrhein-Westfalens zur Aufnahme von bis zu tausend Flüchtlingen erklärt.

Neben schneller humanitärer Hilfe nach dem Feuer werde Nordrhein-Westfalen "auch bei der langfristigen Lösung helfen: Wir sind bereit, bis zu tausend Flüchtlinge in Nordrhein-Westfalen aufzunehmen", erklärte Laschet am Mittwoch in Düsseldorf. Dies habe er mit dem stellvertretenden NRW-Ministerpräsidenten und Landesintegrationsminister Joachim Stamp (FDP) abgestimmt, fügte Laschet hinzu.

Der Düsseldorfer Regierungschef nannte die Bilder aus Moria "bestürzend". "Die Menschen auf der Flucht haben nach dem Feuer alles verloren, selbst das einfache Dach über dem Kopf. Hier ist schnelle humanitäre Hilfe erforderlich."

NRW stehe bereit, seinen Beitrag zu leisten

"Wir stehen in dieser Situation an der Seite Griechenlands", erklärte Laschet. "Wir brauchen jetzt beides: Eine schnelle Soforthilfe für Moria und eine nachhaltige, europäische Hilfe bei der Aufnahme von Kindern und Familien." Nordrhein-Westfalen stehe bereit, für beides seinen Beitrag zu leisten.

"Wir haben der Bundesregierung heute Vormittag angeboten, bei der Ausstattung der Soforthilfe zu unterstützen - mit Zelten, Medikamenten und allem, was es jetzt besonders dringend braucht", erklärte Laschet weiter. Nun komme es darauf an, "dass Griechenland genau sagt, was es braucht".

"Wir wollen die Hilfe bieten, die gebraucht wird - schnell und verlässlich, kurzfristig und dauerhaft. Der Hilferuf aus Moria wird in Nordrhein-Westfalen gehört", betonte der Düsseldorfer Ministerpräsident. Laschet hatte das Flüchtlingslager Moria Anfang August gemeinsam mit Stamp besucht.

„Es ist erbärmlich, dass die EU so lange zugeschaut hat"

Stamp hatte zuvor schon angesichts des verheerenden Feuers im Flüchtlingscamp Moria auf der griechischen Insel Lesbos zu schneller Hilfe aufgerufen. „Es ist erbärmlich, dass die EU so lange zugeschaut hat, bis es in Moria zu dieser Eskalation gekommen ist", sagte der FDP-Politiker am Mittwoch.

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„Deutschland hat die Ratspräsidentschaft inne und trägt Verantwortung." Es sei unmittelbares Handeln notwendig, um es nicht zur humanitären Katastrophe kommen zu lassen.

Stamp kritisiert Seehofer und Maas

Die Bundesländer hatten Hilfe angeboten, der Bund müsse nun die Koordination übernehmen. Zugleich kritisierte Stamp laut Mitteilung, Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und Außenminister Heiko Maas (SPD) seien bisher untätig geblieben. „Das muss sich sofort ändern. Wenn die EU nicht in der Lage ist, wenige Tausend Migranten menschenwürdig unterzubringen, ist das eine Bankrotterklärung der europäischen Werteordnung."

Anfang August hatte Stamp zusammen mit Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) das größte Flüchtlingslager Griechenlands und Europas besucht und sich ein Bild von den Zuständen im völlig überfüllten Camp gemacht. Das Lager Moria steht nach dem Ausbruch mehrerer Brände in der Nacht zum Mittwoch fast vollständig in Flammen. In den frühen Morgenstunden wütete das Feuer weiter, angefacht von starken Winden. Über Verletzte oder gar Tote gab es zunächst keine Informationen.

Die netzpolitische Sprecherin SPD-Landtagsfraktion, Christina Kampmann aus Bielefeld, bezeichnete die Aussagen Stamps als "verlogen". Sie twitterte: "Wie verlogen ist es bitte, sich noch im Januar gegen die Aufnahme von Geflüchteten, die Sicheren Häfen und deren Kommunen zu stellen und jetzt anderen Untätigkeit vorzuwerfen. Wir hätten längst viel mehr Menschen aufnehmen können, wenn Sie und Seehofer das nicht verhindert hätten!"

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