Coronavirus: Wo die Reiserückkehrer sich infizieren

Berlin. Fast 40 Prozent der zuletzt in Deutschland positiv auf das Coronavirus getesteten Menschen haben sich im Ausland angesteckt. Das geht aus Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) von Dienstagabend hervor. Von den bekannten Corona-Neuinfektionen in Meldewoche 33, bei denen es eine Angabe zum wahrscheinlichen Infektionsland gab, lag der Anteil der Ansteckungen im Ausland bei 39 Prozent. Zum Vergleich: In der Meldewoche 32 hatten sich 34 Prozent wahrscheinlich im Ausland infiziert, in der Meldewoche 31 waren es bereinigten Zahlen zufolge 21 Prozent. Am häufigsten wurden - auf vier Wochen betrachtet - der Kosovo, die Türkei, Kroatien, das am Donnerstag teilweise zum Risikogebiet erklärt wurde, Bulgarien und Bosnien und Herzegowina als wahrscheinliche Infektionsländer genannt. Die Zahlen steigen also spürbar. Die meistgenannten Infektionsländer im Überblick: Wie ist die Lage in NRW? In bevölkerungsreichsten Bundesland beträgt der Anteil an Reiserückkehrern an den positiven Fällen seit 1. Juli laut Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) rund 25 Prozent. Insgesamt sind es bisher 2.137 von 11.278 Fällen (Stand: 17. August). Infektionen im Haushalt machen rund ein Drittel der Fälle aus, private Feiern weitere 6 Prozent. Kitas und Schulen seien mit einem Prozent nur selten Infektionsumfeld. Aktuell sind demnach rund 5.200 Menschen in Deutschland mit dem Coronavirus infiziert. Auch in NRW ist der Kosovo unter Reiserückkehrern das Infektionsland Nummer 1. Die weiteren Länder in der Übersicht: Allein an den Flughäfen in NRW sind bisher mehr als 1.000 Reiserückkehrer positiv auf das Corona-Virus getestet worden, zeigen Zahlen des NRW-Gesundheitsministeriums sowie der beiden Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) Nordrhein und Westfalen-Lippe. Insgesamt sind mit Stand Montag seit dem 24. Juli gut 65.000 Tests an den fünf Airports Düsseldorf, Köln/Bonn, Dortmund, Münster/Osnabrück und Weeze vorgenommen worden. Von den bis dahin vorliegenden 58.475 Befunden waren 1.241 positiv. Das entspricht 2,1 Prozent. 8.406 Befunde zu abgegebenen Test standen am Montag noch aus. Wie aussagekräftig sind die Zahlen? Das RKI gibt bisher nicht an, wie groß der Anteil der Tests von Reiserückkehrern an allen Tests war. Diese Angabe ist aber wichtig, um zu beurteilen, wie groß der Anteil der eingeschleppten Infektionen tatsächlich ist. Es könnte beispielsweise sein, dass Rückkehrer im Schnitt häufiger getestet werden als der Rest der Bevölkerung. Die Testkapazität liegt dem Verband Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) zufolge aktuell bei rund einer Million Tests. Die Auslastung der ALM-Labore zog laut einer Mitteilung vom Dienstag zuletzt deutlich an und liegt nun bei 75 Prozent. Eine Sprecherin des RKI wies die Annahme zurück, die gestiegene Zahl an Neuinfektionen hänge nur mit dem Mehr an Tests zusammen. "Nur weil wir so viel testen, gibt es nicht höhere Zahlen", sagte Marieke Degen der FAZ. Daneben seien mehrere lokale Infektionscluster, hervorgerufen durch größere Feiern, an Arbeitsplätzen oder in Pflegeeinrichtungen, Gründe für die seit Juli kontinuierlich ansteigenden Infektionszahlen. Allein am Donnerstag meldete das RKI 1.707 Neuinfektionen, ein weiterer Höchststand seit Mai. Ein vollständiges Lagebild ist dennoch schwierig zu erstellen. Denn: Bei einem Drittel aller Infizierten in Deutschland seit Ausbruch der Pandemie gibt es keine Angaben zum mutmaßlichen Infektionsland, weil diese Angaben nicht verpflichtend sind. Sicher ist nur, dass die Zahl der Tests seit März stark erhöht wurde, es werden also sehr wahrscheinlich mehr infizierte Menschen auch positiv getestet. Das hat mutmaßlich die Dunkelziffer gesenkt, die aktuellen Gesamtwerte sollten also näher an der tatsächlichen Zahl der Infizierten liegen als noch im Frühjahr. Mit Material der dpa.

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