Warum immer mehr Geldautomaten in OWL nachts kein Geld herausgeben

Bielefeld. In der Nacht um kurz vor vier Uhr explodiert ein Geldautomat in Bielefeld. Das Gebäude wird beschädigt. Die Täter entkommen unerkannt mit der Beute. Es ist bereits die zweite erfolgreiche Sprengung in Ostwestfalen-Lippe in diesem Jahr. Am 1. Mai war eine Volksbank in Wiedenbrück im Kreis Gütersloh betroffen. Vier weitere Versuche scheiterten. In ganz Nordrhein-Westfalen gab in diesem Jahr schon 125 Sprengungen - 47 waren erfolgreich. Die jüngste Attacke gegen einen Geldautomaten gab es in der Nacht zum Samstag in Euskirchen. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum waren es insgesamt nur 56. Die Geldinstitute reagieren darauf jetzt mit der Schließung einiger Geldautomaten in der Nacht. "Die Maßnahme zeigt bereits Wirkung", sagt ein Sprecher des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe. Allerdings seien die Banken in einem ständigen Wettlauf mit den Tätern. "Wir gucken immer, wie wir mithalten können." Wie aber lässt sich die immense Zunahme in diesem Jahr erklären? "Das deutsche Autobahnnetz ist dicht und es gibt hier viele Geldautomaten", sagt Andre Faßbender, Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA) NRW. Die Täter kommen wegen der Nähe zum Nachbarland zumeist aus den Niederlanden nach NRW. "In den Niederlanden sind die meisten Geldautomaten nach 23 Uhr nicht mehr nutzbar. Sie werden durch massive Türen und Rollgitter gesichert. Da kostet der Einbruch Zeit. Außerdem setzten die Niederländer eher auf Kartenzahlungen, als auf Bargeld. Das ist bei den Deutschen trotz Corona noch anders." Der Einsatz in Deutschland sei daher für die Kriminellen sehr lukrativ. Die Täter haben es auf abgelegene Automaten abgesehen Außerdem haben sich die Täter professionalisiert: "Bislang wurden explosive Gasgemische in die Automaten eingeführt, die dann aus der Entfernung gezündet wurden. Inzwischen nutzen die Täter auch Sprengstoffe. Das ist für alle Beteiligten gefährlicher." Das LKA hat deswegen eine eindringliche Warnung an die Geldinstitute herausgegeben. Da die Täter auf abgelegene Geldautomaten ansprängen und zumeist zwischen ein und vier Uhr nachts zuschlügen, sollten die betroffenen Automaten nachts deaktiviert oder abgebaut oder besonders geschützt werden - es gibt laut Faßbender zum Beispiel auch Vernebelungsanlagen, durch die Rauch in die Vorräume geleitet wird, wenn sich jemand am Automaten zu schaffen macht. "Dass Unbeteiligte zu Schaden kommen können, nehmen die Täter in Kauf", warnt der LKA-Sprecher. Viele Geldinstitute in OWL schließen nachts ihre Automaten Wie gehen nun die einzelnen Institute mit der Situation um? Die Sparkasse Bad Oeynhausen-Porta Westfalica schließt jetzt ab August bei Standorten mit angrenzender Wohnbebauung in der Nacht von 23 bis 6 Uhr den Zugang zu den Geldautomaten. Ähnlich hält es die Bielefelder Sparkasse. 15 Filialen in der Leineweberstadt werden seit Juni über Nacht geschlossen. "Wir haben uns zum Schutz unserer Nachbarn, die Wand an Wand mit dem Automaten leben, für diesen Schritt entschieden", sagt Sprecher Christoph Kaleschke. Dass die Automaten in dem Zeitraum ohnehin wenig genutzt werden, zeigen wenige Reaktionen auf die Schließungen. Auch die Automaten der Sparkasse Herford, die sich in der Nähe von Wohnbebauung befinden, werden bereits seit einiger Zeit von Mitternacht bis sechs Uhr früh geschlossen. "Wir haben uns schon vor einigen Jahren zu diesem Schritt entschlossen"; sagt Matthias Trepper, Sprecher der Sparkasse Gütersloh-Rietberg. "Dabei ging es uns nicht nur um Sprengungen, sondern um Vandalismus im Allgemeinen." Alle Automaten sind von Mitternacht bis halb sechs Uhr dicht. Die Sparkasse Paderborn-Detmold schließt temporär nach einer Risikobeurteilung das Foyer der Filialen in Rischenau außerhalb der Geschäftszeiten und in Dahl und Heiden dauerhaft. Weitere Präventionsmaßnahmen im Gebrauch "Wir haben bereits einige SB-Zonen unserer Geschäftsstellen in der Zeit von 23 bis 5 Uhr aus Sicherheitsgründen geschlossen", sagt Dennis Will, Sprecher der Volksbank Bielefeld-Gütersloh. "Ab dem 1. August kommen in Bielefeld die SB-Foyers der Standorte in Ummeln, Jöllenbeck, Schildesche und in der Stapenhorststraße hinzu." Die Volksbank Bad Oeynhausen-Herford und die Verbund Volksbank OWL überlegen laut Sprechern noch, welche Schutzmaßnahmen umgesetzt werden sollen. Auch die Bielefelder Filiale der Commerzbank wird nachts zwischen 23 und sechs Uhr geschlossen. Bundesweit gebe es eine Reihe von Sicherungsmaßnahmen, zu denen man aber keine Details bekannt geben könne, so eine Sprecherin. Auch die Deutsche Bank will zu ihren Sicherungsmaßnahmen keine Auskunft geben. Sprengungen seien kein neues Thema, man habe aber keine Geldautomaten stillgelegt. Etwas offener ist diesbezüglich Dennis Will: "Wir haben bereits eine Reihe von Präventionsmaßnahmen wie zum Beispiel Videoüberwachungssysteme, Einbruchmeldeanlagen, Erschütterungsmelder, Einfärbesysteme für Geldscheine und Gas-Safe-Systeme".

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