So viel Geld erbeuteten Automatensprenger im vergangenen Jahr

Wiesbaden. Ein lauter Knall - und schon ist alles vorbei. Die Schäden sind enorm. Automatensprenger haben im vergangenen Jahr in Deutschland mehr als 15 Millionen Euro erbeutet. Insgesamt zählten die Ermittler 549 Fälle des besonders schweren Diebstahls von oder aus Geldautomaten, davon alleine 349 Sprengungen. Unter den 549 Fällen befinden sich also auch solche Aktionen, bei denen die Kriminellen beispielsweise mit Winkelschleifern den Automaten öffnen, oder diesen komplett entwenden. Das geht aus einem aktuellen Lagebild des Bundeskriminalamts (BKA) hervor. Zum Vergleich: 2018 waren es noch 590 Fälle. ZU den 15,2 Millionen Euro (würde im Schnitt knapp 28.000 Euro pro Angriff entsprechen), die erbeutet wurden, kommen jedoch noch enorme Schäden hinzu - etwa durch die Sprengung selbst. Das BKA beziffert die Summe auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Denn nicht nur der Automat und das Gebäude werden dabei zerstört oder stark beschädigt - auch an den Nachbarhäusern sorgt die enorme Sprengkraft nicht nur für kaputte Fenster. Allerdings: Nicht immer sind die Aktionen der Kriminellen auch von Erfolg gekrönt. Zumindest in NRW blieb es laut Zahlen des Landeskriminalamtes (LKA) jährlich in mindestens 50 Prozent der Fälle nur beim Versuch. 105 Sprengungen alleine in NRW Vor allem NRW liegt im Fokus der Kriminellen, auch in OWL gab es 2019 Automatensprengungen. 105 Sprengungen wurden im vergangenen Jahr im Bundesland gezählt - dicht gefolgt von Hessen (53 Fälle) und Niedersachsen (45 Fälle). Das hat Gründe: Immerhin kommen die meisten Tatverdächtigen aus den Niederlanden. Dort wurde den Sprengern mit neuer Technik an den Automaten kaum eine Chance gelassen. Insgesamt stehen in NRW laut Berichten sogar mehr Geldautomaten als im gesamten Nachbarland. Vor allem in den Räumen Utrecht und Amsterdam seien die Banden aktiv, viele Mitglieder hätten laut Ermittlern einen Migrationshintergrund und teils auch Kontakte nach NRW. Das Täterpotenzial in den Niederlanden wird von Ermittlern auf 300 bis 500 Personen geschätzt - mindestens. Besorgniserregend: Die Zahl der Sprengungen für NRW scheint stark zu steigen. Schon Mitte Juni zählte das LKA 98 Fälle, bei vielen Fällen blieb es beim Versuch. Auch in OWL waren die Kriminellen wieder mehrfach unterwegs. Tatverdächtige vor allem aus den Niederlanden Die Polizei ermittelte im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit Geldautomatensprengungen 132 Tatverdächtige. Davon waren 90 Personen sogenannte "reisende Täter". Neben Niederlanden (68 Personen) waren das vor allem Verdächtige aus Moldawien (10 Personen) und Rumänien (6 Personen). Doch nicht immer müssen die Täter mit roher Gewalt vorgehen, um an ihre Beute zu gelangen: Denn neben der Sprengung von Geldautomaten setzen manche Täter laut BKA auf das sogenannte "Skimming". Dabei wird der Geldautomat technisch manipuliert, Kriminelle erlangen so die Daten von Zahlungskarten ihrer Opfer. Kriminelle auch auf anderen Wegen erfolgreich "Diese werden für die Herstellung gefälschter Zahlungskarten genutzt, um damit Bargeld abheben zu können", schreibt das BKA in einer Mitteilung. Allerdings gehen die Zahlen zurück: "Der deutliche Rückgang der Fallzahlen von rund 46 Prozent auf 244 Taten in 2019 ist auf den Einsatz des EMV-Chips zurückzuführen." Zumindest leicht gestiegen ist laut Lagebild dagegen die Zahl der Fälle von sogenannten "Logischen Angriffen" auf Geldautomaten. "Bei diesem Vorgehen werden die Automaten, etwa mittels Malware manipuliert, um Bargeldauszahlungen zu erreichen", schreibt das BKA. Insgesamt 69 dieser Logischen Angriffe auf Geldautomaten zählte die deutsche Polizei im Jahr 2019, 66 waren es im Jahr zuvor. Insgesamt ergaunerten die Kriminellen so 1,075 Millionen Euro (2018: 1,027 Millionen Euro). "Trotz leichter Rückgänge bei den Fallzahlen", so BKA-Sprecher Jens Beismann, "bleibt die Sprengung von Geldautomaten ein Schwerpunkt der polizeilichen Kriminalitätsbekämpfung. Denn das Risiko für Unbeteiligte, durch die Explosion oder ihre Folgen zu Schaden zu kommen, macht solche Taten besonders gefährlich."

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