Spätestens 2038 soll Schluss sein mit der klimaschädlichen Kohleverstromung. Ist das eine gute Nachricht? Wenn man den Wald fragen könnte, er hätte gerade keine Kraft, zu antworten: Er erstickt unter dem Ansturm vieler Milliarden kleiner Käfer, die seine Schwäche auszunutzen wissen. Er verdorrt unter dem Einfluss zweier verheerender Dürresommer hintereinander. Er knickt ein unter der Wucht immer häufigerer Wetterextreme.
Hilflos müssen Forstleute mit ansehen, wie ein ums andere Waldstück abstirbt. Längst können auch Spaziergänger die hässlichen braunen Flecken an den Hängen von Teuto, Wiehengebirge oder Egge nicht mehr übersehen.
Preis für lange Monokultur
Dass es dem Wald so schlecht geht, ist zu einem Teil Folge einer langjährigen Fichten-Monokultur, die den Prinzipien ökonomischer Ausbeutung folgte. Denn kaum ein Baum wächst hierzulande so schnell so schön sägewerkstauglich gerade wie die Fichte. Monokulturen aber geben Schädlingen wie dem Borkenkäfer mehr Angriffsflächen als dichter, „unordentlicher" Mischwald mit unterschiedlichsten Baumarten.
Zu einem weit größeren Teil aber ist der Niedergang des heimischen Waldes Folge des Klimawandels, der den ganzen Planeten heimsucht. Dass es nun voraussichtlich noch weitere 18 Jahre dauern wird, bis das letzte Kohlekraftwerk endlich abgeschaltet wird, ist also keine gute Nachricht für den Wald.
Allenfalls ein Hoffnungsschimmer
Allenfalls eine mit einem kleinen Hoffnungsschimmer. Denn immerhin belegt die Tatsache, dass sich die deutsche Politik zu einem solchen Schritt überhaupt durchgerungen hat, dass gesellschaftlicher Druck in Sachen Klimaschutz Wirkung zeigt. Sehr viel größer – und nützlicher für den Wald – wäre diese Wirkung aber, wenn die vielen Milliarden, die der Kohlekompromiss nun kostet, direkt in die Vermeidung von CO2-Emissionen fließen würde, statt damit Kraftwerksbetreibern die Stilllegung ihrer Dreckschleudern zu vergolden.
Einen „historischen Fehler" nennen Umweltverbände die Entscheidung, während die Koalitionäre den „Abschied vom fossilen Zeitalter" als „historische Wende" feiern. Vielleicht geht’s ein bisschen kleiner: Der Beschluss zum Kohleausstieg ist ein Kompromiss. Zäh erkämpft, in manchem halbherzig aber doch mit dem Ziel, das Klima zu schützen. Hoffentlich kommt er für den Wald nicht zu spät.
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