Bielefeld/Essen. Im Mai verabschiedete der Bundesrat einen zehn Punkte umfassenden Beschluss „zur wirksamen Minderung und Kontrolle von Motorradlärm". Seitdem werden vor allem etwaige Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen in Deutschland diskutiert. Die Motorradfahrer wehren sich. Auch aus OWL wollen Biker an Protestaktionen am Wochenende teilnehmen.
In einem Offenen Brief an die Motorradindustrie appelliert der Bundesverband Deutscher Motorradfahrer (BVDM) an den Industrieverband Motorrad (IVM), „seinen Einfluss geltend zu machen, um die Hersteller zur Produktion von leiseren Fahrzeugen zu bewegen. Leisere Maschinen sind nicht nur im Interesse von Anwohnern und Motorradfahrern, sondern auch im längerfristigen Eigeninteresse der Industrie." Immer mehr Einschränkungen und Streckensperrungen könnten zur Folge haben, dass die Attraktivität des Motorrads und damit die Absatzzahlen sinken.
„Das, was der BVDM fordert, nämlich mit unseren Mitglieder zu sprechen, machen wir schon. Dafür brauchen wir keine Zwischenrufe von außen", sagt IVM-Sprecher Achim Marten. Aktuell dürfen neu zugelassene Motorräder ohnehin nur maximal 77 Dezibel laut sein. Marten appelliert stattdessen an die Fahrer „einfach das Gas wegzunehmen und nicht zu untertourig durch Ortschaften zu fahren."
Auch die Automobilindustrie müsse ins Boot geholt werden
Zudem müsse bei der Diskussion auch die Automobilindustrie ins Boot geholt werden. „Die Autoposer-Szene wird kaum erwähnt", sagt Marten. Allerdings stehen sowohl das Verfahren zur Ermittlung der Lärmgrenzwerte als auch Klappensteuerungen, die mittlerweile zum Motorenmanagement gehören, arg in der Kritik.
Die Bundesregierung bekräftigte ihre Skepsis gegenüber der Fahrverbote. „Die Straßenverkehrsbehörden der Länder können schon jetzt zum Beispiel zum Schutz vor Lärm und Abgasen die Benutzung bestimmter Straßen oder Straßenstrecken durch Motorradfahrer beschränken oder verbieten", heißt es aus dem Verkehrsministerium. Auch gegenüber der Forderung, Motorräder nur noch zuzulassen, wenn sie auch bei Höchstgeschwindigkeit nicht lauter als 80 Dezibel sind, zeigte sich die Bundesregierung demnach weiter zurückhaltend. Der Wert stoße „nach Expertenmeinung insbesondere bei leistungsstarken Motorrädern an Grenzen" und werde „von verschiedenen Seiten als nicht umsetzbar bewertet", hieß es. Ein derartiges Regelungskonzept sei zudem aktuell in der EU nicht mehrheitsfähig.
Viele Motorradfahrer bringen ihren Protest indes auf die Straße. Für dieses Wochenende sind mehrere Stern- und Ausfahrten nach Berlin und in die Landeshauptstädte geplant. Auch von Bielefeld aus werden sich Biker am Samstag auf den Weg nach Düsseldorf machen, um am Rhein gegen Fahrverbote zu protestieren.