Gesundheit Die meisten Schwerkranken überleben das Coronavirus

Berlin/Bielefeld. Mindestens 6.650 Menschen sind in Deutschland in Folge einer Infektion mit dem Coronavirus bereits gestorben. In den meisten Fällen wurden sie zuvor auf einer Intensivstation behandelt und künstlich beatmet, litten jedoch bereits mit fortschreitendem Alter an etlichen Vorerkrankungen. Trotz der steigenden Zahl an Todesfällen offenbart der Blick auf die Intensivstationen in Deutschland, dass die meisten Covid-19-Patienten auch schwere Krankheitsverläufe überleben. 70 Prozent der Covid-19-Patienten können nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) die Intensivstation trotz schwerer Krankheitsverläufe auch wieder verlassen. Das belegen Daten des deutschen Intensivregisters. Diese Zahl deckt sich mit den Entwicklungen in OWL. &bdquo;Ein Großteil der Patienten mit schweren Krankheitsverläufen überlebt Covid-19. Deshalb können zum Glück auch Schwerkranke von einem positiven Verlauf ausgehen", bestätigt Achim Röper, leitender Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie im Klinikum Bielefeld. &bdquo;Allerdings sind lange Aufenthalte auf der Intensivstation, mitunter über mehrere Wochen, bei Covid-19-Patienten keine Seltenheit." Die Beatmungsdauer liegt laut Röper im Durchschnitt bei zwei bis drei Wochen. &bdquo;Die Beatmung erfolgt je nach Zustand des Patienten unterschiedlich." Ohne moderne Intensivtherapie hätten viele Patienten ihre Erkrankung nicht überlebt, sind sich Röper und die Experten der DGIIN einig. &bdquo;Die Beatmung erfolgt je nach Zustand des Patienten unterschiedlich, es muss nicht immer intubiert werden", erklärt Röper. &bdquo;Anfangs kann es ausreichen, dass Patienten mit Atemnot Sauerstoff erhalten." Möglich sei die nichtinvasive Beatmung über einen kleinen Schlauch, eine Maske oder einen sogenannten Helm. &bdquo;Erst, wenn das nicht mehr ausreicht, muss der Patient intubiert werden. Diese Entscheidung wird aber nie leichtfertig getroffen, weil der Patient dafür mit Medikamenten tief sediert werden muss", sagt Röper. Wenn Patienten intubiert werden, wird ihnen ein Schlauch in die Luftröhre gelegt und dieser an ein Beatmungsgerät angeschlossen. Wenn Beatmungsgerät und Lunge selbst dann nicht mehr in der Lage sind ausreichend Sauerstoff in das Blut zu transportieren, können Intensivmediziner laut der DGIIN auf das extrakorporale Lungen-Ersatzverfahren, kurz ECMO, zurückgreifen. Dabei reichert eine Maschine das Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff an, welches anschließend wieder zurückfließt. &bdquo;Bei schwerkranken Covid-19-Patienten verschlechtert sich die Lungenfunktion häufig schnell und drastisch", erklärt Röper. &bdquo;Das äußert sich in Luftnot und einem niedrigen Sauerstoffgehalt im Blut." Patienten steht eine lange Regenerationsphase bevor Allerdings leiden schwer kranke Covid-19-Patienten nicht nur an Lungenversagen. &bdquo;Häufig geht die Erkrankung mit Störungen der Nierenfunktion und der Blutgerinnung oder Problemen des Herz-Kreislauf-Systems einher. Die Patienten müssen deshalb über einen langen Zeitraum intensivmedizinisch behandelt werden", sagt Röper. Nach erfolgreicher Behandlung steht Patienten jedoch eine lange Regenerationsphase bevor. &bdquo;Nach der Entwöhnung von der künstlichen Beatmung werden Patienten häufig weiter intensivmedizinisch behandelt. Danach folgen Pflege sowie Physio- und Atemtherapie im Krankenhaus und anschließend in einer Rehaklinik", erklärt Röper. &bdquo;Der Weg ist lang." Covid-19-Patienten werden laut Röper jedoch nicht anders behandelt als Patienten, die aufgrund anderer Ursachen an einer Lungenentzündung erkranken. &bdquo;Diese Therapie ist Alltag auf der Intensivstation ", erklärt Röper. &bdquo;Der Unterschied ist jedoch, dass aktuell aufgrund der Pandemie vermehrt Fälle auftreten, und, dass es noch keine spezielle Therapie gibt. Bakterielle Lungenentzündungen können wir beispielsweise mit Antibiotika behandeln, bei Covid-19-Patienten fehlt so ein Mittel bislang."

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