Talentförderung in OWL: Vom unsicheren Schüler zum Studenten mit Stipendium

Paderborn. In Deutschland studiert mittlerweile fast jeder zweite eines Jahrgangs. Schüler aus Familien ohne akademische Erfahrungen, mit geringen finanziellen Mitteln oder mit Migrationshintergrund sind in dieser Gruppe jedoch stark unterrepräsentiert. Um das zu ändern, unterstützen in NRW 70 Talentscouts junge Menschen an 350 Schulen bei der Berufsorientierung. Jan-Steffen Glüpker ist einer von ihnen. Der Paderborner hat Daniel Kramps auf seinem Weg, der erste Akademiker in seiner Familie zu werden, unterstützt. Mittlerweile studiert der 19-Jährige an der Universität Paderborn und wird von der Stiftung Studienfonds OWL mit einem Stipendium gefördert. Nach einem halben Jahr als Student in den Fachbereichen Geschichte und deutsche Literatur steht für Daniel Kramps fest: &bdquo;Das ist der richtige Weg für mich. Ich bin sehr dankbar, dass ich auf diesem Weg unterstützt wurde." Denn während seines letzten Schuljahres auf dem Mauritius-Gymnasium Büren weiß Kramps nicht, wie es nach dem Abitur weiter gehen soll. &bdquo;Ich war unsicher, weil ich nicht wusste, ob ein Studium der richtige Weg ist, denn ich bin Studienpionier in meiner Familie." Während der Beratung steht für Kramps schnell fest, dass er studieren möchte. &bdquo;Doch trotz der Entscheidung für ein Studium, war ich noch unsicher, denn mir war nicht klar, dass sich auch durch ein geisteswissenschaftliches Studium viele Berufsmöglichkeiten ergeben." &bdquo;Wir beraten ergebnisoffen, um den passenden Weg für jeden zu finden." Unterstützt wird Kramps in dieser Zeit von Talentscout Jan-Steffen Glüpker, der seit 2017 mit acht Mitstreitern Schüler in Ostwestfalen-Lippe betreut. &bdquo;Ziel ist es, Schüler ab der elften Klasse kontinuierlich bei der Berufsorientierung zu begleiten", erklärt Glüpker. &bdquo;Wir beraten ergebnisoffen, um den passenden Weg für jeden Schüler zu finden. Egal ob Ausbildung, Studium oder beides." Die Talentscouts möchten dafür zu sorgen, dass Bildungschancen keine Frage der Herkunft sind. Ihre Zielgruppe umfasst deshalb engagierte Schüler, deren erfolgreiche Bildungsbiografien von Risikolagen erschwert werden können, wie Erwerbslosigkeit, geringes Einkommen oder niedrige Bildungsabschlüsse der Eltern. &bdquo;Als Talentscouts wollen wir unseren Beitrag zur Chancengleichheit leisten", sagt Glüpker. Neben Eltern und Lehrern sehen sich die Talentscouts als Ansprechpartner der Schüler. &bdquo;Wir sind immer erreichbar", sagt Glüpker. Dabei geht es auch um das Vermitteln von Kontakten zu Unternehmen und Hochschulen oder Auszubildenden und Studierenden. Doch auch nach dem Beginn der Ausbildung oder des Studiums ist damit nicht Schluss, &bdquo;Unsere Unterstützung endet nicht mit dem Beginn der Ausbildung." Betreuung von Talenten ist so individuell wie die Schüler Die Betreuung von Talenten ist laut Glüpker so individuell wie die Schüler. &bdquo;Manche Schüler sehen wir in zwei Jahren nur drei Mal, andere kommen regelmäßig. Immer davon abhängig, was sich die Schüler wünschen." Gemein haben viele Schüler, dass sie sich trotz guter Leistungen unterschätzen. &bdquo;Wir wollen mit unserer Unterstützung auch Mut machen und so Wege aufzeigen, die die Schüler noch nicht gesehen haben oder sich nicht zutrauen", sagt Glüpker. Dazu zählt auch der Bereich Studienfinanzierung und die Hilfe bei der Bewerbung für Stipendien. Wie bei Daniel Kramps, der seit seinem Studienstart im Wintersemester 2019/2020 von der Stiftung Studienfonds OWL mit einem Stipendium gefördert wird. &bdquo;Ich hätte nie gedacht, dass ich für ein Stipendium in Frage komme, doch dank der Unterstützung habe ich mich beworben und im ersten Versuch direkt den Zuschlag bekommen", sagt Kramps. &bdquo;Das Stipendium umfasst monatlich 300 Euro und hilft mir bei der Finanzierung meines Studiums." Zudem bietet die Stiftung ihren Stipendiaten ein ideelles Förderprogramm. &bdquo;Ich habe dadurch viele tolle Menschen kennen gelernt und mich weiter entwickelt, denn es gibt viele Workshop-Angebote." "Viele Schüler sind von ihren eigenen Stärken überrascht." Talentscout Glüpker kennt viele Schüler, die ohne Unterstützung nie eine Bewerbung für ein Stipendium abgeschickt hätten. &bdquo;Viele glauben, dass sie nur mit Topnoten überhaupt eine Chance hätten, aber so ist es nicht." Nicht alle Stipendiaten haben das Abitur mit der Note 1,0 abgeschlossen. &bdquo;Leistungsstärke zeigt sich nicht nur in guten Noten", sagt Glüpker. &bdquo;Honoriert wird von der Stiftung Studienfonds OWL auch, wenn sich junge Menschen trotz Schwierigkeiten, weil sie vielleicht erst seit einigen Jahren in Deutschland leben, als engagierte Schüler beweisen." Deshalb sieht es Glüpker auch als seine Aufgabe, die Stiftung Studienfonds OWL bekannter zu machen. &bdquo;Viele Schüler wissen gar nicht, dass es neben BAföG noch weitere Möglichkeiten zur Studienfinanzierung gibt. Das wollen wir als Talentscouts ändern." Mit der Folge, &bdquo;dass viele Schüler von ihren eigenen Stärken überrascht sind". Neun Talentscouts fördern an 58 Schulen in OWL Laut Studienfonds werden bei der Auswahl der Stipendiaten neben den Schul- und Studienleistungen auch ehrenamtliches Engagement und besonders herausfordernde persönliche Umstände berücksichtigt. &bdquo;Bei uns werden auch Hürdenläufer gefördert. Denn für unsere Auswahl sind nicht nur die Schul- und Studienleistungen relevant, sondern auch besondere biografische Hürden oder Besonderheiten", erklärt Projektkoordinator Fabian Klipsch. &bdquo;Das kann die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftiger Angehöriger sein oder ein vielleicht nicht ganz geradliniger Lebensweg". Die neun Talentscouts in Ostwestfalen-Lippe sind an 58 Gymnasien, Gesamtschulen und Berufskollegs tätig. Unterstützt werden sie dort von Kontaktlehrern, die Schüler für die Beratung vorschlagen. In der Region läuft das Talentscouting unter dem Dach des Hochschulverbundes Campus OWL der Universitäten Paderborn und Bielefeld, der Fachhochschule Bielefeld, der Technischen Hochschule OWL und der Hochschule für Musik Detmold.

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