Erste Städte führen Maskenpflicht ein: Kritik von Medizinern aus OWL

Jena/Minden. Als erste deutsche Kommunen führen Jena und der Landkreis Nordhausen in Thüringen zum Schutz vor dem Coronavirus eine Maskenpflicht für die Bevölkerung ein. Das Gesundheitsamt Jena verspricht sich von der Maßnahme mehr Schutz für die Menschen, die im öffentlichen Nahverkehr oder Gebäuden mit Publikumsverkehr arbeiten. Als Alternative zu Masken können Bürger auch Tücher oder Schals nutzen, wenn sie Nase und Mund bedecken. Mit Blick auf die fehlende Schutzausrüstung in Krankenhäusern, Arztpraxen, Rehakliniken und Altenheimen stoßen die Pläne aus Jena in OWL auf Kritik. &bdquo;Über eine Maskenpflicht können wir in Deutschland erst dann diskutieren, wenn in der Medizin und Pflege ausreichend Schutzausrüstung zur Verfügung steht", erklärt der Direktor des Instituts für Krankenhaushygiene der Mühlenkreiskliniken, Peter Witte. &bdquo;Nach wie vor haben Krankenhäuser Probleme an Nachschub zu gelangen, weshalb wir sogar im Krankenhaus genau prüfen müssen, wann welche Schutzmasken zum Einsatz kommen." Witte hält den bundesweit einheitlichen Weg im Kampf gegen das Coronavirus mit vielen Tests für richtig: "Durch die vielen Tests können wir Infizierte und ihre Kontaktpersonen identifizieren und so Infektionsketten durchbrechen." In vielen Praxen und Kliniken gibt es überhaupt keine Schutzausrüstung Zudem gebe es immer mehr Arztpraxen und Rehakliniken, die auf Spenden angewiesen sind, weil sie überhaupt keine Schutzausrüstung mehr haben, sagt Witte. &bdquo;Im Kreis Minden-Lübbecke helfen die Mühlenkreiskliniken beispielsweise einer Rehaklinik aus, obwohl wir die Masken ja auch selbst dringend benötigen." Auch der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, bittet die Bevölkerung darum, keine professionellen Schutzmasken mit Ventilen der Klassen FFP2 und FFP3 zu bestellen, weil sie in der Medizin dringend benötigt werden. Das fordert auch der Präsident des Städte- und Gemeindebunds NRW, Roland Schäfer. "Generell gebührt Krankenhäusern und Pflegediensten Vorrang, was das Tragen von Schutzausrüstung angeht. Ob eine generelle Mundschutzpflicht Sinn macht, muss fachlich beurteilt werden, zum Beispiel durch das Robert-Koch-Institut", sagt Schäfer. "Derzeit würde ich keine Mundschutzpflicht fordern." Doch schützen einfache Masken Menschen überhaupt vor einer Ansteckung? Das Robert-Koch-Institut (RKI) erklärt, dass es keine hinreichenden Belege dafür gibt, dass das Tragen einer Schutzmaske das Risiko einer Ansteckung für eine gesunde Person signifikant verringert. &bdquo;Einfache Masken, ob selbstgenäht oder umfunktionierte Tücher oder Schals, schützen nicht vor dem Coronavirus. Insofern ist das Tragen im Alltag unnötig." Wer allerdings grippale Symptome habe, könne mit einer Maske verhindern, dass die eigenen ausgeatmeten, infektiösen Tröpfchen weiträumig in der Luft verbreitet werden, sagt Witte. Auch das RKI bestätigt, dass das Tragen eines Mundschutzes für erkrankte Personen sinnvoll sein kann, um das Ansteckungsrisiko anderer Personen zu verringern. "Abstandhalten die effektivste Methode gegen eine Infektion" Allerdings besteht laut Witte die Gefahr, dass Menschen, die einen Mundschutz tragen, sich sicher fühlen und deshalb Abstandsregeln nicht mehr einhalten. &bdquo;Dabei ist Abstandhalten die effektivste Methode gegen eine Infektion. Zwei Meter reichen, um eine Infektion durch andere Personen zu verhindern. Diesen Abstand sollten zwingend auch Träger von Schutzmasken einhalten", erklärt Witte. &bdquo;Nach Angaben der WHO kann das Tragen einer Maske in Situationen, in denen dies nicht empfohlen ist, sogar ein falsches Sicherheitsgefühl erzeugen, durch das zentrale Hygienemaßnamen vernachlässigt werden können", ergänzt ein RKI-Sprecher. Zudem wissen Laien oft nicht, wie man Schutzmasken richtig trägt. Prominentes Beispiel ist NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), der bei Krankenhaus-Besuch seine Schutzmaske unterhalb seiner Nase platziert hatte. &bdquo;Schutzmasken müssen Mund und Nase bedecken, eng anliegen und bei Durchfeuchtung ausgewechselt werden. Zudem sollte nicht ständig an die Maske gefasst werden, doch genau das passiert, wenn Laien Schutzmasken tragen. Das habe ich schon häufig beobachtet", so Witte.

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