Real stoppt Verkauf von Himmelslaternen

Krefeld. Die Einzelhandelskette Real hat nach dem Großbrand im Krefelder Zoo, bei dem in der Neujahrsnacht mindestens 30 Affen starben, den Verkauf von Himmelslaternen eingestellt. Sie waren nach Angaben der Polizei Krefeld der Auslöser des verheerendes Brandes, der das Affenhaus zerstörte. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen eine 60 Jahre alte Krefelderin und ihre beiden erwachsenen Töchter. Die drei Frauen hätten sich selbst bei der Polizei gemeldet und dort angegeben, dass sie in der Silvesternacht fünf Himmelslaternen hätten aufsteigen lassen, sagten Vertreter von Polizei und Staatsanwaltschaft bei einer Pressekonferenz. &bdquo;Ausgelöst durch die Diskussion, die sich im Zusammenhang mit dem tragischen Brandunglück in Krefeld entwickelt hat, haben wir entschieden, dass diese Artikel von Drittanbietern nicht länger Teil unseres Online-Angebotes sind", sagte ein Sprecher des Unternehmens der Rheinischen Post. Die Produkte seien auch seit Jahren mit einem Warnhinweis versehen gewesen, dass der Gebrauch nicht in allen Bundesländern erlaubt sei, sagte der Sprecher. Die drei Frauen hatten die Himmelslaternen im Internet bestellt und dachten nach eigenen Angaben, dass es an Silvester erlaubt sei, sie steigen zu lassen. Der Verkauf ist nicht verboten Tatsächlich sagt die Fluglaternenverordnung etwas anderes: "Es ist in Nordrhein-Westfalen verboten, unbemannte Flugobjekte aufsteigen zu lassen, bei denen der Auftrieb durch die von einer eigenen Feuerquelle erwärmte Luft erzeugt wird und die insbesondere unter den Bezeichnungen ,Himmelslaterne' oder ,Kong-Ming-Laterne' bekannt sind (Fluglaternen)." Allein das Steigenlassen ist also eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße bis zu 1.000 Euro geahndet werden kann. Der bloße Verkauf sei derzeit nicht verboten, erklärt der Gelsenkirchner Anwalt Arndt W. Kempgens. "Vergleichbar ist das mit anderen gefährlichen - zulässigen - Gegenständen, zum Beispiel Küchenmessern, die auch frei verkauft werden. Man muss nur beim Umgang damit vorsichtig sein und trägt dann auch die Verantwortung." Nicht alles, was im Internet bestellbar sei, könne auch in Deutschland verwendet werden, gibt Kempgens zu bedenken. Ermittlungen wegen fahrlässiger Brandstiftung Gegen die drei Frauen wird nun wegen fahrlässiger Brandstiftung ermittelt. Darauf steht eine Haftstrafe bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe. Rechtsanwalt Kempgens ist verwundert, dass Gerhard Hoppmann von der Kriminalpolizei Krefeld erklärt: &bdquo;Für uns ist damit diese Tat weitgehend geklärt." Aus Sicht des Anwalts gebe es zwar einen "erheblichen Verdacht", aber "geklärt ist absolut nichts". Strafrechtlich werde es jetzt um die Frage gehen, welche der drei beteiligten Frauen die Fluglaterne habe fliegen lassen, die den Brand ausgelöst habe, so Rechtsanwalt Kempgens. Es könnten nicht alle drei Frauen pauschal bestraft werden, sondern nur die Person, die konkret mit der Laterne zu tun gehabt habe, die den Brand ausgelöst hat. Zuordnung der Laternen muss geprüft werden Die eigentlich auslösende Laterne ist nach Polizeiangaben verbrannt, vier Laternen wurden sichergestellt. "Zu prüfen ist nun eine konkrete Zuordnung der vier aufgefundenen Laternen und der einen verbrannten Laterne", so Anwalt Kempgens. Wenn nicht feststellbar sei, welche der drei Frauen die den Brand auslösende Laterne habe steigen lassen, würden alle drei freigesprochen. Grundsätzlich müsse ein privater Haftpflichtversicherer der Verursacher zahlen. "Probleme mit der Versicherung kann es aber dann geben, wenn die Verursacher nachweisbar die Gefährlichkeit erkannt und dies billigend oder gleichgültig in Kauf genommen haben", sagt Kempgens. Wenn man eine offene Flamme, die 20 Minuten brenne, im innerstädtischen Bereich steigen lasse, könnte man einen "bedingten Vorsatz" unterstellen, so Rechtsanwalt Kempgens. Dach aus Plexiglas Zoosprecherin Petra Schwinn erklärte, das in der Silvesternacht abgebrannte Affenhaus sei regelmäßig auf Brandschutz überprüft und für den Betrieb freigegeben worden. Das Dach bestand aus Plexiglas. Es wird geprüft, ob trockenes Laub das Ausbreiten des Feuers begünstigt hat. Eine Sprinkler- oder eine Brandmeldeanlage an dem Objekt gab es nicht. Am Freitag soll der Krefelder Zoo nach jetzigem Stand wieder öffnen. Der Deutsche Tierschutzbund kritisierte, dass das Affenhaus keinen Brandmeldeanlage besessen habe. Gerade die Altbauten in den Zoos verfügten über keinen ausreichenden Brandschutz, erklärte der Präsident des Tierschutzbundes, Thomas Schröder. Zudem monierte er, dass der Krefelder Zoo trotz der Tragödie weiterhin Menschenaffen halten wolle. &bdquo;Menschenaffen gehören in keine Zoogefangenschaft", sagte Schröder. Böllerverbot wird geprüft Derweil prüft die Stadt Krefeld ein Verbot zum Abbrennen von Feuerwerkskörpern im Bereich des Tierparks. Angesichts des Großbrandes müsse jetzt noch einmal diskutiert werden, &bdquo;ob man rund um zoologische Gärten eine Zone schafft, in der ein Böllerverbot gelten" sollte, sagte Stadtsprecher Timo Bauermeister. Aktuell habe es beim zurückliegenden Jahreswechsel kein Böllerverbot in Bereichen der Stadt Krefeld gegeben, weil die Kommune bei den Emissionen etwa durch Feinstaub unter den kritischen Werten gelegen habe. Wildtiere dürfen nicht beerdigt werden Den Angaben zufolge gingen bei dem Zoo bereits zahlreiche Spenden und Spendenzusagen ein. Die Unterstützung und Anteilnahme in der Bevölkerung sei "sehr groß". Die durch den Brand im Krefelder Zoo umgekommenen Menschenaffen können nicht beerdigt werden. Da es sich bei ihnen nicht um Haustiere, sondern um Wildtiere handele, sei eine Beerdigung nicht erlaubt, sagte Zoosprecherin Petra Schwinn. Die Tiere seien dem Veterinäruntersuchungsamt übergeben worden. Zoointern werde es eine Trauerfeier geben. Mit Material von epd und dpa.

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