AfD-Politiker beim FC Landtag: Pass auf Rechtsaußen

Düsseldorf. Wolfgang Euteneuer lässt die Lobhudelei stoisch über sich ergehen. Zur Feier des Tages hat sogar der Ehrenvorsitzende geschrieben. 25 Jahre führt der Spielertrainer Euteneuer nun den FC Landtag. Es habe "immer wieder Freude gemacht", konstatiert der frühere CDU-Abgeordnete Günter Langen. "Unvergessen" die Benefizspiele, die Partien auf den Balearen und im Baltikum – "und gegen die Alternativ-Nationalen von Kuba". Hoppla, verhaspelt. Gemeint ist selbstverständlich das Traditionsteam, die kubanischen "Alt-Internationalen", korrigiert sich Serdar Yüksel, der heutige Präsident des FC Landtag. Er trägt die Würdigung vor. Der kleine Versprecher liegt nahe – bei der Mitgliederversammlung sitzt die AfD mit am Tisch. In seiner bald 50-jährigen Geschichte hat die nordrhein-westfälische Parlamentsmannschaft noch jeden aufgenommen. Gesellige Stunden in der dritten Halbzeit Yüksel liest weiter. Der Ehrenvorsitzende Langen habe seine Erinnerungen in einem Buch zusammengestellt: "Fußballer als Botschafter des Landtags". Die darin abgedruckten Zeitungsartikel zeugen von geselligen Stunden – auf der grünen Wiese und in der dritten Halbzeit: "Große Koalition nach Spielschluss", titelte die WAZ, 1997, "Abgeordnete zeigten Team-Geist", die Westfalenpost 1992. Der Jahresrückblick der aktuellen Mannschaft fällt sportlich eher ernüchternd aus. Gegen die Himmelsstürmer des Bistums Essen setzte es ein wildes 5:8, bei der Mannschaft des FC Deutsche Post ein klares 0:3 unter Flutlicht. "Die hatten einen guten Torwart", ruft der ehemalige Lipper Abgeordnete Walter Kern. Es wird eine gewisse Normalität gewährt Trotz einer Liste von über hundert Mitgliedern sind es die Altgedienten, die den FC Landtag tragen. So wie der langjährige Abgeordnete Bernhard Tenhumberg, Kassierer. Man schließt vierstellig ab. "Wir sind reicher als Schalke 04", scherzt der Christdemokrat in Münsterländer Mundart. Die Kasse sei "gut gefüllt". Tenhumberg legt wert auf das Vier-Augen-Prinzip. Kassenprüfer sei ein Mitarbeiter der AfD-Fraktion, erzählt er später und greift zu seinem Pils. Man hat sich arrangiert, beim FC Landtag wird Abgeordneten einer weitgehend völkisch-national gesinnten Partei eine gewisse Normalität gewährt. Im Bundestag gab es lange Protest, viele Abgeordnete wollten nicht mit der AfD Doppelpass spielen. "Bei uns darf jeder mitkicken", sagen sie dagegen beim FC Landtag, "solange er oder sie sich an DFB-Ethikkodex hält." Der Fußball sei "offen für alle" Der Deutsche Fußballbund hat seine Werte wie folgt zusammengefasst: Im Fußballsport zeige sich die Vielfalt der Gesellschaft, der Sprachen, Kulturen und Lebensweisen. "Wir achten und fördern diese Vielfalt auf und abseits des Platzes und dulden keine Diskriminierungen, Belästigungen oder Beleidigungen" – sei es aufgrund von Geschlecht oder Religion, Herkunft oder Hautfarbe. Im Sport existierten keine Grenzen, der Fußball sei "offen für alle". Die Fußballmannschaft des Landtags hat ihren Spielbetrieb nach genau diesen Normen ausgerichtet, regelmäßig kickt sie mit Inklusionsteams. "Aushängeschild des Landtags" Tagesordnungspunkt 4: Andreas Keith, Parlamentarischer Geschäftsführer der AfD, hat das Wort. Das Spiel gegen die Mannschaft der Ruhr-Universität Bochum habe ihm super gefallen, sagt er. "So was können wir ruhig mal wieder machen." Er habe bereits bei der Sporthochschule Köln nachgefragt, die hätten eine Mannschaft. Zur Ehrung des Spielertrainers Euteneuer, Ex-Profi des ruhmreichen VfL Bochum, ist Landtagspräsident André Kuper gekommen, er ist selbst Mitglied. "Ihr seid ein Team", sagt Kuper, "das sportliche Aushängeschild des Landtags." FC-Präsident Yüksel würdigt Euteneuers herausragendes Engagement für Flüchtlinge im Ruhrgebiet und im Nordirak. Nun ja, sagt der Geehrte anschließend im Gespräch, leichte Bauchschmerzen habe er ja schon gehabt, als sich die AfD-Leute für seine Mannschaft angemeldet haben. Inzwischen versucht Euteneuer, die Sache mit Humor zu nehmen. Wenn sie mitspielen, stelle er sie grundsätzlich auf Rechtsaußen auf.

Meistgelesen