Telefonbetrüger mit Gewinnspielmasche auch in OWL aktiv

Bielefeld. "Sie haben gewonnen", behauptet die Stimme vom Band. Um mehrere tausend Euro Gewinn zu erhalten, müssten aber vorab Steuern gezahlt oder eine Kontoaktivierungsgebühr überwiesen werden. Danach gebe es den Gewinn aber ganz sicher. Doch der versprochene Geldregen bleibt aus. Variationen dieser Geschichte tauchen seit 2017 immer wieder im Internet auf. Es ändern sich einige Details. So kommt die Anruferstimme manchmal vom Band und manchmal von einem echten Menschen. In allen Fällen wird sich aber das Vertrauen der Angerufenen erschlichen, indem behauptet wird, man melde sich im Auftrag des Axel-Springer- und des Bertelsmann-Verlags. Auch in OWL berichten Betroffene nun davon. Die Aufklärung gestaltet sich aber schwierig. Alleine 6.866 Fälle von betrügerischen Bandansagen in NRW "Es gibt bundesweit viele solcher Fälle in den verschiedensten Varianten. Wenn Geld winkt, setzt leider oft der Verstand aus", sagt Andre Faßbender, Pressesprecher des Landeskriminalamts NRW. Die Bundesnetzagentur berichtet alleine von 6.866 gemeldeten Fällen in der ersten Hälfte dieses Jahres, die Dunkelziffer liegt sehr viel höher. Per Bandansage werden Gewinne versprochen. Für nähere Informationen sollen die Betroffenen eine Telefontaste drücken - und werden damit auf eine kostenpflichtige Nummer umgeleitet. In der Kriminalstatistik sollen dieser und ähnliche Tatbestände erst nächstes Jahr auftauchen. Bis jetzt wurden sie nicht erfasst, weil die Täter oft im Ausland sitzen. Dass der Name Bertelsmann für den Betrug verwendet wird, ist dem Unternehmen bekannt. Viel dagegen tun kann es nicht. "Wir bekommen gelegentlich Kenntnis von deratigen Aktivitäten", sagt Pressesprecher Jan Hölkemann. "Leider fehlen uns in aller Regel die rechtlichen Möglichkeiten und Beweise, dagegen vorzugehen." Der beste Rat lautet: auflegen! Der beste Rat bei einem solchen Anruf lautet: auflegen. "Man sollte, wenn man bei einem Gewinnanruf skeptisch wird, keine persönlichen Daten weitergeben und kein Geld überweisen", so Oliver Müller von der Verbraucherzentrale NRW. Denn es ist schwer bis unmöglich, wieder an das verlorene Geld zu kommen. Trotzdem sollten Betroffene den Fall der Verbraucherzentrale NRW sowie der Bundesnetzagentur und der Polizei melden. Auch das Landeskriminalamt betont: Zwar sei die Aufklärungschance gerade bei Anrufen aus dem Ausland sehr gering. Aber in manchen Fällen gelinge es eben doch. Täter zu überführen. Außerdem können Behörden nur so überhaupt von dem Betrug erfahren - und vor neuen Maschen warnen. Warum es oft so schwer ist, die Hintermänner zu ermitteln, erklärt Michael Reifenberg, Pressesprecher der Bundesnetzagentur: "In vielen Fällen wird nicht von einer von uns zugeteilten Nummer angerufen." Die Betrüger vertuschen ihre eigentliche Nummer mit technischen Tricks. Erschwerend kommt hinzu, dass betrügerische Anrufe oft aus dem Ausland kommen. Auch bei Bertelsmann wurde diese Erfahrung gemacht. "In so einem Fall sind wir auf den Austausch mit den Behörden des jeweiligen Landes angewiesen ", so Reifenberg. Wenn die Bundesnetzagentur eine Nummer nachverfolgen kann, dann kann sie sie abschalten. Das gelte beispielsweise, wenn eine kostenpflichtige Nummer für einen Rückruf angegeben oder darauf umgeleitet werde, sagt Reifenberg. Eine weitere Möglichkeit für die Behörde: Sie kann verbieten, dass für eine Nummer Rechnungen gestellt und eingetrieben werden. Wenn sie dann doch auf der Telefonrechnung auftauchen, können Verbraucher die Kosten vom Telefonanbieter zurückfordern. Das geht aber nur, wenn Telefonkosten nicht per Prepaid-Vertrag, sondern per nachträglicher Rechnung bezahlt werden. Die Bundesnetzagentur führt eine Liste solcher für Rechnungen gesperrte Nummern.

Meistgelesen