Was bei einem Wildunfall zu tun ist

Bielefeld. Wenn die Tage kürzer werden, bedeutet das für die Auto-, Lastwagen- und Motorradfahrer nicht nur frühere Dunkelheit und feuchtes Laub auf den Straßen. Auch das Wild stellt sowohl auf Überlandfahrten als auch zunehmend in den Randgebieten der Ortschaften eine Gefahr für den fließenden Verkehr dar. Wildtiere sind vor allem in Morgen- und Abendstunden aktiv. Und durch die Zeitumstellung steigt das Risiko noch einmal. 2018 war die Zahl der Wildunfälle etwas gesunken. Nach der Wildunfall-Statistik des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) wurden rund 268.000 Wildunfälle wurden registriert – 7.000 weniger als in 2017. Nach der Wildunfallstatistik des Deutschen Jagdverbands kam es in 2019 zu 235.000 Wildunfällen. Rechnerisch kollidiert damit fast alle zwei Minuten ein kaskoversicherter Pkw mit einem Wildtier. Für Schadenzahlungen wendeten Versicherer bundesweit 757 Millionen Euro auf (2018). Besonders groß ist die Gefahr eines Zusammenstoßes im Herbst. Wegen der Zeitumstellung seien wieder mehr Pendler schon in der Dämmerung unterwegs, warnte der Sprecher des Deutschen Jagdverbandes, Torsten Reinwald. Reh, Hirsch und Wildschwein seien vor allem in der Morgendämmerung auf Nahrungssuche. Die Jäger appellieren an alle Autofahrer, besonders umsichtig zufahren und an Feld- und Waldrändern die Geschwindigkeit zu senken. "Zwischen 6 und 8 Uhr ist das Risiko für einen Zusammenstoß besonders hoch", erklärte Reinwald. Wildtiere kennen keine Zeitumstellung Wildtiere orientierten sich nach ihrer inneren Uhr. "Sie kennen weder Zeitumstellung noch Verkehrsregeln - hier gilt: Augen auf und Fuß vom Gas." Wer nur Tempo 80 statt 100 fahre, verkürze den Bremsweg schon um 25 Meter. Der beste Schutz seien angepasste Geschwindigkeit und vorausschauendes Fahren, heißt es beim ADAC. Ralf Collatz, Sprecher des ADAC Ostwestfalen-Lippe, rät den Fahrzeugführern, die Schilder, die vor Wildwechsel warnen, ernst zu nehmen. &bdquo;Diese Schilder stehen nicht umsonst am Straßenrand", ergänzt der ADAC-Experte. Er empfiehlt, an diesen Stellen auch den Seitenstreifen im Blick zu behalten. &bdquo;Sie markieren Stellen, wo sich Unfälle mit Wild gehäuft haben." Der nordrhein-westfälische Landesjagdverband empfiehlt dort sogar eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Tempo drosseln und Fernlicht aus Tauchen Wildtiere auf der Fahrbahn auf, heißt es für den Autofahrer, sofort das Tempo zu drosseln, das Fernlicht auszuschalten und zu hupen, um die Tiere zu verscheuchen. Bei eingeschaltetem Fernlicht verliert das Wild die Orientierung und läuft auf die Lichtquelle zu oder bleibt stehen. Collatz rät, sofort hart zu bremsen, auf der Bremse zu bleiben und nicht auszuweichen. In vielen Fällen ist der Zusammenprall mit einem Wildtier für die Fahrzeugbesatzung weniger tragisch als die Kollision mit einem Baum oder einem anderen Fahrzeug. Richtiges Bremsen wird beispielsweise in einem Sicherheitstraining gelehrt, ergänzt Collatz. Wenn es zu einem Wildunfall kommt Besonders gefährlich sind neue Straßen, die durch Waldgebiete führen, sagt der Landesjagdverband NRW, denn Wild behält den gewohnten Wechsel bei. Wenn es trotz aller Umsicht zu einem Wildunfall gekommen ist, raten die Experten des Automobilclubs von Deutschland (AvD), sofort anzuhalten, die Warnblinkanlage einzuschalten und bei Dunkelheit die Fahrzeugbeleuchtung nicht auszuschalten. Möglicherweise verletzte Personen sollten zuerst versorgt werden und Polizei und Rettungskräfte sind zu alarmieren. Bei einem Unfall mit Rehen, Hirschen und Wildschweinen muss unbedingt die Polizei verständigt werden. Jagdpächter informieren Liegt das angefahrene Wild auf der Straße oder am Fahrbahnrand, sollte der Autofahrer das Tier wegen möglicher Tollwutgefahr nicht anfassen. &bdquo;Auf keinen Fall darf das Tier mitgenommen werden, denn das ist Wilddiebstahl", warnt Ralf Collatz vom ADAC. Auf jeden Fall sollte neben der Polizei auch bei jedem Tier der zuständige Jagdpächter informiert werden, dessen Kontaktdaten den Ordnungshütern in der Regel bekannt sind. Flüchtet das verletzte Tier, sollte die Bewegungsrichtung dokumentiert werden. Die Experten raten von einer eigenständigen Verfolgung des verletzten Tieres ab. Wenn es die Situation zulässt, können auch Fotos von der Unfallstelle und dem verletzten Tier hilfreich sein, meinen die Experten des AvD.

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