Wie Menschen in OWL mit lauten Windrädern leben

Paderborn. Eine Betroffene schildert ihre Erfahrung mit dem Windpark vor der Haustür: &bdquo;Die Rotoren drehen sich mal schneller, mal weniger schnell. Und gerade wenn es keine weiteren Geräusche gibt, und das ist ja eher nachts der Fall, dann hört man das sehr wohl. Und das ist ein Geräusch, wie wenn ein Wäschetrockner ständig rumpelt, aber nie aufhört. Es ist noch anders als Flugzeuglärm: Wenn ein Flugzeug kommt, geht’s vorbei, dies geht nicht vorbei." Strom durch Windenergie zu erzeugen, finden viele Bürger sehr sinnvoll, weil sie keine Ressourcen verschlingt. Doch viele Anwohner an den Windparks sehen die alternative Stromquelle längst anders. Sie fühlen sich durch das Wummern der Rotoren gestört. Die riesigen Rotorblätter vor der eigenen Haustür verursachten unerträglichen Lärm, klagen sie – besonders nachts. Den geplagten Anwohnern springt nun die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei: Sie warnt vor Lärm durch Windenergieanlagen, der zu Herz-Kreislauf-Problemen führen könne. In einer neuen Richtlinie schlägt die WHO nun vor, dass der Lärm der Rotoren durchschnittlich 45 Dezibel tagsüber nicht überschreiten solle. Für die nächtliche Höchstbelastung gibt es keine Empfehlung der Organisation – es gebe noch nicht genug aussagefähige Studien. Die WHO-Empfehlung ist Wasser auf die Mühlen des windkraftkritischen Vereins &bdquo;Regional-Bündnis Windvernunft. &bdquo;Zur Zeit sind tagsüber 55 Dezibel für den Betrieb der Windräder erlaubt", erläutert Sprecher Heiner Brinkmann – also deutlich mehr, als die WHO empfiehlt. Nachts darf die Lärmbelastung dem deutschen Umweltbundesamt folgend bei 40 Dezibel liegen. Dabei bedeutet eine Zunahme um drei Dezibel eine Verdopplung der Lautstärke. Zum Vergleich: Flüstern hat etwa 30 Dezibel, leise Radiomusik 50 und eine Kreissäge 100 Dezibel. Kreis Paderborn ist Hotspot für Windenergie Für &bdquo;Windvernunft" sei Lärm durch Windräder ein wichtiges Thema, sagt Brinkmann, der im Paderborner Stadtteil Neuenbeken wohnt. Der Kreis Paderborn ist ein Hot-Spot für Windenergie: Ein riesiger Windpark steht etwa auf der Paderborner Hochebene zwischen Bad Lippspringe und Lichtenau. Der Verein ist ein Zusammenschluss von 20 Bürgerinitiativen in Ostwestfalen-Lippe. Ziel sei nicht, den Bau von Windenergieanlagen generell zu verhindern, erklärt Brinkmann: &bdquo;Wir haben nur etwas gegen die Maßlosigkeit im Ausbau der Windenergienutzung, die heute hier in unserer Region herrscht." Das Bündnis habe immer darauf hingewiesen, dass der Lärm der Windenergieanlagen krank mache und man sich nicht dem &bdquo;Diktat der Windenergie und ihrer Investoren" beugen dürfe. Dafür seien die Aktivisten &bdquo;immer wieder belächelt" worden, klagt Brinkmann. Oft seien falsche Dezibel-Messungen als Genehmigungsgrundlage missbraucht wurden. Nächtliches Blinken sollte reduziert werden Brinkmann berichtet von einem Fall aus dem Paderborner Stadtbezirk Dahl, wo sich Anwohner bei der Kreisverwaltung über zwei Windräder beschwert hatten, die in etwa 700 Meter Entfernung errichtet worden waren. &bdquo;Man kann im Sommer vor lauter Lärm nicht mehr auf der Terrasse sitzen", beschreibt Franz-Dieter Cramer von der Dahler Windinitiative das &bdquo;pulsierende Dauerbrummen". &bdquo;Lärm ist ein Riesenproblem", beschreibt Brinkmann die permanente Belastung durch die Geräusche. Er weiß von einem Gasthof in Salzkotten, der etwa 600 Meter von einer Windkraftanlage entfernt liegt. Dort bäten die Gäste um andere Zimmer, die auf der entgegen gesetzten Seite zum Windrad liegen. Brinkmann weiß , dass es &bdquo;bares Geld für die Betreiber" ist, wenn die Anlagen tag und Nacht durchlaufen können. Nicht nur für die Paderborner Region sondern bundesweit vermisst Brinkmann ein Gesamtkonzept zur Energieversorgung. Auch von der NRW-Landesregierung wünscht er sich, dass diese mehr tut. Sie könnte dafür sorgen, dass das ständige Blinken der Windtürme nachts reduziert werde. &bdquo;Es gibt Systeme, die erkennen, ob sich ein Flugzeug nähert und dann automatisch die Beleuchtungsanlage in Betrieb nehmen", erklärt Brinkmann. Er wünsche sich, dass dies in den Winderlass aufgenommen werde. Betreiber halten sich an gesetzliche Vorschriften &bdquo;Wir halten 1.000 Meter Abstand zur regulären Wohnbebauung ein", sagt Daniel Saage, Sprecher der Westfalen-Wind-Gruppe, die im Kreis Paderborn 140 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 300 Megawatt betreibt. Tagsüber würden die Anlagen mit voller Nennleistung betrieben, nachts würde auf die gesetzlich vorgeschriebenen Werte in der Nähe von Wohnbebauung zurückgefahren. Wegen der Betriebsgeräusche sieht Saage die Anlagenhersteller in der Pflicht. Welch Auswirkungen Infraschall von Windkraftanlagen haben kann, zeigt ein Fall aus Dänemark: Ein Nerzzüchter geht davon aus, dass die Turbinen Niedrigfrequenz-Schwingungen unterhalb der menschlichen Hörgrenze erzeugen, die die Tiere verrückt machen, so dass sie sich gegenseitig umbringen und Jungtiere missgebildet geboren werden.

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