
Von
Lothar Schmalen
31.08.2017 | 31.08.2017, 06:00
Bielefeld
Ärzteausbildung: Experten schätzen jährlichen Finanzbedarf auf 100 Millionen Euro
Bielefeld. Viel Konkretes ist noch nicht bekannt über die von der neuen Landesregierung geplante neue Medizinische Fakultät an der Universität Bielefeld. Es sollen 200 bis 300 Studienplätze entstehen und der Aufbau der neuen Fakultät soll sich am „Bochumer Modell" orientieren, dass heißt die akademische Ausbildung an der Uni soll ergänzt werden durch die klinische Ausbildung in Krankenhäusern und Arztpraxen, mit denen die Universität kooperiert.
Das wars dann aber auch schon mit den Fakten. Unklar ist, wie genau die Ärzteausbildung in Ostwestfalen-Lippe ausgestaltet werden soll, und unklar ist, wie lange es noch dauert, bis die geplante Fakultät tatsächlich ihre Arbeit aufnimmt. Niemand weiß auch wirklich, wie viel Geld die Medizinerausbildung in OWL tatsächlich kosten wird. Seitens der Landesregierung ist immer wieder von 50 Millionen Euro die Rede, die für die laufenden Kosten jährlich bereit gestellt werden sollen.
Wie viel Geld aber die Landesregierung in die Hand nehmen will, um die neue Fakultät und die entsprechende klinische Ausbildung einzurichten („Anschubfinanzierung") – darüber macht bislang niemand auch nur andeutungsweise Angaben. In Bochum, wo man kein Universitätsklinikum braucht, kommt man für rund 300 Studienplätze zurzeit immerhin mit jährlichen Kosten von 44 Millionen Euro aus.
Erstmals haben sich jetzt – nach einer Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Dennis Maelzer (Lippe) Fachleute vom Medizinischen Fakultätentag der Bundesrepublik Deutschland (Berlin) mit der Kostenschätzung für eine Medizinische Fakultät in Bielefeld befasst. Und die kommen zu dem Ergebnis, dass „man im Vollausbau mit jährlichen Kosten von rund 100 Millionen Euro für eine neue Fakultät mit einer adäquaten Ausstattung für Forschung und Lehre" rechnen müsse. „Hinzu kommen einmalige Investitionskosten, die ebenfalls im dreistelligen Millionenbetrag liegen könnten", fügt Richard Blomberg, Referent für Forschung und politische Kommunikation des Medizinischen Fakultätentags hinzu.
Zum Vergleich: Bei der Einrichtung der jüngsten Medizinischen Fakultät in Deutschland in Augsburg, wo 252 Studienplätze geplant sind, stehen als Investitionsmittel zum Aufbau des Campus 250 Millionen Euro zur Verfügung. Für den laufenden Betrieb sind zunächst jährlich 73 Millionen Euro, im Vollausbau jährlich bis zu 100 Millionen Euro vorgesehen. In Augsburg wird gerade das kommunale Klinikum zum Uniklinikum umgewandelt.
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