Diskussion um Forderungen nach Gebetsräumen in Schulen

Wuppertal/Herford. Der NRW-Landesverband des Zentralrats der Muslime fordert die Einrichtung von Gebetsräumen in Schulen. Der Verband reagiert damit auf das Verbot von öffentlichen Gebeten im Johannes-Rau-Gymnasium in Wuppertal. Um den Schulfrieden zu wahren, wies die Schulleitung das Kollegium vor wenigen Wochen dazu an, muslimischen Schülern öffentliches Beten zu untersagen, weil sich Mitschüler und Lehrer bedrängt fühlten. Auch in OWL löste das Verhalten eines muslimischen Schülers der Friedenstal Gesamtschule in Herford Irritationen aus. Nach Informationen von nw.de verlässt der Elftklässler jeden Freitag den Unterricht, um zu beten. Seinen Wunsch, einen Gebetsraum in der Schule einzurichten, lehnte die Schulleiterin ab. Der Zentralrat der Muslime lehnt Gebetsverbote ab. Der NRW-Vorsitzende, Samir Bouaissa, fordert die Schulleitung des Johannes-Rau-Gymnasiums dazu auf, den betroffenen Schülern die Möglichkeit zu geben, ihre Gebete weiter ungestört verrichten zu können. &bdquo;Ein Verbot ist rechtlich ohnehin nicht haltbar", erklärt Bouaissa. Die Bezirksregierung Düsseldorf hat das Verbot von öffentlichen Gebeten am Johannes-Rau-Gymnasium bestätigt. &bdquo;Die Schulleiterin hat dazu im Rahmen des Hausrechts die Möglichkeit", erklärt die Sprecherin der Bezirksregierung, Dagmar Groß. Das verfassungsmäßige Gebot des Funktionierens des Schulbetriebes und des Bildungsauftrags, gehe der Religionsausübungsfreiheit vor. &bdquo;Daher müssen auch muslimische Mädchen am Schwimmunterricht teilnehmen." Rituelle Waschungen in der Schultoilette Anlass für die Mitteilung an die Lehrer war nach Angaben der Schulaufsicht, der Wunsch der Schulleitung, mit den Schülern ins Gespräch zu kommen und nach anderen Lösungen zu suchen, sagt Groß. &bdquo;Das Verbot des Betens auf provozierende Art in der Schulöffentlichkeit soll das friedliche Miteinander fördern und den Schulfrieden sichern." Unter provozierende Art sei zu verstehen, dass sich andere Schüler und Lehrkräfte gestört oder bedrängt fühlten, denn die Schüler signalisierten das Beten durch rituelle Waschungen, ausgerollte Gebetsteppiche und das Einnehmen von Gebetshaltungen, so Groß. Bouaissa erklärt hingegen, dass die Schüler nicht provozieren wollen. Der Zentralrat der Muslime lässt jedoch offen, ob Bouaissa mit den Schülern Kontakt hatte. &bdquo;Die Schule ist keinesfalls ein Ort, aus dem Religion verbannt werden kann", sagt Bouaissa. Der Schulfrieden könne vielmehr durch die Einrichtung von Andachtsräumen, gewahrt werden. &bdquo;Das würde endlich auch Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften in einem von Hektik geprägten Alltag unerlässliche Momente für innere Einkehr geben." Das muslimische Mittags- und Nachmittagsgebet, welches vor allem in den Wintermonaten in die Unterrichtszeit fallen könne und deren pünktliche Verrichtung für Muslime von großer Bedeutung sei, dauere ohnehin nur wenige Minuten und werde in andächtiger Stille vollzogen, ergänzt Bouaissa. Regeln und ihre Flexibilität Der Kölner Islamexperte Thomas Lemmen hält die Einführung von Gebetsräumen für Muslime an Schulen für nicht notwendig. &bdquo;Im öffentlichen Raum machen Gebetsstätten nur dann Sinn, wo man keine Möglichkeit hat, seine ordentliche Gebetsstätte aufzusuchen, wie zum Beispiel an Flughäfen oder Krankenhäusern", sagt der Theologe. Zwar sollten Muslime fünfmal am Tag beten, es gebe aber Regeln, damit flexibel umzugehen. &bdquo;Versäumte Gebete können nachgeholt werden." Diese Ansicht teilt auch der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung, Udo Beckmann: &bdquo;Der Koran lässt Verschiebungen zu. Zudem sind Schulen auch nicht durch die Glaubensfreiheit zur Errichtung von Gebetsräumen verpflichtet." Die Wahrung des Schulfriedens und der reibungslose Ablauf des Unterrichts haben auch nach Einschätzung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Priorität, sagt die stellvertretende NRW-Vorsitzende Maike Finnern. &bdquo;Fühlen sich Schüler oder das pädagogische Personal durch Gebete gestört oder verlassen Schüler zum Beten den Unterricht, ist das inakzeptabel", ergänzt Beckmann. Zudem habe Religion Platz in der Schule, sowohl im Religionsunterricht als auch bei Diskussionen in anderen Fächern.

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