Bielefeld

OWL-Universitäten haben wenig Lehrpersonal trotz steigender Studentenzahlen

An der Universität Bielefeld betreut ein Professor im Schnitt 93 Studenten, an der Uni Paderborn 82 Studenten

 Wer anfängt zu studieren, muss gerade an den Universitäten oft mit vollen Hörsälen und wenig Betreuung rechnen. | © dpa

Nora Pfützenreuter
04.01.2017 | 04.01.2017, 09:00

Bielefeld/Paderborn. In NRW betreut ein Professor im Schnitt fast 90 Studenten. Das ist das Ergebnis einer Studie des Statistischen Bundesamtes für die Zeitschrift "Forschung und Lehre". Demnach kamen 2015 in NRW auf 493.913 Studenten nur 5.510 Lehrkräfte. Spitzenreiter in der Betreuung ist Thüringen, mit einer Quote von 47,2 Studenten pro Hochschullehrer. Im kleinsten Bundesland Bremen betreut ein Professor gemäß der Statistik durchschnittlich 47,4 Studenten.

Das Gebäude X der Universität Bielefeld. - © Andreas Zobe
Das Gebäude X der Universität Bielefeld. | © Andreas Zobe

An der Universität Bielefeld fällt das Betreuungsverhältnis mit 93 Studenten pro Lehrkraft noch schlechter aus als das NRW-Ergebnis. 24.255 Studenten werden dort von 260 Professoren betreut. Das sind etwa 5.000 Studenten mehr als 2011. Dennoch ist die Anzahl der Planstellen für Professoren seit 2011 gleich geblieben.

Information
Studieren liegt im Trend

  • Im Wintersemester 2016/2017 sind rund 770.000 Studenten an den Hochschulen in NRW eingeschrieben, bundesweit sind rund 2,8 Millionen immatrikuliert.
  • 2016 haben 26 Prozent mehr Personen ein Studium begonnen als 2010.
  • Die Zahl der Studienanfänger in NRW wird laut Wissenschaftsministerium vorerst auf einem hohen Niveau von rund 120.000 pro Jahr bleiben und nach Berechnung der Kulturministerkonferenz voraussichtlich erst ab 2020 langsam wieder sinken.

In den nächsten zwei Jahren wird die Hochschule 50 Professoren zusätzlich einstellen. Nur geringfügig besser ist im Vergleich das Betreuungsverhältnis an der Universität Paderborn. Dort werden 20.308 Studenten von derzeit 247 Lehrkräften unterrichtet – das entspricht einer Quote von 82 Studenten je Professor.

Bessere Betreuung an Fachhochschulen

Im Vergleich dazu haben die hiesigen Fachhochschulen mehr Kapazitäten in der Studentenbetreuung: An der Fachhochschule Bielefeld unterrichtet etwa die gleiche Anzahl Professoren (250) etwa halb so viele Studenten, verglichen mit den Universitäten in OWL. Das Betreuungsverhältnis liegt bei 40,3 Studenten je Professor. Derzeit sind 10.085 Personen an der FH eingeschrieben.

Spitzenreiter bei den staatlichen Hochschulen in der Region ist die Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Lemgo mit rund 39 Studenten pro Lehrkraft. „Die Hochschule OWL bietet das beste Betreuungsverhältnis aller Fachhochschulen in NRW", sagte Katharina Thehos, Sprecherin der Hochschule.

Ministerium interpretiert Zahlen anders

„Das Thema Qualität von Forschung und Lehre mit Hilfe einer einzelnen Statistik zu behandeln, ist nicht sinnvoll und führt zu falschen Einschätzungen", sagte Hermann Lamberty, Sprecher des NRW-Wissenschaftsministeriums. Eine Quote in Form einer Studierenden-Lehrenden-Relation sei laut Ministeriums ungeeignet, um die Qualität der Lehre beurteilen zu können. In den Zahlen seien beispielsweise auch Personen im Promotions-, Aufbau- oder Auslandsstudium erfasst, die eine geringere Lehrnachfrage hätten.

Zudem habe NRW bundesweit die größte Hochschulautonomie und es sei Aufgabe jeder einzelnen Hochschule in NRW, ausreichend Lehrpersonal zur Verfügung zu stellen. Derzeit würden über den Hochschulpakt zwischen Bund und Ländern jährlich gut eine Milliarde Euro zusätzlich an die Hochschulen in NRW fließen, die Hälfte davon seien Landesmittel, so der Sprecher.

2017 stünden rund 8,5 Milliarden Euro für Wissenschaft und Forschung und 6,4 Milliarden Euro für Hochschulen zur Verfügung. Mit diesen Zahlen nehme NRW im Ländervergleich die Spitzenposition ein.

„Es werden nur so viele Studenten aufgenommen, wie Lehrpersonal in ausreichender Zahl zur Verfügung steht", sagte NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD). Dass diese Kapazitäten vorhanden seien, zeige schon die sinkende Zahl der NC-Studiengänge.

AstA der Uni Bielefeld übt Kritik

Die Betreuungsquote von Professoren zu Studierenden habe sich in den letzten 40 Jahren deutlich verschlechtert, sagte Abdul Celebi, Sprecher der Studierendenvertretung AstA an der Universität Bielefeld. Celebi: „Auch die steigenden Studierendenzahlen haben, obwohl es mehr Geld vom Land gibt, an dieser Entwicklung nichts geändert."