Bielefeld Von Pfeifen und Psychopathen im Job

Bielefeld. Drei Minuten, mehr benötigt sie nicht. In dieser Zeit will Suzanne Grieger-Langer Leistungsträger von Mitarbeitern unterscheiden können, die nur so tun, als würden sie arbeiten. Das zu tun ist ihr Job, denn Grieger-Langer ist Profilerin. Die Bielefelderin wird von Unternehmen engagiert, um Leistungssimulanten bereits vor der Einstellung zu identifizieren.Auf Einladung des Bielefelder Kompetenz-Netzes sprach die 42-Jährige jetzt im Lichtwerk-Kino vor großem Publikum: Etwa 130 Zuhörer hatten sich eingefunden, darunter viele regionale Unternehmer. Einige Große der Region wie beispielsweise Oetker oder Bertelsmann kenne sie bereits, sagt Grieger-Langer.Doch sie führt es nicht aus. &bdquo;Die Nachfrage ist da“, sagt sie lediglich und hüllt sich in Schweigen. Die Unternehmer, die noch nicht auf Job-Profiler wie Grieger-Langer zurückgegriffen haben, hören an diesem Abend zu, um Tipps des Profis mit in den Berufsalltag mitzunehmen.Pfeifen sind lästig, Performer erwünscht Für diesen Alltag legt Grieger-Langer direkt zu Beginn brachiale Grundregeln fest. Charaktere unterteilt sie in drei Typen: Performer, also Leistungsträger, Pfeifen und Psychopathen. Es gebe Zwischenstufen, sicher. Doch die harte Unterteilung sei wichtig, um Grenzen aufzuziehen.&bdquo;Mitarbeiter, die wir wollen, heißen Performer, weil sie es drauf haben und uns voranbringen“, sagt die Profilerin. Pfeifen hingegen seien eher lästig, weil sie eine &bdquo;fatale Kombination aus Geltungsdrang, Selbstüberschätzung und geringem Einsatzwillen“ mitbrächten. Lautes Lachen aus dem Publikum, viele offene Münder. Fassungslosigkeit steht in den Gesichtern. Die Direktheit der Rednerin überrumpelt offenbar viele Zuhörer. Einige runzeln irritiert die Stirn. Doch ihre Aufmerksamkeit ist geschärft für die dritte Kategorie: Die der Psychopathen.Aus medizinischer Sicht kämen diese Menschen ohne Gefühle auf die Welt, sagt Grieger-Langer. &bdquo;Die sind quasi falsch verdrahtet.“ Weil Psychopathen aber voll funktionsfähig seien, sei ihre Identifizierung mit viel Aufwand verbunden. &bdquo;Diese Leute analysieren ihr Gegenüber und schinden immer den Eindruck, der von ihnen erwartet wird“, so Grieger-Langer.Sieben Tipps für Arbeitgeber Nach mehr als 20 Jahren Erfahrung glaubt die Profilerin ein Gefühl dafür zu haben, wer vor ihr steht. Stimme, Sprache, Frisur, sogar die Brillenform verraten ihr etwas über den Charakter des Gegenübers. Für ein ausführliches Profil reiche das aber nicht. &bdquo;In Unternehmen arbeiten wir mit mindestens neun Leuten an der Klassifizierung eines Bewerbers“, sagt sie. Der Mensch sei wie ein Puzzle, das es zusammenzusetzen gelte.Weil nicht immer ein Profiler zur Stelle sei, versucht Grieger-Langer, Arbeitgebern die Einschätzung potenzieller Mitarbeiter leicht zu machen. Sieben Tipps hat sie parat, um Unternehmen vor Menschen zu schützen, die Sand im Getriebe werden könnten: Standfestigkeit und Selbstvertrauen müsse ein Mensch aufweisen, um sich selbst zu behaupten. &bdquo;Aber auch Leidenschaft, Ruhe und die Kanalisierung von Energien seien von Vorteil, um im Notfall über die nötige Kraft zu verfügen, sich zu behaupten.Wer außerdem konzentriert zuhöre, statt selbst Monologe zu halten, erfahre viel Nützliches. Schlussendlich sollten Arbeitgeber wie Mitarbeiter immer klar, kompetent und vor allem konsequent agieren. Grieger-Langer: &bdquo;Nur so lässt sich echte Substanz dauerhaft von Silhouetten unterscheiden.“