Zurück in der zweiten Heimat

Bielefeld. Ihr Gang durch die Region ist buchstäblich ins Wasser gefallen. Neulich am Wilden Kaiser war eine Portion Übermut im Spiel, als Garrelt Duin mit seinem Sohn über die glitschigen Steine eines Bergbachs stieg, die Balance verlor und sich einen Bänderriss zuzog. Halb so schmerzhaft, wie es sich anhört, sagte der Wirtschaftsminister von NRW nach seiner Ankunft an der Bielefelder Sparrenburg. Für die eigentlich verabredete Wanderung durch OWL war die Blessur aber doch zu heftig.Trotzdem hielt es Duin für geboten, in der Region vorbeizuschauen und mal zu prüfen, wo das Geld aus den verschiedenen Fördertöpfen angelegt ist. Man denke da ja manchmal gar nicht drüber nach, doch der Tourismus habe eine "riesige wirtschaftliche Bedeutung", sagte der Minister. "Wo man gerne Freizeit verbringt, da lebt man auch gerne." Im Kampf um Fachkräfte sei dieser Umstand ein "nicht zu vernachlässigender Faktor".Bielefelds Oberbürgermeister Pit Clausen hatte sich darauf gefreut, seinem Genossen Garrelt aus erhöhter Sicht "rauchende Schornsteine und viele Baukräne" zu zeigen, die Beleg dafür seien, "dass in dieser Stadt wirtschaftlich richtig was geht". Allerdings war es dafür zu neblig. Kennt er ja sowieso schon, der Minister. Aus Sicht von Landrat Friedel Heuwinkel (CDU) ist Duin mittlerweile sogar "ein Stück OWL" bei "so viel Kontakt" mit dem hochgewachsenen Norddeutschen. Mit einiger Routine lobte der Sozialdemokrat das Ausstellungszentrum des Bielefelder Wahrzeichens, ein in der Stadt kontrovers diskutierter Stampfbetonbau. Anschließend schaute er noch bei weiteren touristische Attraktionen der Region vorbei, den Externsteinen und dem Hermannsdenkmal.Im 20. Stock des früheren Vodafone-Hochhauses in Düsseldorf hat der Minister ebenfalls einen schönen Blick. Dem Tourismus räumte er in seinem Ressort einen hohen Stellenwert ein. Er musste sich was einfallen lassen, als Regierungschefin Hannelore Kraft (SPD) die Digitalisierung an sich riss. Er habe trotzdem noch viel auf dem Zettel, versichert Duin. Ob der gewachsenen Aufmerksamkeit für das Megathema "NRW 4.0" müsse nun einer durchs Land fahren, um die Dinge zu erklären. "Und das bin ich."Kraft hat den Ex-Bundestags- und Europaabgeordneten erst 2012 ins Kabinett geholt. Zunächst sah Duin seine Aufgabe als "vor allem rhetorisch" an. In der Tat halten sich die Gestaltungsmöglichkeiten für einen Wirtschaftsminister auf Landesebene in Grenzen. Davon abgesehen brachte ihm sein lockerer Stil jedoch schon Kritik ein. In der ersten Halbzeit der Legislaturperiode hatte er sich ab und zu bitten lassen, bis er kleinere Einladungen annahm. Krankmeldungen wurden argwöhnisch aufgenommen. Inzwischen ist der ehemalige Chef der SPD-Konservativen vom "Seeheimer Kreis" in NRW und an seinem Lebensmittelpunkt Essen angekommen.Wenn sich Duin politisch profiliert, dann nicht selten auf Kosten der Grünen. Kurz vor der Sommerpause zum Beispiel schrieb er vor dem Hintergrund des energiepolitischen Gezänks eine gepfefferte Mail an die Abgeordneten der SPD-Landtagsfraktion. Angesichts des Klimabeschlusses der Bundesregierung sei das "Gejammer aus Teilen der Umweltecke ideologisch begründet" und verleugne die Realität.Insbesondere die politischen Vorstellungen von Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) laufen ihm oft zuwider. Trotz jeder rot-grüner Eintracht begehrte Duin erfolgreich gegen allzu strikte Vorgaben etwa zum Klimaschutz oder der Infrastruktur auf.Was Stimmung und Einrichtungen in Bielefeld angeht, findet sich Duin aus seiner Studienzeit noch zurecht. Neben dem "Bermudadreieck der Kneipen" und freilich der Sparrenburg steuerte er häufig die Alm der Arminia an. Verträgt sich ja ganz gut mit seinem HSV.

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