OWL-Städte verlieren bei Digitalisierung – Gütersloh fast Schlusslicht in Deutschland

Bielefeld/Berlin. Die Abfrage ist umfangreich. Für fünf Themenbereiche stellt der Digital-Branchenverband Bitkom seit 2019 seinen Smart-City-Index zusammen. Der ist ein Ranking aller 83 deutschen Großstädte (mehr als 100.000 Einwohner) in Sachen &bdquo;Stand der Digitalisierung“. Bielefeld, Gütersloh und Paderborn landen in der Gesamtwertung nur in der zweiten Tabellenhälfte und sind gegenüber dem Vorjahr abgesackt. Alle 83 Großstädte haben den umfangreichen Fragenkatalog beantwortet, der sich auf fünf unterschiedliche Kategorien bezieht und 163 unterschiedliche Parameter betrifft. So geht es in der Kategorie Verwaltung um interne Prozesse wie eAkten, elektronische Bezahlmöglichkeiten, Terminbuchungen, konkrete Leistungen wie die Möglichkeit, sich digital selbst umzumelden, den Führerschein zu beantragen bis hin zu einem digitalen Mängelmelder. Hier liegt Bielefeld auf Platz 24 recht gut, ist aber im Vergleich zum Vorjahr von neun Städten überholt worden. Paderborns digitale Verwaltungsleistungen haben es nur auf Platz 60 geschafft (minus 20) und Gütersloh gar nur auf Platz 79 von 83 (minus 33). Energie und Umwelt: Paderborn auf Platz 11 Der Bereich IT und Kommunikation fragt u. a. nach der Glasfaserversorgung in der Stadt, existieren Datenplattformen, ob es Geodaten und einen interaktiven Stadtplan gibt. Bielefeld erreicht immerhin das Mittelfeld mit Rang 44 (minus zehn). Paderborn mit Rang 59 (minus 23) und Gütersloh Rang 65 (minus 12) schneiden schlechter ab. Kommentar zum Thema: Fehlende Digitalisierung in OWL: Mehr Ansporn als Gemecker ist nötig Bei der Energie- und Umweltkategorie geht es um intelligente Straßenbeleuchtung, Menge der Stromerzeugung aus Photovoltaik, eine digitale Energie- und Wärmeplanung bis hin zur Anzahl der zugelassenen E-Fahrzeuge samt öffentlicher Ladeinfrastruktur. Da kann Paderborn mit dem elften Platz zufrieden sein (minus 7). Gütersloh Platz 47 (plus 15) und Bielefeld auf 60 (minus 6) sehen da schlechter aus. OWL-Städte verbessern sich nur in wenigen Kategorien Der Bereich Mobilität betrifft die smarte Parkplatzverwaltung, Handyparken, natürlich der Digitalstand des gesamten ÖPNV mit digitalen Fahrplänen, Tickets und Vernetzung, Sharingangebote vom E-Roller bis zum Carsharing. Hinzu kommt die letzte Meile der Paketzustellung und ob die über ein Pakethub organisiert ist oder jeder Zusteller seine Kunden einzeln ansteuert. Paderborn hat in dem Bereich Gas gegeben und sich um 14 Plätze auf Rang 27 verbessert. Eine der wenigen Kategorien, in denen eine OWL-Großstadt Boden gut gemacht hat. Bielefeld rangiert auf 42 (minus 9), Gütersloh auf dem vorletzten 82. Platz (minus 8). Das so häufig gescholtene Gelsenkirchen freut sich über Platz 29. Lesen Sie auch: Paderborn fühlt sich bei Digitalisierung als Vorreiter Fehlt noch der Themenbereich Gesellschaft und Bildung. Da geht’s um die Digitalisierung von Schulen, die Qualifizierung von Lehrkräften, die digitale Teilhabe von Senioren, die Frage, wie stark der Handel digitalisiert ist und ob es Beteiligungsplattformen mit Abstimmungs- und Diskussionsmöglichkeiten gibt. Werden die Ratssitzungen digital übertragen? Im OWL-Vergleich liegt Paderborn vorn, aber auch nur auf Platz 44 (minus 2). Gefolgt von Bielefeld auf Platz 53 (minus 24) und Gütersloh auf 82 (minus acht). Gelsenkirchen: Platz 29. Smart-City-Index 2025: Paderborn vor Bielefeld und Gütersloh Fragen über Fragen also, um den umfangreichen Index zu erstellen. Auffällig ist, dass Digitalvertreter einzelner Städte in OWL sich gern als Vorreiter betrachten. Der Index gibt das nicht her. Aus der Platzierung in den einzelnen Themenbereichen errechnet sich die Gesamtwertung: Paderborn 36, Bielefeld 45 und Gütersloh 80. Vor allem die gut 100.000-Einwohnerstadt Gütersloh scheint sich schwerzutun mit der Digitalisierung. Aus dem Rathaus kommt der Hinweis, dass man sich mit der Analyse des Index beschäftige und seit dem Stichtag auch schon E-Busse eingeführt habe. Allerdings wurde das Carsharing-Angebot in der Stadt im Frühjahr wegen Vandalismus eingestellt. &bdquo;Wir messen sehr breit, nehmen aber keine qualitative Bewertung und kein Controlling vor“, erklärt Sven Wagner von Bitkom. Wichtig für den Erfolg im Ranking sei es, wie geschickt eine Kommune den Digitalisierungsprozess steuere. Sei das Chefsache, gebe es eine Smart-City-Beauftragte, würden Fördergelder eingestrichen, seien wichtige Parameter. Gütersloh und Paderborn sind beispielsweise auf der Förderliste des Bundes &bdquo;Modellprojekte Smart-City“ (MPSC) zu finden. Bielefeld nicht. 820 Millionen Euro sind in dem Topf. Wagner: &bdquo;Davon haben viele Städte profitiert.“ Reaktionen auf den Smart-City-Index In der Region selbst werden die Ergebnisse schon diskutiert. Petra Piggerl-Radtke hat als IHK-Hauptgeschäftsführerin eine Position dazu. Sie sagt auf Anfrage dieser Redaktion: &bdquo;Die Ergebnisse beim Smart-City-Index sind ein klarer Arbeitsauftrag an die Städte. Ostwestfalen darf nicht den Anschluss verlieren. Wir sehen Stärken – etwa in der digitalen Verwaltung in Bielefeld oder bei Energie- und Mobilitätsprojekten in Paderborn – und gleichzeitig Handlungsfelder, um diese Fortschritte abzusichern und auszubauen. Gütersloh hat im Bereich Energie & Umwelt eine solide Basis, muss aber bei smarter Mobilität und digitaler Teilhabe deutlich aufholen.“ Carsten Schlepphorst als Beigeordneter der Stadt Gütersloh für Digitalisierung zuständig hat sich die Umfrage genau angesehen und sagt: &bdquo;Natürlich schauen wir genau hin, wo wir in einem Ranking wie dem der bitkom liegen. Gleichzeitig ist mir wichtig zu betonen: Wir richten unser Handeln nicht nach Ranglisten aus, sondern nach den Bedürfnissen unserer Stadt und unserer Bürgerinnen und Bürger – im Rahmen der Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen.“ Die Ergebnisse der aktuellen internen Analyse lägen zwar noch nicht vollständig vor, schon jetzt zeichne sich jedoch ab, dass das bitkom-Ranking vor allem auf die Rahmenbedingungen und Herausforderungen größerer Städte ausgerichtet ist. Schlepphorst: &bdquo;Gütersloh gehört dort zu den kleinsten Städten im Vergleich, und einige Bewertungskriterien betreffen uns daher kaum oder gar nicht.“ Entsprechend könne man nicht so viel Punkte sammeln und vorn liegen. Lesen Sie über das Positivbeispiel: Warum der Ortsteil Etteln so weit vorn liegt Wie mit Eigenengagement des Ortsvorstehers und Bürgerinitiative digitaler Fortschritt erzielt werden kann, hat im vergangenen Jahr das kleine Etteln mit 1.900 Einwohnern gezeigt. Der Ortsteil Borchens im Kreis Paderborn wurde zur digitalsten City weltweit vor Hongkong. Ergebnisse des Smart-City-Index im Überblick: Gesamtergebnis Bielefeld: Platz 45 von 83 (Tendenz -8) Gütersloh: 80 (-11) Paderborn: 36 (-4) Verwaltung Bielefeld: Platz 24 von 83 (Tendenz -9) Gütersloh: 79 (-33) Paderborn: 60 (-20) Energie und Umwelt Bielefeld: Platz 60 von 83 (Tendenz -6) Gütersloh: 47 (+15) Paderborn: 11 (-7) IT und Kommunikation Bielefeld: Platz 44 von 83 (Tendenz -10) Gütersloh: 65 (-12) Paderborn: 59 (-23) Mobilität Bielefeld: Platz 42 von 83 (Tendenz -9) Gütersloh: 82 (-8) Paderborn: 27 (+14) Gesellschaft und Bildung Bielefeld: Platz 53 von 83 (Tendenz -24) Gütersloh: 82 (-8) Paderborn: 44 (-2)

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