
Löhne. Die Küchenmöbelindustrie ist hart gelandet nach den Boomjahren, als viele Menschen wegen Corona nicht in den Urlaub fahren konnten und sich stattdessen eine neue Küche kauften. In den Fabriken konnte die Produktion mit den Auftragseingängen nicht Schritt halten. Mit dem Beginn des Ukrainekriegs begannen auch die Probleme für die Küchenmöbelproduzenten. Hohe Energie- und Materialkosten bei gleichzeitigem massiven Rückgang im Wohnungsbau formierten sich zu einem perfekten Sturm für die Branche. Unter den Folgen leidet sie heute noch. Auf der Jahrespressekonferenz des Verbands ist jedoch auch von verhaltenem Optimismus die Rede.
OWL ist der Hotspot der deutschen Küchenmöbelindustrie. Mehr als zwei Drittel des Umsatzes in Deutschland werden hier in der Region erwirtschaftet. Drei der größten deutschen Hersteller haben ihren Sitz in der Region: Nobilia in Verl (Kreis Gütersloh), Häcker in Rödinghausen, Nolte in Löhne (beide im Kreis Herford). In diesem Kreis haben auch die Luxusküchenhersteller Siematic (Löhne) und Poggenpohl (Herford) ihren Sitz. Dazu kommt Hettich aus Kirchlengern (Kreis Herford) als einer der bedeutendsten Zulieferer der Möbelindustrie.
Löhne ist das Zentrum des Hotspots
Die Stadt Löhne hat sich in den letzten zehn Jahren zum Zentrum des Hotspots entwickelt, an dem die Küchenwelt nicht vorbei kommt. Neben drei Küchenmöbelherstellern, die als Teil der Küchenmeile A30 ihre Neuheiten zeigen, kommt die Küchenmesse Area 30 dazu. In einem mobilen Bau werden in diesen Tagen mehr als 12.000 Besucher erwartet. Viele von ihnen werden auch andere der vier weiteren Ausstellungszentren in der Werrestadt besuchen, bei denen sich in diesen Tagen alles um die Küche dreht.
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So ist es auch kein Wunder, dass seit Jahren zur Branchenpressekonferenz in die Werrestadt eingeladen wird. Sie wurde jetzt erneut im Ausstellungszentrum von Leicht Küchen veranstaltet. Leicht-Vorstand Stefan Waldenmeier ist auch Vorsitzender des Verbands der Deutschen Küchenmöbelindustrie. Waldenmeier war kurzfristig erkrankt. Verbandsgeschäftsführer Jan Kurth übernahm die Pressekonferenz und zitierte neben seinen persönlichen Statements auch Waldenmeier.
Rund 3,3 Milliarden Euro haben die 46 deutschen Küchenmöbelhersteller mit rund 17.000 Beschäftigten in den ersten sieben Monaten dieses Jahres laut amtlicher Statistik erwirtschaftet. Damit wurde fast das Vorjahresniveau erreicht: minus 1,2 Prozent. Im Juli stieg der Umsatz um knapp fünf Prozent auf rund 428 Millionen Euro. „Nach den Umsatzrückgängen in den vergangenen beiden Jahren sehen wir mittlerweile Anzeichen einer Erholung, auch wenn das Marktumfeld herausfordernd bleibt“, lässt sich Waldenmeier zitieren. Auch die Auftragslage habe sich stabilisiert. Von Januar bis August habe er 2,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahres gelegen.
Die Folgen der Zölle in den USA
Den größten Teil des Umsatzes erwirtschaften die Küchenmöbler im Inland. Die ausländischen Märkte liegen mit einem Anteil von 46 Prozent fast gleichauf. Probleme gibt es auf den wichtigsten außereuropäischen Absatzmärkten China und den USA. Im Reich der Mitte sorgt die schwache Konjunktur für einen Umsatzrückgang. In den USA sorgten die neu eingeführten Zölle für einen deutlichen Umsatzrückgang. „Wir können sehen, wie unmittelbar die Zölle wirken“, sagt Kurth.
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Mit verhaltenem Optimismus blickt die Industrie auf 2026. Mit Blick auf gestiegene Realeinkommen verbindet der Verband die Erwartung, dass aufgeschobene Küchenkäufe in naher Zukunft nachgeholt würden. „Auch das Investitionsprogramm der öffentlichen Hand und der Bau-Turbo versprechen Impulse, wenngleich es noch dauern wird, bis diese Maßnahmen zu mehr neuen Wohnungen und damit zu mehr Einrichtungsbedarf führen“, so Kurth.