KI in der Küche: So will das Gütersloher Unternehmen Miele uns das Kochen erleichtern

Berlin/Gütersloh. Koch Tobias Wulfmeier macht den Backofen auf, gibt das Blech mit gewürfeltem Kürbis hinein und zeigt auf die Anzeigetafel des Geräts: Nach einer kurzen Analyse sieht man dort ein Bild des Inhalts. Der Backofen hat nicht nur erkannt, was darin ist, sondern auch in welcher Form. Ein Blick in die App auf dem Smartphone verrät ihm, wie lange die Würfel jetzt bei welcher Temperatur im Ofen brauchen werden. Haben sie danach noch nicht die Konsistenz, die er sich vorstellt, merkt sich der Ofen das. Die Daten wandern in die Cloud und werden vom Produzenten Miele ausgelesen. Der Haushaltsgerätehersteller setzt auf künstliche Intelligenz (KI). &bdquo;Die Küche verändert sich“, sagt Geschäftsführer Reinhard Zinkann bei der Vorführung der Geräte am Rande der Internationalen Funkausstellung IFA in Berlin. &bdquo;Wir sehen KI als smarte Unterstützung.“ Kochprozesse sollen so vereinfacht werden. Die KI im Backofen lernt: Ist es Wulfmeiers persönliche Präferenz oder die von allen Nutzern, dass der Kürbis etwas länger im Ofen bleibt? Falls es mehrere Nutzer betrifft, wird bei Miele nachgearbeitet. Wer dem in der App zugestimmt hat, gibt seine Daten dafür anonymisiert weiter. So weiß man dort nicht, wie Wulfmeier seinen Kürbis isst, kann aber Nutzerverhalten auslesen. Miele kann Essgewohnheiten auswerten Pizza ist in Deutschland das am häufigsten zubereitete Gericht im Ofen und am Sonntagmorgen kommen Brötchen und Croissants hinein, verrät Markus Miele, geschäftsführender Gesellschafter und Co-Chef. Andere Länder haben andere Vorlieben. Darum werden die Programme schon bei der Sprachauswahl des Geräts auf die jeweiligen Backgewohnheiten des Nutzerlandes angepasst. Die Daten werden nur intern für die Prozessoptimierung genutzt, verspricht Miele. &bdquo;Miele lebt vom Vertrauen der Kunden.“ Lesen Sie dazu: Neue Produktkategorie bei Miele: Gütersloher Unternehmen präsentiert drei neue Produkte Während Wulfmeier sich mit dem Kürbis beschäftigt, piept plötzlich das Kochfeld. Die Töpfe darauf haben die gewünschte Temperatur erreicht. Während das sogenannte Assistenzsystem Smart Food ID bereits auf der IFA 2022 vorgestellt wurde und 2023 auf den deutschen Markt kam, sind die Töpfe ganz neu. Kochgeschirr von Miele aus Bünde soll Überkochen und Anbrennen verhindern Erst am Mittwoch hat Miele auf der diesjährigen IFA das &bdquo;M Sense Kochgeschirr“ vorgestellt. Mit seiner Hilfe soll nichts mehr überkochen oder anbrennen. Sensorunterstützt arbeitet es mit dem Induktionskochfeld zusammen. Genau wie die Kochplatte müssen die Töpfe vor dem Gebrauch eingeschaltet werden. Am Topf kann man dann das Programm auswählen, danach regelt sich das System selbstständig. Bei der Programmauswahl kann ebenfalls die App helfen. Sie trifft je nach Lebensmittel eine Auswahl und sendet diese an das Kochgeschirr. Solange man die Töpfe auf der Fläche bewegt, ohne den Topf ganz anzuheben, funktionieren sie auf der ganzen Fläche und behalten ihre Einstellung. Entwickelt wurde das System bei Miele in Bünde. Im kommenden April kommen die neuen Töpfe auf den Markt – 300 bis 400 Euro werden die Töpfe voraussichtlich kosten; das Kochfeld KM 8.000 je nach Größe ab 3.000 Euro aufwärts. Lesen Sie auch: Unternehmen Miele aus Gütersloh in Brüssel: So könnte das Kochen der Zukunft aussehen App managt den Kochprozess Über die App kann Wulfmeier den ganzen Kochprozess im Blick behalten. Wenn er dort eingegeben hat, was er kochen möchte und wann es fertig sein soll, sagt ihm die Anwendung, wann er was tun soll, damit alles gleichzeitig fertig ist. Die App ist eine Hilfe, die genutzt werden kann, aber nicht muss, betonen die Hersteller. Auch ein Unterbrechen des Prozesses ist möglich. Man sagt der App, dass man zehn Minuten aufschieben muss, weil etwa ein wichtiger Anruf hereinkommt, dann plant sie die noch nicht ausgeführten Schritte um. Der Assistent kann auch Vorlieben und Allergien der Nutzer anzeigen und bei einer besonderen Ernährung helfen. Lesen Sie auch: Miele steigt ins Outdoor-Cooking ein: &bdquo;Zielgruppe ist die ganze Familie“ KI soll Menschen mit Beeinträchtigungen beim Kochen helfen Auch Menschen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen soll mithilfe der Technik mehr Selbstständigkeit in der Küche ermöglicht werden. Miele kooperiert mit der Stiftung Eben-Ezer in Lemgo. Schon seit 2018 hilft der KI-Assistent in einer Wohnanlage in Detmold. Der sogenannte &bdquo;Cooking Companion“ kann sich dem Tempo des Nutzers anpassen. Vom 5. bis zum 9. September stellen Miele und andere Firmen auf der 101. IFA in Berlin ihre Produktneuheiten vor. Themen sind in diesem Jahr die Zukunft der Intelligenz, der Smart Society, der Konnektivität und der Nachhaltigkeit.

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