Solarstrom: Was der Wegfall der fixen Vergütung für Hausbesitzer bedeuten würde

Über die Förderung der Erneuerbaren wird wieder heftig diskutiert. Auslöser war ein Vorschlag von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), die die gesetzlich garantierte Einspeisevergütung für Solaranlagen auf Hausdächern streichen will. Wir erläutern, was auf Eigenheimbesitzer künftig zukommen könnte. Was genau will Reiche abschaffen? Sie will abschaffen, was bislang maßgeblich für den Ausbau der Fotovoltaik war: Die Einspeisevergütungen für die Anlagen auf Hausdächern. Damit fing vor 25 Jahren der Boom der Erneuerbaren an. Wie funktioniert die Vergütung? Wer Solarmodule auf dem Dach installiert hat, speist einen Teil oder den gesamten erzeugten Strom ins Netz ein. Dafür wird vom Staat eine fixe Vergütung bezahlt. Wer heute seine Anlage bei der Bundesnetzagentur registriert, erhält 7,86 Cent für jede Kilowattstunde, und zwar für die Dauer von 20 Jahren. Was ist daran so problematisch? Reiche spricht davon, dass Energie &bdquo;unkontrolliert“ eingespeist und so das Netz unter Stress gesetzt werde. Der Hintergrund: Da Betreiber der Dachanlagen fixe Vergütungen erhalten, speisen sie auch dann ein, wenn ein Überangebot an elektrischer Energie besteht – meistens ist dies mittags der Fall. Die Konsequenz ist, dass zu diesen Zeiten die Preise an der Strombörse sogar in den negativen Bereich fallen. Zudem müssen Erzeugungsanlagen abgeschaltet werden, um eine Überlastung der Netze zu verhindern. Dies verursacht Kosten, die alle Stromkunden tragen müssen. .responsive23-ZssAbcgQLCcZz7gy-bar-grouped-horizontal-stromeinspeisung-in-deutschland { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-ZssAbcgQLCcZz7gy-bar-grouped-horizontal-stromeinspeisung-in-deutschland { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-ZssAbcgQLCcZz7gy-bar-grouped-horizontal-stromeinspeisung-in-deutschland { padding-top: 166.67%; } } Welche Ziele verfolgt Reiche? Für bestehende Dach-Kraftwerke soll Bestandsschutz bis zum Ablauf der 20-Jahre-Fristen geben. Der Wegfall der Vergütung soll nur für neue Anlagen gelten und auch eine Entlastung für die Netze bringen. Dies könnte zwar auch durch einen Ausbau und die Digitalisierung der Leitungssysteme angegangen werden, wäre aber erstens mit massiven Kosten verbunden und zweitens hochgradig komplex, weil es vor allem um die feinverästelten Infrastrukturen von bundesweit etwa 860 regionalen Verteilnetzen geht. Lesen Sie auch: Solaranlagenbesitzer warten teils monatelang auf ihr Geld Was hält die Solarbranche vom Vorschlag der Ministerin? Der Bundesverband Solarwirtschaft weist Reiches Vorschlag zurück, warnt vor einer Gefährdung der gesetzlichen Klimaziele und einer Schädigung der gesamten Branche. Eine Umfrage unter Solarinstallateuren habe ergeben, dass ohne eine Förderung nur vier von zehn Kunden sich eine Dachanlage anschaffen würden. Der Bundesverband des Solarhandwerks schlägt auch mit Blick auf den Rückgang des Solarzubaus im ersten Halbjahr Alarm und fordert von Reiche &bdquo;eine konsequente politische Kurskorrektur“ und Investitionssicherheit für die Branche. Können sich Solaranlagen auch ohne fixe Vergütung rechnen? Jannik Schall vom Energie-Startup 1Komma5-Grad sagt dieser Redaktion: &bdquo;Die Solaranlage der Zukunft ist ohne die Einspeisevergütung wirtschaftlich.“ Aber: Nach seinen Worten müssen die Voraussetzungen geschaffen werden, damit für Betreiber von Dachanlagen die Direktvermarktung des erzeugten Stroms an der Börse auch praktikabel wird. Was muss getan werden? Laut Schall sind die Prozesse, um Hausbesitzer für die Direktvermarktung anzumelden, extrem aufwendig, mühsam und teuer: &bdquo;Das muss ganz dringend vereinfacht werden.“ Zwar sei die gesamte Technik in Nachbarländern millionenfach erprobt. Aber: &bdquo;Wir kritisieren, dass es an Maßnahmen für den Übergang vom alten ins neue System mangelt.“ Wie würde die Direktvermarktung funktionieren? Der Betreiber benötigt neben den Solarmodulen einen Batteriespeicher und ein Energiemanagementsystem, das automatisiert Strom einspeichert und ihn dann verkauft, wenn er rar und teuer ist. Damit werden die Schwankungen der Börsenpreise im Tagesverlauf ausgenutzt. .responsive23-ni5VMuun3O7Rcp8g-bar-vertical-anteil-photovoltaik-an { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-ni5VMuun3O7Rcp8g-bar-vertical-anteil-photovoltaik-an { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-ni5VMuun3O7Rcp8g-bar-vertical-anteil-photovoltaik-an { padding-top: 142.86%; } } Welche Erlöse können Betreiber damit erzielen? Das hängt von vielen Faktoren ab. Das Vergleichsportal Verivox hat für diese Redaktion eine Beispielrechnung für eine Durchschnittsfamilie in einem Eigenheim mit Solaranlage und Batteriespeicher errechnet. Knapp ein Drittel des erzeugten Stroms wird selbst verbraucht, der Rest an der Börse verkauft. Das bringt pro Jahr Einnahmen von rund 1.000 Euro. Zu welchem Preis wird der Strom an der Börse verkauft? Verivox geht von 4 Cent pro Kilowattstunde aus. Das war in etwa der Durchschnittspreis, den Betreiber im vorigen Jahr durch eine Vermarktung an der Börse erlösen konnten. Allerdings lagen während der Energiekrise in den Jahren 2021 bis 2023 die Notierungen erheblich höher. Davor waren es im Schnitt aber nur bei 3,6 Cent. Wie sieht die Rechnung mit der aktuellen Einspeisevergütung aus? Mit den 7,86 Cent pro KWh kommen in der Beispielrechnung statt 1.000 knapp 1.270 Euro zusammen. &bdquo;Unter diesen Voraussetzungen hat sich die Solaranlage innerhalb von rund 15 Jahren amortisiert“, so das Vergleichsportal. Bei der Direktvermarktung würde es vier Jahre länger dauern. Verivox-Experte Thorsten Storck sagt: &bdquo;Die Preise an der Strombörse schwanken stark. Der Wegfall der garantierten Vergütungssätze würde die Anschaffung einer Fotovoltaikanlage deutlich riskanter machen als bisher.“ Sind weitere Faktoren zu bedenken? Branchenkenner verweisen immer wieder auf einen ganz speziellen Vorteil des Systems mit den garantierten Einspeisevergütungen, nämlich die günstige Finanzierung: Banken geben bereitwillig Kredite, weil deren Risiken gering sind, da die Einnahmen aus der Einspeisevergütung über den langen Zeitraum von 20 Jahren mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sicher sind und das Abbezahlen von Krediten sehr gut kalkulierbar ist. Diese Konstellation würde sich bei einer Umstellung auf Direktvermarktung verändern.

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