Übernahme-Deal geplatzt

Geplatzte Vion-Übernahme: Tönnies will trotz Kartellamt-Verbot weiter kämpfen

Der Schlachtkonzern, der jetzt als Premium Food Group firmiert, wollte mehrere Standorte in Süddeutschland übernehmen. Gegen das Verbot des Kartellamts will das Gütersloher Unternehmen vorgehen.

Seit Anfang 2025 heißt Tönnies „Premium Food Group“. | © Friso Gentsch/dpa

Mareike Köstermeyer
30.07.2025 | 30.07.2025, 14:17

Gütersloh/Bonn. Deutschlands größter Fleischkonzern Premium Food Group (PFG, vormals Tönnies) hat trotz der Untersagung durch das Kartellamt seine Absicht bekräftigt, mehrere Schlachthöfe des Unternehmens Vion zu übernehmen. „Wir geben nicht auf. Wir werden da weiter drum kämpfen um die Standorte“, sagte PFG-Chef Clemens Tönnies am Dienstag vor Journalisten. Anlass war eine Veranstaltung eines Bauernverbandes im baden-württembergischen Ilshofen am Montagabend zum Thema „Zukunft der süddeutschen Schlachthöfe“.

Das Bundeskartellamt hatte die von Tönnies geplante Übernahme mehrerer Unternehmen und Beteiligungen der Vion GmbH und der Vion Beef B. V. Mitte Juni untersagt. Jegliche Pläne des Rheda-Wiedenbrücker Konzerns, der seit dem 1. Januar 2025 als Premium Food Group firmiert und sich im Süden Deutschlands vergrößern wollte, lagen vorerst auf Eis. Die Entscheidung stieß in der Firmenzentrale im Kreis Gütersloh auf große Enttäuschung.

Insbesondere bei der Übernahme der Vion-Schlachthöfe in Buchloe, Crailsheim und Waldkraiburg äußerte die Wettbewerbsbehörde Bedenken. „Die Übernahme der vier Standorte hätte die Marktposition von Tönnies zum Nachteil der Landwirtinnen und Landwirte und der verbleibenden kleineren Wettbewerber in den betroffenen Regionen bedenklich verstärkt“, sagte Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes. Denn damit würde der Schlachtkonzern aus Rheda-Wiedenbrück, in der Mitteilung der Behörde weiterhin „Tönnies“ genannt, neben seiner bereits dominierenden Position in der Schlachtung und Verarbeitung von Schweinen in Deutschland auch im Bereich Rinder eine Führungsposition erlangen.

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Bisher gilt Vion als Marktführer im Bereich der Rinderschlachtung in Süddeutschland. Doch im Juni 2024 hatte die in den Niederlanden ansässige Food-Gruppe bekanntgegeben, sich weitgehend aus Deutschland zurückziehen zu wollen und die Standorte zu verkaufen. Doch nach Auffassung der Wettbewerbsbehörde verringere eine Übernahme durch die Rheda-Wiedenbrücker Premium Food Group die Ausweichmöglichkeiten für Erzeuger und Abnehmer und würde so „die Marktstellung der Tönnies-Gruppe und deren Handlungsspielräume erweitern“, heißt es vonseiten des Bundeskartellamtes.

Eingereichte Vorschläge reichen nicht für Zusage

Allen Beteiligten seien die „wettbewerblichen Bedenken im März 2025 in Form eines Anhörungsschreibens mitgeteilt“ worden. Und auch die daraufhin von den Verantwortlichen der Premium Food Group eingereichten Vorschläge, die unter anderem Veräußerungen und Verpachtungen von einzelnen Standorten an bestimmte Erwerber konnten das Kartellamt nicht von einer Zusage überzeugen.

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In einer Stellungnahme des Konzerns aus dem Kreis Gütersloh hieß es auf Nachfrage dieser Redaktion: „Diese Entscheidung ist ein harter Schlag für die Landwirtinnen und Landwirte in Süddeutschland, die seit Monaten auf eine klare Zukunftsentscheidung gehofft haben.“ In den vergangenen Monaten sei sowohl für die Landwirtschaft als auch für die Betriebe ein tragfähiges Zukunftskonzept aufgestellt worden.

Landwirtschaftsministerin kritisiert Entscheidung

Auch Bayerns Landwirtschaftsministerin bedauerte die Entscheidung des Bundeskartellamtes. Damit habe die Behörde einen „wichtigen Schritt zur Sicherung ausreichender Schlachtkapazitäten und kurzer Schlachtwege verhindert“, sagte Michaela Kaniber (CSU). „Unsere bayerischen und süddeutschen Rinderbetriebe stehen mit der Entscheidung des Bundeskartellamts erneut vor der Frage, wo in Zukunft die Tiere abgenommen werden.“ Statt kurze Transportwege und die Übernahme durch ein deutsches Unternehmen zu fördern, schiebe das Kartellamt einen Riegel vor, kritisierte die Ministerin. „Dieser Schritt ist für mich absolut nicht nachvollziehbar.“

Doch für das Kartellamt steht fest: Durch die Fusion würde Tönnies auch seine Marktführerschaft in Deutschland auf den Absatzmärkten für die Vermarktung von Schweinen und Schweine-Schlachtfleisch weiter ausbauen und auf dem Absatzmarkt für die Vermarktung von Rindern zum Marktführer aufsteigen. In den Augen der Behörden würde der Konzern damit eine marktbeherrschende Stellung einnehmen.

Mit Material der dpa.