
Bielefeld. Angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten und globaler Krisen hat der Einzelhandel in Deutschland 2024 nur ein geringes Wachstum verzeichnen können. Um 2,2 Prozent auf 663,8 Milliarden Euro stiegen die Umsätze bundesweit an. Inflationsbereinigt entspricht das einem Zuwachs von 0,9 Prozent.
Für die Region haben der stellvertretende Vorsitzende Rainer Schorcht und Hauptgeschäftsführer Jan-Erik Weinekötter vom Handelsverband OWL am Dienstag in Bielefeld ein gemischtes Ergebnis präsentiert. Auch hier stiegen die Umsätze, und zwar auf insgesamt 11,7 Milliarden Euro, was inflationsbereinigt ebenfalls einem Plus von 0,9 Prozent entspricht.
Bei einem Blick auf die einzelnen Kreise variieren die Ergebnisse jedoch stark: Negativer Ausreißer ist dabei erneut die Stadt Bielefeld, die gar ein Minus von elf Millionen Euro (minus 0,5 Prozent) verkraften musste. Schon 2023 war sie das Schlusslicht bei der Umsatzentwicklung im OWL-Einzelhandel. „Diverse Baustellen und Straßensperrungen, aber auch eine anhaltend negative Grundstimmung zur politisch verkündeten Verkehrswende, ohne dabei die Bürgerschaft umfassend mitzunehmen, sind einige Gründe“, heißt es in einer Analyse des Handelsverbands.
Lesen Sie auch: Warum die Einzelhandelskrise Bielefeld heftiger trifft
In Bielefeld als größter Stadt und Oberzentrum der Region kämen fast ein Drittel der stationären Umsätze von außerhalb, Kunden reisten oft mit dem Auto an, doch genau diese Kunden fühlten sich oftmals nicht mehr willkommen, beklagt der Handelsverband. Hier müsse dringend nachgesteuert werden – sowohl mit tatsächlichen Maßnahmen als auch einer besseren Kommunikation. Schon in den Vorjahren hatte der Handelsverband diese Kritik vehement vorgebracht.

Mehrere OWL-Kreise wachsen überdurchschnittlich stark
Größter Gewinner ist der Kreis Gütersloh mit einem Plus von 80 Millionen Euro oder 4,2 Prozent. Getrieben wird dieser Erfolg jedoch nicht von der Stadt Gütersloh, sondern von einem deutlichen Umsatzplus der umliegenden Städte im Kreisgebiet, betont der Handelsverband. Die Entwicklung gehe einher mit einer gestiegenen Einwohnerzahl in dem traditionell wirtschaftsstarken Kreis.
Auch die Kreise Höxter (plus 4 Prozent), Minden-Lübbecke (plus 3,2 Prozent) und Herford (plus 2,3 Prozent) übertrafen mit ihrem Wachstum den Bundes- und Landesschnitt. Weniger stark wuchsen die Umsätze im Kreis Paderborn (plus 2 Prozent) und im Kreis Lippe (plus 0,5 Prozent).
Auch 2025 sei der Einzelhandel in der Region zwar verhalten ins Jahr gestartet, es gebe aber Licht am Ende des Tunnels, schreibt der Handelsverband. Er hofft auf die angekündigten Entlastungen der neuen Bundesregierung für Unternehmen und Bürger. Deutschlandweit werde ein Umsatzplus von zwei Prozent erwartet. „Wenn wir uns in Ostwestfalen-Lippe ein klein wenig besser als der Bundesdurchschnitt entwickeln, dann könnte das Jahr einen mehr als versöhnlichen Verlauf nehmen“, heißt es.