
Bünde/Gütersloh. „Es gab viel Gegenwind und es war echt ein hartes Jahr.“ Bei einem Pressegespräch im Miele-Werk in Bünde hat Christian Gerwens keinen Hehl daraus gemacht, dass eine anspruchsvolle Zeit hinter dem Gütersloher Traditionsunternehmen liegt. Trotz des weiterhin turbulenten Marktumfeldes blicke man nun aber wieder optimistisch in die Zukunft, sagte der Miele-Vertriebsleiter für die wichtigen Märkte in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH-Region).
Zur aktuellen Geschäftsentwicklung sagte Gerwens, dass Miele nach Abschluss des ersten Quartals Ende März „aktuell in diesem Jahr noch im Plus“ liege. Wegen der Osterzeit könne es zwar sein, dass „wir im April unter Umständen Umsätze verlieren“, aber für das gesamte Jahr 2025 rechne Miele insgesamt mit einem leichten Wachstum. Stand jetzt werde dies auch erreicht.
Bereits Ende Februar hatte das Unternehmen auf der Bilanzpressekonferenz trotz Sparprogramm und Stellenabbau für das Jahr 2024 eine Umsatzsteigerung um 1,7 Prozent auf 5,04 Milliarden Euro bekannt gegeben. Auch die weltweite Mitarbeiterzahl war einigermaßen überraschend auf 23.500 gestiegen. Ohne das eingerechnete Medizintechnik-Joint-Venture von Steelco und Belimed wären Umsatz und Mitarbeiterzahl in 2024 aber wohl gesunken.
Miele hat Reaktionen auf Verlagerung nach Polen unterschätzt
Dank eines umfassenden Restrukturierungsprogramms sei nach „neun schwierigen Monaten“ nun aber „der Turnaround geschafft“, sagte Gerwens. Zu den getroffenen Maßnahmen zählen neben Produktinnovationen, Preisanpassungen, intensiveren Händlerkontakten und aufwendigen Werbekampagnen auch ein Stellenabbau in Deutschland sowie die Verlagerung großer Teile der Waschmaschinenproduktion nach Polen.
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„Einzelne Händler hatten ja Kampagnen gestartet, in denen es hieß: ’Kaufen Sie die letzte Waschmaschine aus Deutschland’“, berichtete Gerwens. In diesem Zusammenhang räumte der Manager, der seit mehr als 30 Jahren bei Miele ist, ein, dass das Unternehmen die Wucht an Reaktionen gerade auf die Produktionsverlagerung nach Polen unterschätzt habe. „Das war schon heftig“, sagte Gerwens.

Gleichzeitig ließ er durchblicken, dass das Siegel „Made in Germany“, mit dem einzelne Konkurrenten werben würden, im Endeffekt eine Mogelpackung sei. „Da schreibt man drauf ’Made in Germany’. Aber guckt man in das Sortiment rein, sind zehn Prozent der Produkte ’Made in Germany’ und der Rest kommt weiterhin aus dem Ausland. Die zehn Prozent werden aber geschickt vermarktet und das vermittelt dem Endkunden den Eindruck ’Made in Germany’, was aber nicht der Fall ist“, sagte Gerwens.
Maßnahmen haben Image von Miele nicht geschadet
Eine in Auftrag gegebene Studie sei aber zu dem Ergebnis gekommen, dass die getroffenen Maßnahmen dem Image von Miele als langlebige Premiummarke nicht geschadet haben. Und auch der Abbau von rund 1.300 Stellen in Deutschland, was bei 11.700 Miele-Beschäftigten in Deutschland etwa jeder neunten Stelle entspricht, sei bislang ohne betriebsbedingte Kündigungen geschafft worden. „Wir haben Wort gehalten und das sozialverträglich gemacht“, sagte Gerwens hierzu.
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Das weiterhin turbulente Marktumfeld sei trotz Kurskorrektur aber immer noch herausfordernd, räumte Gerwens ein. Trotz des jüngst gebauten Miele-Werkes in den USA sei man mit Blick auf die Trump-Zölle nicht aus dem Schneider, da Vorprodukte unter anderem auch aus Bünde kämen.
Dass durch die hohen US-Zölle auf chinesische Produkte vermehrt Hersteller aus China auf den europäischen Markt drängen könnten, macht Gerwens hingegen keine Angst. „Es gab in der Vergangenheit schon viele Situationen, wo neue Anbieter schnell in den Markt gegangen sind. Aber das ist nicht nachhaltig“, sagte Gerwens im Bewusstsein einer Marke, die bei Kundinnen und Kunden laut der konzerneigenen Studie immer noch hohes Vertrauen genießt.