
Bielefeld. Mit den hohen Zöllen auf in die USA importierte Waren will US-Präsident Donald Trump die heimische Wirtschaft ankurbeln und Arbeitsplätze vor Ort schaffen. Seit vergangenem Samstag belegen die USA Einfuhren aus allen Ländern pauschal mit Zöllen von zehn Prozent, Waren aus der EU werden ab dem 9. April mit einem Zoll von 20 Prozent belegt. Warum Trumps Pläne trotzdem langfristig nicht aufgehen, erklärt der Wirtschaftswissenschaftler Julian Hinz, der an der Universität Bielefeld lehrt und die Forschungsgruppe Handelspolitik am Kiel Institute leitet.
Herr Hinz, welche Auswirkungen haben die Zölle auf die Weltwirtschaft?
Julian Hinz: Die Hauptwirtschaftseffekte sind vor allem in den USA drastisch und negativ. Denn dort werden nicht nur importierte Waren teurer, auch die Preise von Waren, die in den USA produziert wurden, steigen aufgrund der mangelnden Konkurrenz. Das Ergebnis ist, dass die Verbraucher weniger kaufen.
Bisher hat sich Trump nicht einsichtig gezeigt, die Zölle zurückzunehmen. Stattdessen fordert er die Weltwirtschaft heraus, ihm „gute Angebote“ zu machen. Wie sind die Reaktionen darauf?

Die Europäische Union hat durchaus sehr potente Mittel, um auf die horrenden Zölle von Trump zu reagieren. Auch wenn die Verantwortlichen bisher keine konkreten Gegenmaßnahmen genannt haben, sind beispielsweise Abgaben auf digitale Dienstleistungen von US-Unternehmen in der EU denkbar oder Sonderzölle auf US-Produkte wie Jeans, Bourbon-Whiskey oder Erdnussbutter.
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Mit Produktionsstandorten in den USA sind einige internationale Unternehmen – auch aus OWL – von den Zöllen weniger betroffen und schaffen gleichzeitig Arbeitsplätze vor Ort – genau das, was Trump erreichen möchte. Was also, wenn wir sein Spiel mitspielen? Könnte eine Dezentralisierung der Wirtschaft die Lösung sein?
Ganz klar: Nein. Die USA haben nicht die Kapazitäten, das zu produzieren, was sie konsumieren. Das Konsumverhalten der Menschen macht Trumps Pläne unmöglich. Die Produktion von Computern oder Smartphones zum Beispiel wäre kostentragend gar nicht möglich. Und Vorleistungsprodukte, die es für die Produktion braucht, würden weiterhin mit hohen Importzöllen belegt.
Wie sollte also stattdessen die Lösung aussehen?
Klassische Freihandelsabkommen sollten weiterhin das Mittel der Wahl sein. Sie müssen nicht so ausufernd sein wie das schon einmal geplante Freihandelsabkommen TTIP. Aber die beste Lösung für eine funktionierende Weltwirtschaft bleiben Abkommen, die die Handelshemmnisse wie Zölle reduzieren. Das muss auch US-Präsident Trump erkennen. Die EU ist darum weiter zu Gesprächen bereit.