
US-Präsident Donald Trump lässt auf seine Wahlversprechen Taten folgen. Ab Samstag, 5. April, belegen die USA Einfuhren aus allen Ländern pauschal mit Zöllen von zehn Prozent. Ein weiterer komplexer Mechanismus, der ab dem 9. April in Kraft treten wird, sorgt dafür, dass auf viele Länder noch viel höhere Zölle zukommen werden. Auch für den Export von EU-Waren in die USA bedeutet das, dass sie mit einem Zoll von 20 Prozent belegt werden.
Rund 600 Unternehmen aus Ostwestfalen-Lippe pflegen der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen (IHK) zufolge Geschäftsbeziehungen in die USA. Laut Arndt Kirchhoff, Präsident der Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen, könne die drastische Erhöhung der Einfuhrzölle durch die USA zu einem „historischen Wendepunkt im internationalen Welthandel“ werden.
Noch drastischer drückt es der Präsident der IHK, Jörn Wahl-Schwentker aus: „US-Präsident Donald Trump eskaliert mit seiner aggressiven Zollpolitik den Handelskonflikt.“ Bei dauerhafter Umsetzung der angekündigten Handelszölle werde es zu Verwerfungen im globalen Handel kommen, mahnt er an. „Doch die Wechselwirkungen und Veränderungen in den weltweiten Handelsströmen sind derzeit noch nicht seriös abzuschätzen und die konkreten Auswirkungen daher abzuwarten.“
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150 OWL-Unternehmen mit US-Standorten
Wohl aus dem Grund gibt es bisher noch wenig Stellungnahmen von den direkt von den Zöllen betroffenen Unternehmen. Schon jetzt betreiben 150 der insgesamt 600 ostwestfälischen Unternehmen mit transatlantischen Geschäftsbeziehungen eigene Standorte in den USA, wie beispielsweise der Espelkamper Steckverbinderhersteller Harting, die Paderborner Benteler-Gruppe, der Elektrogerätehersteller Miele aus Gütersloh oder Diebold Nixdorf aus Paderborn. Denn dezentrale Produktionsstandorte machen die ostwestfälischen Unternehmen resilienter gegenüber Währungsschwankungen und Handelsbarrieren wie dem Zoll-Paket des US-Präsidenten.
Doch klar sei laut Wahl-Schwentker schon jetzt: „Ein Handelskonflikt bringt nur Verlierer hervor.“ Dies gelte insbesondere auch für die USA, dort drohe durch Trumps Zollpolitik und Abschottung „ein empfindlicher Inflationsschub und eine Konjunktureintrübung bis hin zur Rezession“, mahnt Wahl-Schwentker. Auch unsere Wirtschaft, unsere Unternehmen und damit die Menschen auch in Ostwestfalen werden die Auswirkungen zu spüren bekommen.
Darum betonen Wirtschaftsvertreter, dass jetzt auch ein geschlossenes Auftreten Europas umso wichtiger sei. „Gerade Deutschland hat als starke Exportnation ein fundamentales Interesse an einem freien und fairen Welthandel“, sagt Kirchhoff, der Deutschland empfiehlt, jetzt mit der EU und anderen wichtigen Handelspartnern weltweit eine Offensive für offene Märkte und Freihandel zu starten. Damit wachse auch der ohnehin schon hohe Handlungsdruck auf einer neuen Bundesregierung, ergänzt Wahl-Schwentker.
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